Wesel. Die evangelische und katholische Kirche in Wesel hatten zu einem Drive-In-Gottesdienst an die Rheinpromenade geladen. Mit Erfolg.
Ein außergewöhnlicher ökumenischer Gottesdienst fand am Sonntag auf dem Festplatz an der Rheinpromenade statt: Statt auf der Kirchenbank nahmen die Gläubigen beim Drive-Inn Gottesdienst auf dem Autositz Platz.
Nachdem bereits in einer gemeinsamen Aktion von Wesel Marketing und SCALA-Kulturspielhaus mit Unterstützung der NISPA ein mobiles Autokino organisiert wurde, lag der Gedanke nahe, die vorhandene Technik, die personellen Ressourcen und die günstigen örtlichen Gegebenheiten für einen Drive-In-Gottesdienst zu nutzen.
Verständnis für Kontaktverbot
Thomas Brocker, der Geschäftsführer von WeselMarketing und Mitinitiator des Kino-Events, setzte sich mit den Vertretern der beiden großen christlichen Kirchen, Stadtdechant Stefan Schling (kath.) und Superintendent Thomas Brödenfeld (ev.), zusammen und gemeinsam entwarfen sie den Plan für einen ökumenischen Gottesdienst im Autokino.
Laut Stefan Sühling äußerten viele Gläubige Verständnis für das Kontaktverbot und die Aussetzung der Gottesdienste, um der Virusgefahr zu begegnen. Die Menschen sehnten sich aber auch danach, wieder gemeinsam Gottesdienste feiern zu können. „Wir sind dankbar für die Möglichkeit, in dieser so besonderen Zeit der Kontaktbeschränkungen einen so besonderen Gottesdienst gestalten zu können“, resümiert der Pfarrer.
Gottesdienste in leeren Kirchen sind surreal
Auch Superintendent Thomas Brödenfeld beklagte noch einmal, wie surreal doch eine leere Kirche bei einem Gottesdienst sei. Aufgrund der Coronapandemie galten für diesen speziellen Gottesdienst einige Rahmenbedingungen. Unter anderem waren maximal 250 Autos zugelassen, die in einem Abstand von jeweils zwei Metern zueinander stehen mussten. Bei strahlendem Frühlingswetter füllte rasch sich der Parkplatz an der Rheinpromenade, wo jedes Auto von Pfarrer Sühling mit einer kleinen Osterkerze und einer Handreichung für Gebet und Lied beschenkt wurde.
Wie sehr die Menschen die Gemeinschaft und die persönliche Nähe vermissen, zeigte sich darin, dass - entgegen der Vereinbarung - viele nun das Auto erst einmal verließen, um mit Bekannten, Verwandten oder Nachbarn ein Gespräch zu führen. Erst mit Beginn des Gottesdienstes ging es zurück ins Auto.
Fürbitten werden mit Hupkonzert unterstützt
Der Gottesdienst begann um 11.30 Uhr. Der Tonempfang auf dem Gelände erfolgte über das Autoradio auf einer abgestimmten UKW-Frequenz. Begleitet von den Kirchenmusikern Barbara Hochgürtel, Markus Zimmermann und Marc Heuken gestalteten Thomas Brödenfeld und Stefan Sühling im feierlichen Ornat den Gottesdienst, der den Verlust des Gemeinsamen und des Miteinander thematisierte, der aber auch mit der christlichen Botschaft eine Antwort für ihre Überwindung bot.
Die vorgetragenen Fürbitten wurden mit einem Hupkonzert lautstark unterstützt. Mit den Worten „Bleiben Sie behütet und gesund“ endete dieser bemerkenswerte Gottesdienst, der auch von etlichen Spaziergängern eine ganze Weile verfolgt wurde. Beim Abschied gab es auch viel Zustimmung von den Teilnehmern und Lob für alle Akteure. „Habt Ihr schön gemacht!“, hieß es immer wieder bei der Ausfahrt.