Wesel. Thomas Verbeet und sein Team blicken auf ein normales Jahr zurück. Die Kollision auf dem Rhein am 1. Oktober war der personalintensivste Einsatz.
Den Abend des 1. Oktober wird Rainer Gellings wohl nicht mehr vergessen. Denn es war einer der spektakulärsten Einsätze in seiner Laufbahn bei der Feuerwehr. Gegen 20.15 Uhr war auf dem Rhein ein Fahrgastschiff mit einem Tankschiff kollidiert. „Die Situation war irgendwie unwirklich“, erinnert sich der Stadtbrandinspektor. „Vorne im Schiff spielte jemand Klavier, die Passagiere stießen mit Sekt gläsern an. Wie auf der Titanic. Und hinten haben wir die Verletzten vom Schiff gebracht.“
Es war der personalintensivste Einsatz für die Weseler Feuerwehr im Jahr 2019, das mit 648 Einsätzen insgesamt aber eher in die Kategorie Durchschnitt passte. Im Jahr zuvor musste die Feuerwehr noch zu 878 Einsätzen ausrücken. „Ein normales Jahr für uns“, fasste es Thomas Verbeet, Leiter der Feuerwehr, gestern zusammen.
Kleine Berufsfeuerwehr
In dem die hauptamtlichen wie ehrenamtlichen Mitglieder einmal mehr bewiesen, wie gut sie ihr Handwerk verstehen und wie schnell sie vor Ort sind. „Wir sind eine Feuerwehr wie aus einem Guss“, sagte Thomas Verbeet sichtlich stolz und lobte das perfekte Zusammenspiel seiner „kleinen Berufsfeuerwehr“ mit vielen freiwilligen Feuerwehrleuten und einigen hauptamtlichen Mitarbeitern.
Auch beim Nachwuchs muss sich am Kurfürstenring keiner Sorgen machen – die Jugendfeuerwehr verzeichnet einen Zuwachs. Da macht sich auch die eigene Übungsanlage am Pettenkaul bezahlbar, wo perfekt für den Fall der Fälle trainiert werden kann. Die insgesamt 404 Mitglieder verteilen sich auf 210 in der ehrenamtlichen Einsatzabteilung, 75 Hauptberufliche, 52 Mitglieder in der Ehrenabteilung und 67 in der Jugendfeuerwehr.
Sturmeinsätze am 10. März und 20. Juli
Unter den insgesamt 231 Bränden (neben 417 Einsätzen mit technischer Hilfeleistung) waren glücklicherweise keine spektakulären. „Schätzungsweise 80 Prozent davon war Kleinkram,“, so Verbeet. Mehrfach leistete die Feuerwehr Wesel überörtliche Hilfe in der Nachbarschaft – wie am 15. Februar beim Großbrand einer Lagerhalle in Krefeld, wo das große Tanklöschfahrzeug zum Einsatz kam.
Oder am 19. März beim Brand einer Lagerhalle in Voerde sowie bei den Bränden am 14. Juli im Saunaclub Hamminkeln oder am 27./28. September beim Großbrand am Baerlagweg in Kamp-Lintfort.
Natürlich gab es auch vor Ort einige intensivere, aufwändige Einsätze. Wie am 16. Januar bei der Bombenentschärfung auf der Kreuzstraße, die Bergungs eines verschütteten Bauarbeiters am 4. April auf der Hubertusstraße, den Bombenfund am 18. Juni an der Moltkestraße oder den Brand eines Geschäfts an der Hohen Straße am 26. Oktober. Starkregen und Sturm beschäftigte die Feuerwehr am 10. März mit 13 Einsätzen und und am 20. Juli mit 32 Einsätzen.
Erkundungsfahrzeug „Ranger“ hat sich bewährt
Einige ungewöhnliche gab es natürlich auch: Wie die „kopflose“ Figur am Berliner Tor, das verstreute Getreide auf der B58 oder den Brand eines Markierungspfostens an einer Straße. Und Jahr für Jahr gibt es auch einige Beispiele für vorbildliches Verhalten.
So alarmierte ein Siebenjähriger den Opa, nachdem sich die Mutter bei einer Fettexplosion beide Unterarme verbrannt hatte. Daneben gibt es aber auch die weniger cleveren Zeitgenossen, die sich auch bei größter Trockenheit nicht von Flämmarbeiten abhalten lassen.
Bestens bewährt hat sich übrigens schon die Anschaffung des „Rangers“: Das Erkundungsfahrzeug hatte am 12. März bei einem ICE-Unfall in Bucholtwelmen seinen ersten Einsatz.