Wesel. Am Schilldenkmal startet der ASG ein Pilotprojekt zur Bekämpfung des Eichenrozessionsspinners. Dort werden erstmals Raupenfallen installiert.

Bald sind sie wieder aktiv, die Raupen des gefürchteten Eichenprozessionsspinners. Deshalb kündigt der städtische Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) an, dass mit der Bekämpfung des Schädlings jetzt begonnen wird und auch im Mai noch Einsätze der Mitarbeiter geplant sind. Dabei sollen möglichst viele Raupen unschädlich gemacht werden.

Unter Federführung von Fachbereichsleiter Thomas Graes schwärmt das Team aus dem Grünflächenbereich aus, um gegen den Gewinner des Klimawandels vorzugehen. Die Auswirkungen hat schon mancher am eigenen Leib zu spüren bekommen. Die feinen Brennhärchen können sich leicht auf Haut und Schleimhäuten festsetzen und pseudoallergische oder Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems hervorrufen.

Raupen des Eichenprozessionsspinners kriechen auf einem Eichenstamm entlang. Der giftige Eichenprozessionsspinner breitet sich in diesen Wochen wieder aus.
Raupen des Eichenprozessionsspinners kriechen auf einem Eichenstamm entlang. Der giftige Eichenprozessionsspinner breitet sich in diesen Wochen wieder aus. © dpa | Patrick Pleul

5000 Eichen im Stadtgebiet stehen im Fokus, die von den zwei bis vier Zentimeter großen Raupen befallen sind. „Wir betreiben viel Aufwand, denn es geht um den Schutz der Bevölkerung“, sagt ASG-Geschäftsführer Franz Michelbrink und verweist dabei auf ein Pilotprojekt, das im Bereich des Schilldenkmals läuft.

Dort stehen elf Eichen, an denen erstmals Raupenfallen installiert werden. Je nach Wirkung könne der Einsatz ausgeweitet werden, heißt es.

Überall, wo Gefahren durch den Eichenprozessionsspinner lauern, werden - wenn bekannt - Schilder vor den möglichen Gefahren warnen. Dazu gibt es ein Faltblatt, in dem darüber informiert wird, wie man sich vor den Brennhaaren schützen kann.

Es ist am Wertstoffhof, an der ASG-Information, bei der Stadtinformation und in der Hauptstelle der Niederrheinischen Sparkasse sowie der Volksbank zu haben. Darin wird geraten, Raupen und Gespinste der Nester zu meiden, Pflegearbeiten in befallenen Bereichen zu verschieben und die Bekämpfung Fachleuten zu überlassen.

5000 Bäume im Fokus

Der Eichenprozessionsspinner mag als wärmeliebende Schmetterlingsart besonders Stieleiche, Traubeneiche, Zerreiche, Ungarische Eiche, Schindeleiche und auch die Roteiche. In Wesel findet der Falter einen großen Lebensraum vor.

Der potenziell gefährdete städtische Eichenbestand umfasst rund 5000 Bäume. Davon werden 3800 Eichen behandelt, weil sie gut erreicht werden können.

Eichen-Prozessionsspinner in einer Eiche.
Eichen-Prozessionsspinner in einer Eiche. © FFS | Klaus Pollkläsener

Auf der Prioritätenliste ganz vorne stehen Flächen an Schulen, Kindergärten und Sportanlagen mit etwa 1000 Eichen. In der Innenstadt, auf Friedhöfen und als Straßenbegleitgrün wachsen weitere 1000 Eichen. Aber auch in den Außenbereichen ist der ASG unterwegs, zum Beispiel auf stark frequentierten Spazier- und Radwegen oder in Randbereichen von Forstflächen zu direkt angrenzenden Privatgrundstücken.

Private Baumbesitzer müssen übrigens in Eigenregie den Eichenprozessionsspinner bekämpfen. Dabei gibt es unterschiedliche Methoden. Hauptsächlich wird mit einem Hochdrucksprühgerät ein Biozid, das speziell für den Einsatzzweck zugelassen ist, in die Bäume geblasen. Auch das Absaugen der Gespinstnester hat sich als effektiv erwiesen, heißt es seitens des ASG. Das ist immer dann der Fall, wenn vermummte Einsatzkräfte per Hubwagen in Eichenkronen tätig sind.

Von Juli bis Anfang September findet der Falterflug und auch die Eiablage des Eichenprozessionsspinners statt. Dabei legt das Weibchen bis zu 300 Eier an dünnen Zweigen in den Oberkronen ab. Die Eier überwintern und halten auch tiefste Minusgrade aus.

Zu Beginn der Vegetationszeit, wenn die Blätter austreiben, schlüpfen die Larven. Bis zur Verpuppung im Juni/Juli durchlaufen die Raupen sechs Larvenstadien, wobei ab dem dritten die gesundheitsgefährdenden Brennhaare entwickelt werden. Im ersten und zweiten Larvenstadium (Ende April/Mai) sind Bekämpfungsmaßnahmen mit einem Biozid erfolgversprechend.

>>> IN HAMMINKELN HAT DER BAUHOF DEN KAMPF GEGEN DIE RAUPE AUFGENOMMEN:

Ab kommender Woche wird an 47 Stellen in Schermbeck präventiv der Eichenprozessionsspinner (EPS) bekämpft – vor allem auf Kinderspielplätzen, an Bushaltestellen, an Schulen und stark frequentierten öffentlichen Wegen. Die Gemeinde arbeitet mit der Firma Janßen aus Kalkar zusammen, die auch auf Privatgrundstücken tätig wird.

Die Gemeinde übernimmt die Anfahrtskosten, wenn am selben Tag auch im öffentlichen Raum bekämpft wird. Erstmals werden elf Fallen (Ringe mit Lockstoffen um Eichen) ausprobiert.

In Hünxe steht die Verwaltung in den Startlöchern, ein örtlicher Landwirt stellt entsprechendes Gerät zur Verfügung.

Und dann wird an bekannten Stellen, wie den Spielplätzen, rund um die Otto-Pankok-Schule Drevenack oder am Radweg zwischen Wesel und Drevenack gesprüht.

Seit Donnerstag sind die Bauhofmitarbeiter in Hamminkeln tätig, erklärt Verwaltungsvorstand Bernhard Payer. Mit biologischen Präparaten werden 2000 Eichen durch Sprühgeräte vom Boden aus eingenebelt. Ab Montag wird ein externer Unternehmer das Bauhof-Team unterstützen.

Zudem hat die Stadt zwei Teststrecken eingerichtet, um auszuprobieren, ob Nistkästen und Ringfallen mit Lockstoffen als Alternative zur Bekämpfung taugen.