Wesel. Die erste Aufführung im Autokino an der Rheinpromenade in Wesel klappte problemlos. Lange Autoschlangen gab es bei der Anfahrt zum Gelände.
Wesel in Car-Antäne: Hinter diesem lustigen Wortspiel der Veranstalter Wesel-Marketing mit Geschäftsführer Thomas Brocker und dem SCALA Kulturhaus mit Geschäftsführerin Karin Nienhaus verbirgt sich eine Aktion, die wahrlich viele Menschen begeistert. Unterstützt durch namhafte Weseler Unternehmen bekommt die Stadt vom 22. bis zum 26. April ein Autokino. „Dies ist im Moment die einzige Möglichkeit, um in Wesel Kultur zu konsumieren“, beklagt Karin Nienhaus vom Kulturspielhaus Scala.
Um so mehr legte sie sich, unterstützt durch Thomas Brocker und die finanzielle Förderung der NISPA, ins Zeug, um den beträchtlichen Aufwand für eine derartige Veranstaltungsreihe zu meistern. Genehmigungen mussten eingeholt, Behörden informiert, Sicherheitsdienste engagiert und Lizenzgebühren für die Filme bezahlt werden.
Den Ton gibt es per Autoradio
Nun können auf dem Festplatz an der Rheinpromenade fünf unterhaltsame Filme angeboten werden. Eine 16 mal 8 Meter große Leinwand verspricht eine ausreichende Sicht; der Ton kommt aus dem eigenen Autoradio per UKW-Frequenz, die vorher mitgeteilt wird.
Ausverkauft
Wie sehr die Weseler die sonst üblichen Freizeitmöglichkeiten vermissen, zeigt ein Blick auf die Online-Seite, auf der die Tickets für das Autokino theoretisch erworben werden können. Alle Vorführungen sind ausverkauft.
Während reguläre Kinobetreiber ihre Häuser wegen der Corona-Auflagen nicht öffnen dürfen, erhielten die wenigen Autokinos, die es in Deutschland noch gibt, eine Ausnahmegenehmigung zum Weiterbetrieb. Nur die strenge Einhaltung der Sicherheitsvorgaben der Stadt Wesel und die Beachtung der zur Zeit geltenden besonderen Vorschriften für das Verhalten im öffentlichen Raum ermöglichen diese willkommene Abwechslung auch in Wesel in einer Zeit, in der Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände fast gänzlich verboten sind.
Karten werden durch die Scheibe gescannt
So ist der Besuch des Kinovergnügens im Freien nur im Pkw möglich, in dem sich nur zwei Personen (plus eigene Kinder bis 14 Jahren) aufhalten dürfen. Die im Internet erworbenen Karten werden durch die Scheibe gescannt. Eine Verpflegung vor Ort gibt es nicht, Speisen und Getränke dürfen natürlich mitgebracht werden. Türen und Fenster müssen geschlossen bleiben. Scheinwerfer sollten ausgeschaltet bleiben. Nur für den Gang zum Toilettenwagen darf man das Auto verlassen.
Für eine gute Optik sollte die Frontscheibe allerdings vorher gründlich gereinigt werden, und wer sein Autoradio nutzen will, muss sich auf die Leistung seiner Batterie verlassen können. Thomas Brocker und Karin Nienhaus bewiesen ein untrügliches Gespür für die pandemiegeplagten Weseler Mitbürger. Die Resonanz auf diese Form des Kino-Erlebens, das eher als Relikt einer Epoche gilt, in der das Auto auch anderen Zwecken diente, war überwältigend. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden waren sämtliche Tickets für alle Veranstaltungstage über das Internet verkauft.
Das Gemeinschaftsgefühl war überwältigend
Karin Nienhaus konnte nach dem ersten Abend ein positives Resümee ziehen: „Das Gemeinschaftsgefühl war überwältigend, das Ambiente mega toll. Glückliche Leute riefen uns zu „Top!! Super! Weiter so.“ Eine Besucherin brachte es so auf den Punkt: „Es tat gut, einen Hauch von Normalität zu spüren und „rauszukommen“, um Kultur zu genießen. Ein großer Spaß und eine perfekte Organisation.“ Gibt es eine Wiederholung? Karin Nienhaus: „Wir sind in Planung“.
Der Einlass ins temporäre Autokino soll nun bereits anderthalb Stunden vor dem Filmstart möglich sein. Grund: Bei der Premiere stauten sich die Autos teilweise bis zum Ring, so Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Bereits jetzt werde wegen des großen Erfolgs über neue Autokino-Angebote nachgedacht.