Wesel. In Wesel-Bislich gibt es mehr der seltenen Steinkäuze als in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Wer aufmerksam ist, kann sie abends rufen hören.

Wesel. Wie sieht ein optimales Steinkauzrevier aus? Eine bäuerliche, noch recht kleinteilige Struktur, das schätzt die selten gewordene kleine Eule. Mit alten Bäumen und kurzgefressenen Weiden – da können die Vögel die Kleinnager gut jagen, die bevorzugt auf ihrer Speisekarte stehen.

Bislich ist so ein Steinkauzparadies: Laut Nabu-Kreisvorsitzendem Peter Malzbender sind zwölf Brutpaare im Deichdorf kartiert. Klingt nach nicht viel, aber: „So viele gibt es in ganz Mecklenburg-Vorpommern nicht“, sagt Malzbender.

Alte Obstbäume bieten den kleinen Raubvögeln Nistmöglichkeiten

Zu sehen sind die Vögel kaum. Wer sie dennoch erleben möchte, kann die Männchen am Abend rufen hören, denn aktuell ist Balz und Er umwirbt Sie. Das tut er übrigens auch dann, sagt Malzbender, wenn die beiden seit Jahren ein Paar sind. Soviel Zeit muss sein für eine harmonische Partnerschaft. Die Brut beginnt in der Regel erst Ende April.

Alte Obstbäume haben Höhlen und Vertiefungen in ihren Stämmen. Hier und in den Kopfweiden nisten Steinkäuze gern. Ganz so viele Baumgreise gibt es aber auch in Bislich nicht mehr, deshalb hat der Nabu Brutröhren für die kleinen Raubvögel angebracht. „Wir stehen in engem Kontakt mit den Landwirten und den Obstbaumbesitzern: In der Regel sind sie einverstanden damit“, erläutert Malzbender. 30 solcher Röhren gibt es inzwischen im Deichdorf.

Zudem bemüht sich der Nabu um Streuobstwiesen, sie sind ein guter Lebensraum für die Käuze, und nicht nur für sie.

Hochstämme mit weidenden Tieren darunter sorgen für Mäusenachschub

Obstwiesenfachmann Franz Wilhelm Ingenhorst vom Nabu sorgt für die Obstwiesen und legt kreisweit neue an. Hochstämme sollen es sein. „Wichtig ist, dass darunter geweidet wird“, sagt Malzbender. Der Mäuse wegen. Hier hilft mitunter der Draht zu Schäfer Jens Holtkamp, der viele Flächen in Bislich beweidet. Naturschutz ist häufig Teamarbeit.

Der Steinkauz steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten, er ist planungsrelevant, erläutert Malzbender. Heißt: Wo Steinkäuze brüten, sind größere Bauprojekte schwer umsetzbar.

Die stehen in Bislich ohnehin nicht an und in diesem Jahr gibt es Kleinnager satt, ein gutes Käuzchenjahr.

Übrigens halten sich die hübschen kleinen Eulen gern in Menschennähe auf, brüten in der Nähe der Häuser. Dort kann man die Männchen jetzt auch rufen hören, am Abend. Sie werben um ihre Braut und teilen zugleich den anderen Jungs mit: Meine Frau, mein Revier!