Wesel. Einige Narren gründeten 1970 das Karnevalskomitee „Vor’m Clever Tor“. Die Feier zum 50-Jährigen muss wegen der Corona-Beschränkungen ausfallen.

Die Wurzeln des Karnevalskomitees „Vor’m Clever Tor“ (KVC) liegen in den frühen Siebzigern. Alles begann nach dem Ende eines schönen Rosenmontagsumzuges, bei dem die Feldmarker mit ihrem Prunk-Wagen (Motto: „Feldmark beschränkt“) den ersten Preis holten und – was vielleicht noch wichtiger war – ein Fässchen Bier gewannen. Nach diesem Erfolg hatten im Februar 1970 einige Narren Lust auf mehr und so wurde die spontane Idee zur Gründung eines eigenen Karnevalskomitees geboren.

Das erste Treffen von damals 14 jecken Mitgliedern des Schützenvereins „Vor’m Clever Tor“ fand einen Monat später an einem sonnigen Sonntagmorgen in der Gaststätte Meiring statt, deren damaliger Inhaber Jupp Ostermann auch heute noch Mitglied des KVC und natürlich auch Schützenkamerad ist. Schnell nahmen die närrischen Pläne konkrete Gestalt an und bereits bei dieser ersten Zusammenkunft legten die Gründungsmitglieder den Namen ihres Vereins fest: „Karnevalskomitee Vor’m Clever Tor (KVC)“.

Erste Prunksitzung des KVC fand 1971 statt

Am 30. Januar 1971 war es dann soweit und die erste Prunksitzung des KVC, damals gemeinsam mit der KAB und der DJK, ging mit großem Erfolg in der Niederrheinhalle über die Bühne. Die Anfangsjahre des jungen Vereins prägten naturgemäß die aktiven Schützenkameraden und noch heute wird der KVC dort offiziell als Kompanie geführt. Es lag daher in der Natur der Sache, dass man weibliche Narren zunächst vergeblich suchte. Tatsächlich wurden erst 1996 offiziell die ersten Damen in das Komitee aufgenommen.

Entwicklung zur Tanzhochburg

Neben dem Wagenbau machten die Feldmarker mehr und mehr als eine tänzerische Hochburg im Weseler Karneval von sich reden. Neben den legendären „Feldmarker Bauern“ waren es vor allem die über die Stadtgrenzen hinaus bekannten „Tanzwiesel“, die seit 1988 für Furore sorgten und zahlreiche Preise –etwa bei den überregionalen Duisburger Tanztagen – einheimsten.

Zahlreiche Premieren der Truppe bei den KVC-Prunksitzungen in der damals immer rappelvollen Niederrheinhalle bleiben bis heute ebenso unvergessen, wie die vielen schönen Rosenmontagswagen, mit denen die KVC-Jecken durch die Straßen der Kreisstadt zogen.

 Der erste Rosenmontagszug fand in Wesel 1970  statt.
Der erste Rosenmontagszug fand in Wesel 1970 statt. © PR | CAW

Das alljährliche Erwachen des Hoppeditz, der rührige Nachwuchs der Tanzwieselchen oder die langjährige Freundschaft mit dem Verein „Net hem Anders“ aus dem niederländischen Zwolle runden ein jahrzehntelanges reges Vereinsleben ab. Besonders gut in Erinnerung bleiben dabei die Sessionen, bei denen die Feldmarker das Prinzenpaar der Stadt Wesel stellen durften. Stolze zehn Mal war das in der Vereinsgeschichte der Fall.

Es gibt wieder Tänzer beim KVC

Doch steigende Kosten und fehlender Nachwuchs machten wie bei vielen anderen Vereinen des Brauchtums auch vor dem KVC nicht halt. Vorläufiger Höhepunkt des negativen Trends war der Ausstieg der kompletten Tanzwieselgruppe aus dem Mutterverein im Jahre 2017. Doch auch davon ließen sich die jecken Feldmarker nicht unterkriegen. Thomas Graf hatte zwischenzeitlich das Amt des „ewigen“ Präsidenten Adalbert Gose übernommen. Und seit dem vergangenen Jahr gibt es mit den neuen Gruppen „No Limits“ und „Little Mix“ sogar wieder Tänzer beim KVC. Man kann also beim Traditionsverein wieder zuversichtlich nach vorne schauen.

Gemeinschaftssitzungen mit dem befreundeten „FKK“

Dies gilt umso mehr, als man gemeinsam mit dem befreundeten „FKK“, fast wie in alten Zeiten, tolle „Gemeinschaftssitzungen“ in der Niederrheinhalle organisiert.

Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch, dass die große Jubiläumsfeier zum anstehenden 50. Geburtstag, zu der ein Urgestein des KVC Gerd Hildebrand – besser bekannt als Igel – eingeladen war, nicht stattfinden kann. „Das muss aus aktuellem Anlass natürlich ausfallen“, sagt KVC-Präsident Thomas Graf, der jedoch im gleichen Atemzug nicht müde wird zu betonen, dass das Fest natürlich nachgeholt wird. Na dann „Wesel Helau und Feldmark Quanzum!!!“.