Wesel. Keine Gottesdienste an Ostern, kein direkter Kontakt mit Gläubigen. Vier Pfarrer erzählen, wie sie Ostern in Wesel und Hamminkeln erlebt haben.

„Wir haben versucht, die Gemeindeglieder zu Ostern auf den verschiedensten Wegen zu erreichen, wissen aber, dass dies ein normales Osterfest natürlich nicht ersetzen kann“, sagt Albrceht Holthuis. Der 57-Jährige ist Pfarrer an der Kirche am Lauerhaas in Obrighoven und war in den Tagen vor Ostern vor allem damit beschäftigt, einerseits 350 Briefe an Senioren zu verschicken und andererseits vorproduzierte Beiträge auf die verschiedenen Online-Plattformen hochzuladen.

Neben der Homepage der evangelischen Kirchengemeinde nutzte er dafür erstmal auch die Kanäle Facebook und Youtube. Ostermontag konnte er sich bereits über hunderte Aufrufe der österlichen Online-Botschaften in den Sozialen Netzwerken freuen – auch die Klickzahlen auf der Homepage schnellten um 60 bis 70 Prozent in die Höhe, berichtet Holthuis weiter.

Konfirmanden im „Homeoffice“

Die Konfirmanden wurden zu Ostern ebenfalls quasi „im Homeoffice“ aktiv – die Jugendlichen lasen jeder per Audio- oder Video-Botschaft ein Kapitel aus dem Markus-Evangelium. „Wenn man die Bibel für sich sprechen lässt, ist das sehr produktiv, weil man sich damit auseinandersetzt“, erklärt Holthuis, der sich zudem ein Quiz für die Konfirmanden ausgedacht hat: „Welches ist das Textstück aus dem Markus-Evangelium, das im Ostergottesdienst vorgelesen wird? Und welcher Konfirmand hat es per Audio-Aufnahme gesprochen?“

Ein sehr ambivalentes Gefühl an den Feiertagen hatte der leitende Pfarrer der Hamminkelner Gemeinde Maria Frieden, Ralf Lamers. Den Osternacht-Gottesdienst hatte er sich im Fernsehen angeschaut, fand ihn auch toll gemacht, aber „es hatte was gespenstisches“ meinte er angesichts der leeren Kirchenbänke. Da Christus auferstanden sei gebe es die Hoffnung. Aber er fragt sich prinzipiell angesichts des vielen Leids bei einigen Menschen, das durch das Virus verursacht wird, „was das für Löcher in die Seele reißt.“ Natürlich seien die Osterboxen und die Botschaften in den sozialen Medien eine Möglichkeit, sich auszutauschen.

Organist Sven Joosten mit Osterliedern

Aber er selbst habe es als „sehr schmerzlich“ empfunden, mit Menschen die ihm in vier Jahren ans Herz gewachsen sind, nicht die Eucharistie feiern zu können. „Diese Mahlgemeinschaft ist für uns wichtig“, so Lamert. Der Hall in der großen Kirche St. Pankratius sei angesichts von lediglich vier Teilnehmern beim Singen der Lieder schon enorm gewesen. Dass Organist Sven Joosten bei geöffneten Türen noch einige Osterlieder gespielt habe, sei allerdings bei den Gläubigen auf dem Kirchenhof, die brav die Abstandsregeln beachtet hatten, gut angekommen.

Genau das hat auch der evangelische Pfarrer aus Hamminkeln, Stefan Schulz gemerkt. Der Posaunenchor der Gemeinde hatte sich nach der Osterandacht zu einem Spontan-Konzert vor der Kirche eingefunden und die Zuhörer, die zufällig vorbeikamen, fanden das toll. Auch Pfarrer Stefan Schulz: „Das war richtig schön.“ Da sei auch bei ihm richtiges Ostergefühl aufgekommen: „Wir tragen die frohe Botschaft doch in die Welt hinaus.“ Und die Ostergrüße, die die Gemeinde verschickt hatte, hätten zu vielen positiven Rückmeldungen geführt. So sei Gemeinschaft möglich, ohne in direkten Kontakt zu treten.

In Gedanken Gemeinschaft herstellen

Stefan Sühling, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde Wesel, erklärt: „Auch wenn wir uns als Gemeinde nicht räumlich treffen, können wir doch in Gedanken eine Gemeinschaft herstellen.“ Dafür haben die Gläubigen unter anderem Mails mit Anhängen für einen „Gottesdienst zu Hause“ bekommen. Fleißige Helfer haben diese Dekomente auch ausgedruckt und Leuten gebracht, die kein Internet haben. Von der Pfarrei wurden außerdem Audio-Botschaften aufgenommen, „damit man die vertrauten Stimmen hören kann“, so Sühling weiter. Dazu gibt auch Mitschnitte von Konzerten mehrerer Chöre der Gemeinde. „Es ist eine schwere Zeit“, erklärt der 55-Jährige, doch über diese neuen Wege wolle man weiterhin die Gläubigen erreichen.