Hamminkeln. Neue Stipendiaten starten: Zwei Monate lang werden eine Künstlerin und ein Künstlerkollektiv trotz Corona die Nähe zu den Bürgern suchen.
30 Künstler, Künstlerinnen und Künstlergruppen hatten sich beworben, Therese Schuleit und das Künstlerkollektiv „RaumZeitPiraten“ haben den Zuschlag bekommen: Sie werden in den kommenden zwei Monaten ein Ringenberg-Stipendium erhalten.
Damit wollen die Derik-Baegert-Gesellschaft und die Stadt Hamminkeln künstlerische Forschungsansätze fördern, die in Zeiten von Corona-Abstandspflicht das Thema „neue Nähe“ bearbeiten. Den Künstlern steht nun eine Wohnung auf Schloss Ringenberg zur Verfügung und sie erhalten je 1500 Euro im Monat.
Sieben Dörfer kennenlernen
Ziel der beiden Stipendien ist es vor allem, den Kulturort Schloss Ringenberg stärker als bisher in der Stadtgesellschaft zu verankern.
Die Kölnerin Therese Schuleit (39) will sich von nun an in Hamminkeln bewegen, die sieben Dörfer kennenlernen und ihnen zuhören.
Sie möchte mit Menschen an den verschiedensten Orten sprechen, aber sich auch an Plätze begeben, wo man nur wenig hört – einen Esel vielleicht oder die vermeintlich Stille der Nacht. Elektronik wird ihr dabei helfen, die Geräusche zu verstärken. Aus dem, was sie einfängt, will sie dann Toncollagen fertigen, die Hamminkeln abbilden.
Hamminkeln-Hörspiel abrufbar
Die Stadtgesellschaft kann dann sich selbst auf einer Website lauschen, doch nicht nur: Schuleit möchte auch an verschiedenen Stellen in der Stadt kleine Holzkästchen aufstellen, aus denen dann auf Knopfdruck ihr Hamminkeln-Hörspiel abrufbar ist. Nicht nur im öffentlichen Raum, so ihre Idee: Der örtliche Bäcker etwa könnte eine Patenschaft für ein solches Ton-Holzkästchen übernehmen und im Verkaufsraum installieren.
Schuleit hat bereits einmal eine Fahrradtour auf diese Weise beschrieben – einen ganzen Ort klanglich nachzuzeichnen, ist eine neue Herausforderung für sie.
Auch den „RaumZeitPiraten“ geht es um eine Abbildung der Stadt in Corona-Zeiten. Auf ihrer Website www.raumzeitpiraten.com können Hamminkelner ab sofort Sprachnachrichten aufsprechen, in denen sie ihre Stadt schildern. Die drei Wuppertaler Tobias Daemgen, Jan Ehlen und Moritz Ellerich wollen junge Hamminkelner dazu bringen, ältere oder weniger technikbegeisterte Bürger in das Projekt einzubinden, um so auch die Kommunikation innerhalb der Stadtgesellschaft zu verstärken.
Auch an Vereine wollen sie herantreten, sich an der Produktion einer digitalen Stadtgeschichte aus Sicht ihrer Bürger zu beteiligen. Die soll dann in die Realität zurückkehren: beispielsweise könnten die von den Künstlern zusammengefügten Textnachrichten in einem leerstehenden Ladenlokal gespielt werden. Unterstützung erhält das Stipendien-Projekt vom Kulturraum Niederrhein sowie vom Land NRW im Rahmen des Programms „Dritte Orte“. Ende August wird die Stadt erneut einen Antrag auf Förderung stellen.
Bürgermeister Bernd Romanski ist zuversichtlich, dass er genehmigt wird, denn „wir sind auf einem guten Weg, weil nun die Bürger eingebunden sind.“
>>> PRÄSENTATION UND VERÖFFENTLICHUNG:
So möchte die Künstlergruppe „RaumZeitPiraten“ ihre Ergebnisse der Allgemeinheit zugänglich machen: Die Präsentation soll in einem abschließenden Schritt, neben der Verteilung auf digitalen Kanälen, in die analoge Lebenswelt zurückgeführt werden: Bisher sind zwei, in der Stadt Hamminkeln verortete Präsentationsformen geplant, die gemeinsam mit den Stadtbewohnern weiter ausgearbeitet werden. Mit einer mobilen Version „digitale Postkutsche“ von Haus zu Haus fahrend und mit einer stationären Version, zum Beispiel durch die Bespielung eines leerstehenden Ladenlokals mit den gesammelten, digitalen Materialien.