Kreis Wesel. Uferschwalbe und Trauerseeschwalbe sind selten geworden. Die Biologische Station möchte sie zurück in den Kreis Wesel holen.

„Wohnen am See“ nennt die Biologische Station eines ihrer aktuellen Projekte, das noch im Anfangsstadium ist: Ziel ist es, Siedlungen für Uferschwalbe und Trauerseeschwalbe zu schaffen. 18.812,80 Euro dafür sollen aus den Kreismitteln für Investitionen im Natur- und Umweltschutz kommen – insgesamt stehen in diesem Jahr 70.000 Euro in diesem Topf zur Verfügung.

Beide Vogelarten sind bedroht und die Naturschützer wollen aktiv gegen ihr Aussterben angehen, denn diese Tiere kamen einst häufig in der Region vor, seit Jahrzehnten aber schon nicht mehr oder kaum noch.

Uferschwalben gehören zu den echten Schwalben, Trauerseeschwalben dagegen sind mit den Möwen verwandt – beide sind als Zugvögel lediglich Sommergäste in unseren Breiten.

Uferschwalben benötigen Steilwände um zu nisten

Uferschwalben nutzen die künstlichen Nistwände. Solche will die Biologische Station auch im Kreis Wesel den Tieren anbieten.
Uferschwalben nutzen die künstlichen Nistwände. Solche will die Biologische Station auch im Kreis Wesel den Tieren anbieten. © Hans Glader

Uferschwalben gibt es im Kreis Wesel nur nach an aktiven Kiesgruben: Der Vogel lebt gern am Abgrund, er gräbt seine Bruthöhlen in Steilwände und siedelt in Kolonien an geeigneten Gewässern.

Während der Abgrabung werden ihnen von den Kiesunternehmen aktiv solche Steilwände zur Verfügung gestellt. Standorte an aufgegebenen Abgrabungen stehen hingegen laut Kreisverwaltung Wesel den Tieren aus Gründen der Verkehrssicherung nicht zur Verfügung.

Ziel der Biologischen Station ist es, geeignete Brutgelegenheiten außerhalb des Kiesabbaus zu finden oder künstliche Steilwände zu schaffen, wo Sicherheitsaspekte dem nicht entgegen stehen. Erfahrungen damit hat das Kiesunternehmen Holemans am Reeser Meer bereits gemacht: „Plattenbauten“ für Uferschwalben, also künstliche Nistwände aus Beton, hat das Unternehmen dort aufgestellt. Sie werden von den Vögeln angenommen.

Brutflöße und künstliche Artgenossen für die Trauerseeschwalbe

https://www.nrz.de/staedte/wesel-hamminkeln-schermbeck/vogelparadies-an-der-ausgrabung-bergerfurth-in-wesel-id217151191.htmlTrauerseeschwalben waren früher auch bei uns zuhause, derzeit gibt es sie landesweit aber nur noch im Kreis Kleve – der Vogel ist sehr anspruchsvoll und spezialisiert. Um diese Art im Kreis Wesel wieder anzusiedeln, suchen die Naturschützer geeignete Stellen, an denen sie Brutflöße ausbringen können – die werden im Nachbarkreis Kleve von den Vögeln gern genutzt.

Sollte es gelingen, auch im Kreis Wesel wieder Trauerseeschwalben heimisch werden zu lassen, würde das auch die Vorkommen im Nachbarkreis stabilisieren.

Wie geht die Biologische Station das Vorhaben an? Zunächst geht es darum, geeignete Standorte für die beiden Vogelarten zu finden und die Eigentümer anzusprechen. Trauerseeschwalben reagieren zudem auf Attrappen ihrer eigenen Art und auf Rufe die vom Tonband kommen.

Erste Schritte für das Projekt in diesem Jahr, Umsetzung von 2021 an

Eine Trauerseeschwalbe füttert ihren Nachwuchs auf einem vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve angebrachten Floß.
Eine Trauerseeschwalbe füttert ihren Nachwuchs auf einem vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve angebrachten Floß. © NRZ | NZ im Kreis Kleve

Erfahrungen damit gibt es in den Niederlanden und im Kreis Kleve, hier ist ein reger Austausch geplant um alles richtig zu machen. Die Flöße würde die Biologische Station Wesel von den Klever Kollegen zum Selbstkostenpreis bekommen.

Auch soll in diesem Jahr noch das übrige benötigte Material beschafft werden: Die Vogelmodelle könnten auf einem 3-D-Drucker hergestellt werden. Das zusammen kostet die beantragten 18.812,80 Euro – der Ausschuss stimmte dem zu.

Erst im kommenden Jahr geht es an die Umsetzung, dann sollen auch Fördermittel des Landes und verschiedener Naturschutz-Stiftungen ins Boot geholt werden.

Für die Jahre 2021 bis 2023 werden 100.000 bis 150.000 Euro notwendig – das hänge von der Anzahl der benötigten künstlichen Steilwände für die Uferschwalbe ab, erläuterte Klaus Kretschmer von der Biologischen Station dem Umwelt- und Planungsausschuss. Der Kreis will sich auch an der zweiten Projektphase beteiligen, sein finanzieller Anteil liegt bei 20 Prozent, maximal aber 34.000 Euro.