Wesel. Hunde 'stolpern' häufig über die jetzt in Feld und Wiese abgelegten Hasenjungen. Einige bringen sie zu ihren Menschen -- und die damit in Not.

Wesel. Es ist schon der siebte winzige Hase, den der Nabu entgegennimmt und aufpäppelt. Immer wieder kommt es vor, dass Hunde Feldhalsenjungen, die dieser Tage in Ackerfurchen und Wiesen liegen, zu ihren Menschen bringen. „Die Leute sind dann in Not und rufen an“, sagt Nabu-Kreisvorsitzender Peter Malzbender, es tue ihnen unendlich leid. Es sei ja kein böser Wille. Er bittet deshalb darum, Hunde nicht in Wiesen und auf Felder rennen zu lassen.

Nur nachts kommt die Häsin zum Säugen

Die Häsin legt bis zu drei Mal jährlich drei Junge in den Feldern ab, an unterschiedlichen Stellen, damit Fuchs, Marder und andere Räuber nicht alle an einem Ort finden. „Die Jungen haben keinen Eigengeruch und kommen mit Fell und offenen Augen zur Welt“, erläutert Malzbender.

Nur nachts kommt die Häsin zu ihnen und säugt sie, will auf keinen Fall auf sie aufmerksam machen. Schon nach vier Wochen sind die Kleinen selbstständig, sie überlässt sie sich selbst. Ein gefährliches Dasein: Von ihren acht bis zehn Hasenkindern pro Jahr überlebt im Schnitt nur eines sein erstes Jahr.

Das Hochwasser hat die Hasenkinder bedroht, außerdem sind sie in Gefahr, wenn jetzt die Bauern das Schwemmgut von den Weiden holen, sagt Malzbender. „Dabei kommen viele der Tiere um“ – der Fahrzeuge wegen. Auch das Ausbringen von Pestiziden bedrohe den Hasennachwuchs, „die Jungen werden entweder überfahren oder totgespritzt“.

Das Gelände absuchen, bevor es bearbeitet wird

Der Naturschützer würde sich wünschen, dass die Landwirte mit Drohnen und Wärmebildkameras einen Tag vor der Arbeit das Gelände absuchen. Oder sich mit den Jägern zusammentun: „Ein gut ausgebildeter Jagdhund findet die Jungen und wird sie nicht anrühren.“ Dann könnte man sie schützen.

Trotz all der Bedrohungen kann es ein gutes Hasenjahr sein. Wichtig ist, dass es trocken bleibt und der Tiernachwuchs eine gute Unterwolle bilden kann.

Ehrenamtliche päppeln die Findelhäschen sorgsam auf

Wesels ländliche Randgebiete sind gute Hasenreviere, der Bestand sei in Ordnung, wenn auch nicht üppig. Gute Bedingungen finden die Tiere an der Rheinischen Wardt in Flüren – auf dem Gelände, das zur Grav-Insel gehört wird weder gejagt noch gedüngt. „Manchmal kann man sie dort in ganzen Gruppen sehen“, erzählt Malzbender, die Männchen werben um die Häsinnen. Auch Vahnum hat viele Hasen.

Und was passiert jetzt mit den abgegebenen Findelhäschen? „Wir haben ein Netzwerk ehrenamtlicher Fachleute. Es ist nicht so einfach, die richtige Milchmischung hinzukriegen. Sie bekommen vier Wochen lang die Flasche, später werden sie ausgewildert.“ In dieser Zeit sollen sie so wenig Kontakt zu Menschen wie möglich haben. Zahme Hasen leben noch gefährlicher als wilde.

Um den Wildtieren eine Handaufzucht zu ersparen, bleibt nur, dass Mensch und Hund auf den Wegen bleiben.