Wesel. Die Reisebüros in Wesel und Umgebung sind derzeit oft mit Stornierungen beschäftigt. Sie wissen aber auch, wo Urlaub wieder möglich ist.

Erst im vergangenen Jahr hat Ute Schaaf den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt, nach 36 Jahren in der Reisebranche ist die Gindericherin nun persönliche Reiseberaterin: Ein mobiles Reisebüro quasi, allerdings mit aller Technik, die auch einem stationären Reisebüro zur Verfügung steht und Zugriff auf alle Reiseveranstalter. Bloß: Etliche Reisen, die sie 2019 für ihre Kunden gebucht hat, sind storniert, 150 bislang.

„Die Arbeit habe ich schon geleistet, die Provision muss ich zurück geben“, sagt die 55-Jährige, die aber nicht aufgeben wird. Bei einer Individualreise durch Kanada mit dem Wohnmobil, von ihr organisiert und durchgeplant, habe sie fast geweint: So viel Arbeit, so eine tolle Reise organisiert. Dann kam Corona, Kunden saßen in Panama und Neuseeland fest und der kanadische Traumurlaub musste rückabgewickelt werden.

Viele Leute steigen auf Fahrradurlaub um

Von einem stationären Reisebüro – sie hat viele Jahre bei Reiseveranstaltern und in Reisebüros gearbeitet, zuletzt am Berliner Tor – unterscheidet sie, dass es keine festen Geschäftszeiten gibt: Termine am Abend und am Wochenende sind häufig, Schaaf besucht die Kunden, man geht ins Café oder die Reiselustigen kommen zu ihr, auch Videokonferenzen sind möglich.

Und, reisen die Leute jetzt, wo es wieder möglich ist? „Viele Leute möchten Fahrradurlaube buchen“, sagt die Fachfrau. Auch werden allmählich wieder die norddeutschen Feriengebiete gebucht. „Ich stehe in Kontakt mit meinen Kunden, das klappt in den Hotels. Wenn auch anders als bislang das Frühstücksbuffet entfällt“, berichtet sie.

Ungewissheit bei Auslandsreisen

Und Auslandsreisen? Im Juni gehe wohl nichts, aber viele Menschen rufen für Juli an. Es gibt zahlreiche Ungewissheiten, so wollen Spanien und Italien erstmal für die eigenen Landsleute ihre Urlaubsorte wieder öffnen, zudem seien viele Flughäfen dicht. „Auch wenn man einreisen kann: Es muss sicher sein, dass die Kunden weder im Urlaubsland noch nach der Rückreise in Quarantäne müssen“. All-inclusive gebucht? „Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie das funktionieren kann.“

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Ute Schaaf rät für dieses Jahr von Fernreisen ab, Südafrika und USA beispielsweise. „Ich habe auch Bedenken bei Kreuzfahrten“, sagt sie, obschon TUI Cruises im Sommer einige Kurztripps von deutschen Häfen aus plane. Wirklich fest stehe das noch nicht.

Verstärktes Interesse an Reisen innerhalb Deutschlands

Auch bei Inge Gühnemann, Mitarbeiterin im Reisebüro Peitsch, sind die Kreuzfahrten derzeit ein Thema. So hat AIDA Cruises gerade mitgeteilt, dass bis 31. Juli kein Schiff auf Reisen gehen wird. „Es geht erst langsam wieder los“, hat Gühnemann festgestellt, „die Zahl der Neubuchungen ist sehr gering, die Leute sind noch sehr verhalten, fast ein wenig verängstigt.“ Das läge auch daran, dass sich fast täglich die Reisehinweise ändern. Auch bei den Fluggesellschaften gäbe es unterschiedliche Zeiten für den Restart.

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Momentan konzentriere sich das Alltagsgeschäft hauptsächlich auf Stornierungen oder Umbuchungen auf das 2021. Daneben hat auch Inge Gühnemann ein verstärktes Interesse für Reisen innerhalb Deutschlands festgemacht, wobei hier der Anteil der Privatbuchungen höher sei. Noch will sie die Sommersaison 2020 nicht komplett abschreiben, auch wenn „Reisebüros und Kunden in der Schwebe hängen und die Stornowelle nicht abgeebbt ist.“

Reisebüro in Hamminkeln öffnet

Thomas Geukes, der zwei Reisebüros in Hamminkeln und Bocholt betreibt, freute sich zumindest über das rege Interesse an Gutscheinen. „Das Schlimmste momentan ist aber die Unsicherheit, den Kunden fehlen die Fakten, wann und wie sie wieder verreisen können.“

Inge Gühnemann vom  Reisebüro Peitsch in Wesel.
Inge Gühnemann vom Reisebüro Peitsch in Wesel. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Am Dienstag öffnet der Touristikfachwirt auch wieder sein Reisebüro in Hamminkeln, bis dato war er telefonisch und per Mail erreichbar – auch im Rahmen seiner „Sonntagsseelsorge“.

„Seit März waren wir praktisch nur noch mit Rückabwicklungen beschäftigt, für die wir kein Geld bekommen haben. Für lau haben wir eine Leistung erbracht.“ Da sei der Gutschein-Verkauf ein Trostpflaster. Geukes sieht momentan aber ein großes Problem: Die Nachfrage steige, doch die Reiseveranstalter seien weiter nur per Mail erreichbar...

Infos zu Reisen in die Niederlande gibt es hier.