Wesel. Die meisten Geschäfte haben seit Montag wieder geöffnet, wenn auch mit Einschränkungen durch Hygieneregeln. Nur wenige Kunden tragen Mundschutz.

Das Schild an der Eingangstür von Juwelier Christ in der Weseler Fußgängerzone ist doppeldeutig und doch unmissverständlich: „Sie sind mit Abstand unser bester Kunde“, heißt es dort verbunden mit dem Hinweis mindestens 1,5 Meter entfernt von anderen Personen zu bleiben.

Einfach das Geschäft betreten, ist dort auch nicht erwünscht: „Bitte warten – wir holen Sie ab“, ist dort zu lesen. „Die Leute akzeptieren das“, freut sich Filialleiterin Janine Tebart.

Sie trägt wie auch ihre Kolleginnen Mundschutz und freut sich, dass Geschäfte wie ihres am Montag wieder öffnen durften. Wenn auch mit Einschränkungen. „Noch bevor der Kunde hereinkommt, klären wir erstmal ab, was er möchte“, beschreibt Tebart eine der Vorsichtsmaßnahmen. Denn nicht jeder Kundenwunsch wird erfüllt: „Ohrlöcher stechen machen wir nicht, da wären wir zu nah an der Person“, ergänzt sie.

Verkäuferin Jenny Tader steht im Eingangsbereich vom Juwelier Christ in Wesel. Sie trägt einen Mundschutz und Gummihandschuhe.
Verkäuferin Jenny Tader steht im Eingangsbereich vom Juwelier Christ in Wesel. Sie trägt einen Mundschutz und Gummihandschuhe. © FFS | Markus Weissenfels


Ein paar Läden weiter probiert Ute Rieger in einem Schuhgeschäft weiße Sneaker an. „Ich habe meinen Kleiderschrank ausgemistet und die alten weggeworfen.

Bei dem schönen Wetter ist es jetzt höchste Zeit für neue“, sagt die Kundin. Sie ist froh, dass sie endlich wieder Geschäfte betreten darf: „Ich möchte keine Schuhe online kaufe, ich muss die einfach vorher in der Hand haben. Außerdem hat es der Einzelhandel ja zurzeit schwer genug.“

Das bestätigt Wolfdietrich Degler, der Vorsitzende der Weseler Werbegemeinschaft: „Viele Kollegen waren doch sehr erleichtert, als sie erfahren haben, dass sie wieder öffnen dürfen.“

Doch der große Kundenansturm blieb zu Wochenbeginn zunächst aus: „Es ist ein normaler Montag“, sagt Degler, und ergänzt, er „hoffe und bete, dass es mehr wird“.

Michael Daams, Inhaber des Geschäfts „Unterwegs“, steht hinter einer Plexiglasscheibe, trägt zudem einen grünen Mundschutz: „Ich freue mich wahnsinnig, dass es weitergeht“, erklärt er und berichtet von mehreren Kunden in den ersten Stunden nach Wiedereröffnung, „die nicht nur gucken, sondern auch kaufen“.

Der Esel vor dem Geschäft Haffke trägt am Montag, 20. April 2020, eine zur Gesichtsmaske umfunktionierte Einkaufstüte.
Der Esel vor dem Geschäft Haffke trägt am Montag, 20. April 2020, eine zur Gesichtsmaske umfunktionierte Einkaufstüte. © FFs | Markus Weissenfels


Beim Modehaus Haffke tragen nicht nur alle Mitarbeiter, sondern auch der Esel vor dem Geschäft einen Mundschutz.

Teamleiter Stefan Jeschke findet das – neben den anderen Hygienemaßnahmen, wie Abstands-Markierungen auf dem Boden – eine sinnvolle Schutzmaßnahme. Er sagt: „Wir sind froh, dass wenigstens ein bisschen Alltag zurückgekehrt ist.“

Nicht weit genug gehen die Schutzmaßnahmen für Barbara Fasana.

Die Passantin ist eine der wenigen, die am Montag mit Mundschutz in der Fußgängerzone unterwegs ist: „Das müsste aber verpflichtend sein – für alle und sofort!“, fordert die 64-Jährige.

Mensing reduziert Verkaufsfläche

Für einige überraschend hatte gestern auch das Modehaus Mensing wieder geöffnet. Da es insgesamt eine deutlich größere Verkaufsfläche als 800 Quadratmeter hat, ist nur die untere der drei Etagen für Kunden erreichbar. „Ausschließlich die 650 Quadratmeter im Erdgeschoss sind offen. Obwohl wir eigentlich 60 Leute hereinlassen dürfen, lassen wir maximal 30 Personen ins Geschäft. Da gehen wir kein Risiko ein“, erklärt Filialleiterin Sabine Ostrop.

Die Stadt Wesel ist sich allerdings nicht sicher, ob die Öffnung so rechtens ist und hat den Fall dem NRW-Gesundheitsministerium mit der Bitte um Klärung weitergeleitet.

>>> KREIS WESEL: HYGIENE-UND ABSTANDSREGELN GELTEN AUCH WEITERHIN:

Auch wenn einige Corona-Maßnahmen gelockert wurden, gelten die Abstands- und Hygieneregeln nach wie vor, so der Krisenstab des Kreises Wesel.

Leiter Lars Rentmeister: „Wir alle sind aufgerufen, auch beim Einkaufen 1,5 Meter Abstand zu halten.“

Michael Maas, Vorstandsmitglied für Gesundheit, ergänzt: „Die schrittweisen Lockerungen und stufenweise Schulöffnungen sind ein Zeichen der Hoffnung. Es sollte uns aber nicht dazu verleiten, Hygiene- und Abstandsregeln zu vernachlässigen.“