Kreis Wesel. Kreis Wesel: Brandbekämpfung und Rettungsdienst bringen Menschenkontakt mit sich. Wie gehen die Einsatzkräfte mit der Ansteckungsgefahr um?

Feuerwehrleute können ein Kontaktverbot nicht einhalten, dürfen sich nach Möglichkeit aber nicht anstecken – sie werden gebraucht. Wie gehen sie im Kreis Wesel damit um? Thomas Verbeet, Chef der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache Wesel, begegnet der Gefahr mit Professionalität. „Das ist nicht die erste Infektionswelle, Norovirus, Krankenhauskeime, Grippe, Hepatitis: Wir sind dafür ausgebildet.“

Sicher, auch Feuerwehrleute machen sich Sorgen, haben alte Eltern oder andere Risikopersonen in der Familie. „Wir müssen uns auf das besinnen, was wir gelernt haben und beherrschen“, sagt Verbeet. Er müsse seine Leute erden, ihr Fachwissen schütze sie.

"Potzenziell ist jeder Mensch ein Seuchenherd"

Die Feuerwehr fährt Rettungsdienst, „und im Notfall kommen wir auch“, sagt Verbeet. Man lasse sich ja auch in normalen Zeiten nicht von Patienten anhusten. Bei Fiebersymptomen sei eine gewisse Vorsicht angebracht und einen Patienten haben die Weseler Feuerwehrleute schon transportiert, bei dem sich herausstellte, dass er mit Corona infiziert ist. Das sei nichts ungewöhnliches, „potenziell ist jeder Mensch ein Seuchenherd“.

Schwierig ist auch die Brandbekämpfung: Neun Feuerwehrleute fahren in einem Löschfahrzeug, das ist eng. „Aber das ist eben so. Wer Symptome hat, bleibt zuhause.“

Die Freiwillige Feuerwehr Wesel, geleitet von Robert Meyboom, hat digital aufgerüstet. Per App melden sich die Feuerwehrleute, die dienstbereit sind und wer krank ist, meldet sich ab. Auf diese Weise ist stets klar, wie viele Kräfte abrufbar sind. Ansonsten arbeiten die Weseler Feuerwehrleute noch an Strategien, klären beispielsweise ob es wirklich notwendig ist, dass neun Leute mitfahren.

So viele Feuerwehrleute wie nötig, so wenige wie möglich einsetzen

Übungsdienste und Lehrgänge der Ehrenamtlichen sind auf Kreisebene abgesagt. Stephan Hinz-Sobottka, Leiter der Hünxer Feuerwehr, hat die Fahrzeuge mit sechs Leuten besetzt, „der Schutz der Bevölkerung wird dadurch nicht gemindert“, sagt er. „Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Feuerwehr Hünxe einsatzfähig zu halten.“

Sein Schermbecker Kollege Gregor Sebastian reduziert ebenfalls die Personenzahl bei Einsätzen, „das hängt auch vom Einsatzstichwort ab“. Die ersten Vor Ort müssen innerhalb von Sekunden entscheiden, ob weitere Kräfte alarmiert werden. „Es gibt keine Patentlösung“, sagt Sebastian. „Wir müssen so viele wie nötig und so wenige wie möglich einsetzen.“

Thema bei allen Feuerwehren ist die Schutzausrüstung, „unser Lieferant hat gesagt, dass er in zwei bis drei Wochen reagieren kann. Ich hoffe, dass wir ein Scheibchen davon abbekommen“. Zur Not habe man ja noch die Atemschutzgeräte und Masken, obschon das sicher seltsam aussähe. Sebastian hat nicht zu viel bestellt, "es soll jede Feuerwehr etwas bekommen können".

Bitte nicht für jede Kleinigkeit anrufen

Einen ausgeklügelten Pandemie-Plan hat die Feuerwehr Hamminkeln aufgestellt. Im schlimmsten Fall, wenn in den sechs Standorten so viele Einsatzkräfte erkranken, dass sie nicht mehr einsatzfähig sind, werden die gesunden Einsatzkräfte im Gerätehaus Hamminkeln stationiert und in ständige Bereitschaft versetzt, erläutert Verwaltungsvorstand Robert Graaf. Eine Kasernierung dort sei nicht geplant, die drei Schichten fahren nach Dienstschluss nach Hause.

Eine Bitte eint alle Feuerwehren schon im Normalfall, jetzt aber erst Recht: Bitte nicht wegen jeder Kleinigkeit anrufen. „Eine Katze kommt auch allein aus dem Baum, ich habe noch nie ein Katzenskelett am Ast hängen sehen“, sagt Sebastian Gregor mit einem Augenzwinkern. Das Anliegen aber ist ihm ernst.