Wesel. Franz Michelbrink hatte Pläne für den Ruhestand ab 2020, als erneut der Ruf nach ihm kam. Er wird im Januar zum zweiten Mal ASG-Betriebsleiter.

Eigentlich wollte Stadtwerke-Geschäftsführer Franz Michelbrink sich an diesem Donnerstag in den Ruhestand verabschieden. Eigentlich. Denn es kam anders, weil sein Wissen weiter gefragt ist. Nachdem die Leiterin des städtischen Betriebs ASG, Annette Mücke, Ende November noch in der Probezeit freigestellt wurde, kamen Verwaltung und Politik auf ihn zu.

Und so wird es für den 65-Jährigen vorerst nichts mit der Abkehr vom Arbeitsleben, er nimmt zum Jahresbeginn zum zweiten Mal auf dem Stuhl des Betriebsleiters im Gebäude an der Werner-von-Siemens-Straße Platz.

Kommt aus Bislich, lebt in Bocholt

„Ich habe immer gern gearbeitet“, sagt der 65-Jährige und freut sich auf die neuen alten Kollegen. Schon einmal kam der Mann, dessen Elternhaus in Bislich steht, der aber in Bocholt wohnt, zurück. Als im vergangenen Jahr Anett Leuchtmann den Bauverein Wesel verlassen musste, sprang er ebenfalls ein, allerdings als nebenamtlicher Vorstand.

Diesmal fiel nach einem Tag Bedenkzeit die Entscheidung für ein Weiter im Job und gegen die angedachten Pläne im Ruhestand. Längere Fahrradtouren mit dem E-Bike hatten er und seine Frau zum Beispiel vor. Nun wird es erstmal eine werden, im Urlaub von Basel nach Wesel. Jetzt denkt Franz Michelbrink aber erst einmal ans Einarbeiten beim ASG, eine Einrichtung, die der Bürger schätzt, wie er sagt. Man müsse sich hier verantwortlich fühlen, sehen, wenn ein Verkehrsschild schief steht, Papier durch die Fußgängerzone fliegt oder eine wilde Müllkippe am Straßenrand zu sehen ist. „Man sollte sich in Wesel auskennen und Teil des gesellschaftlichen Lebens sein“, findet er, „man muss den Stallgeruch der Stadt aufnehmen.“

Michelbrink ist glücklich, dass er ein Leben lang für einen Arbeitgeber arbeitet, „mit dem ich mich zu hundert Prozent identifizieren kann“. 46,5 Jahre sind es inzwischen bei der Stadt und den städtischen Töchtern. 1973 startete seine Karriere als Inspektor-Anwärter, er war zuletzt Leiter des Amts für Stadtreinigung und Umweltschutz und später Ordnungsdezernent. Es folgte die ASG-Betriebsleitung, der Vorstand des Bauvereins und seit 2008 die Geschäftsführung der Stadtwerke, von 2008 bis 2018 war Michelbrink zudem Geschäftsführer der Städtischen Bädergesellschaft.

Berliner-Tor-Center in Wesel

Im Laufe der Jahrzehnte ist einiges an wichtigen Projekten zusammengekommen. Zum Beispiel das Gelände des früheren Hansa-Kaufhauses, auf dem nun im Berliner-Tor-Center C & A und Rossmann zu finden sind. Auch der Aufbau des ASG erfolgte gemeinsam mit Ulrich Streich (bis zum Sommer Betriebsleiter) und Anita Timmreck (einst stellvertretende Betriebsleiterin).

Ferner zählt Michelbrink die Sanierung des Springendahl-Quartiers auf, zu dem der Neubau des Seniorenheims St. Lukas zählt, aber auch die Errichtung des Sportplatzes Lackhausen und die Sanierung des ehemaligen Kokereistandortes an der Esplanade, wo heute das Esplanade-Center steht, sind wichtige Bausteine. Als eine besondere Herausforderung benennt der Fachmann die Sanierung des Stadthafens mit dem Bau der neuen Kaimauer für zwölf Millionen Euro.

Großes Thema Starkregen

Die Stadtwerke übernahm Michelbrink in der Zeit der Neuausrichtung der gesamten deutschen Energiewirtschaft. Energiewende, Klimaschutz, Atom- und Kohleausstieg sind nur einige Stichworte. Die Erschließung neuer Geschäftsfelder wurde notwendig, Stromvertrieb, Nahwärme, Glasfaser. Die Stadtwerke beteiligen sich an Windparks im Osten Deutschlands und sie sind dabei, sich mit dem Thema Starkregen auseinanderzusetzen. Büderich und Ginderich wurden schon unter die Lupe genommen, am Ende soll jeder Hausbesitzer in Wesel wissen, wie es um sein Grundstück bei Starkregen bestellt ist. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, vermutlich doch länger als der bis zum Pensionärsdasein von Franz Michelbrink...


Äußerst vielseitig


2004 trat Frank Michelbrink als Bürgermeisterkandidat für die CDU gegen Ulrike Westkamp (SPD) an - und verlor.


Der neue ASG-Betriebsleiter übte dieses Amt bereits von 1998 bis 2010 aus. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und fünf Enkelkinder.

Michelbrink fährt gern Fahrrad und spielt Golf. Außerdem betätigt sich der glühende Anhänger des 1. FC Köln auch immer wieder als Handwerker.