Wesel. Damit Familien nicht die Decke auf den Kopf fällt, empfehlen Jäger: Gehen Sie doch in den Wald. Und zeigen, was es dort alles zu entdecken gibt.
Keine Schule, aber auch kaum eine Möglichkeit etwas zu unternehmen. Was machen Eltern dieser Tage mit ihren Kindern? Jäger raten: Gehen Sie doch in den Wald. Werner Schulte, Leiter des Hegerings Wesel und Alfred Nimphius, Leiter der Kreisjägerschaft, wissen, wie sehr wilde Tiere Kinder faszinieren können. „Obwohl viele sehr wenig über sie wissen“, bedauert Nimphius „viele kennen nicht einmal Meise, Spatz und Rotkehlchen“. Die Rollende Waldschule der Kreisjägerschaft versucht unermüdlich, das zu ändern. Aber auch sie kann in Zeichen der Coronakrise nicht arbeiten.
Die Wildtiere dürfen nicht gestört werden – bitte auf den Wegen bleiben
Am meisten zu entdecken gibt es in Wäldern mit dichtem Unterholz. „Bitte bleiben Sie aber auf den Wegen“, appellieren Schulte und Nimphius, „die Wildtiere dürfen nicht gestört werden“.
Jetzt ist im Wald die Zeit der Familiengründung, Hasen haben ihre Jungen bereits, bei den Kaninchen steht die Geburt der Jungen kurz bevor. Fuchsweibchen, die Jäger nennen sie „Fähen“, sind hoch tragend und suchen jetzt nach einer Setzröhre um zu „wölfen“, heißt: Um ihre Jungen zur Welt zu bringen. „Meist nehmen sie Kaninchenbauten, die sie für ihre Zwecke abändern“, erläutert Nimphius. Fasanenhennen suchen derzeit ebenfalls nach Nistbaumöglichkeiten.
Die Hasen haben bereits ihre Jungen
Viele Kinder können Hasen nicht von Kaninchen unterscheiden. „Hasen werden mit Fell und sehend geboren, meist in einer Ackerfurche. Kleine Kaninchen kommen nackt und blind in einer Höhle zur Welt“, erläutert Nimphius. Wer seinen Ausflug in
die Morgenstunden verlegt, hat gute Chancen, richtige Hasen in den Feldern zu Gesicht zu bekommen.
Zwar ist der alte Buchenbestand am Ende der Rudolf-Diesel-Straße/Feldstraße nicht optimal, um Wildtiere zu erleben. „Die Bäume sind sehr hoch, es gibt kaum Unterholz“, sagt Werner Schulte.
Gemeinsam Vogelstimmen erkennen
Wilde Tiere mögen undurchdringliches Gestrüpp, es gibt ihnen Schutz. Doch auch hier gibt es einiges zu entdecken. Zunächst mal: Vögel. Eine Minute still sein und ihre Stimmen sind deutlich hörbar. Weil auch die Erwachsenen nicht unbedingt Fachleute sind, macht es Spaß, gemeinsam einzelne Sänger zu identifizieren. Im Internet gibt es dafür kostenlose Apps, die Nabu-App „Vogelwelt“ beispielsweise, oder „Die Vogel App!“.
Zwischen den alten Buchen ist indes eine Menge los, Dohlen und Saatkrähen machen einen Höllenlärm. Dohlen sind Höhlenbrüter, Nimphius zeigt auf eine Buche, in deren Stamm einer der großen Vögel verschwindet.
Ein Specht hämmert, dass es durch den Wald hallt. Hören kann ihn jeder, ihn zu entdecken erfordert Geduld – und am besten ein Fernglas.
Bussarde stehen vor der Eiablage
Ein großes Nest im Baumwipfel ist ebenfalls bewohnt – hier will der Bussard brüten, der geschäftig hin und her fliegt, jetzt ist die Zeit der Eiablage, nachdem das Paar den Horst mit frischen Zweigen vorbereitet hat. Zwar jagt der Bussard in Feldern, Wiesen und Weiden. Sein Horst aber liegt im Wald.
Auch am Boden gibt es viel zu Gucken, man muss nur genau hinschauen: Eine umgestürzte, tote Akazie liegt im Wald. Vorsichtig hebt Jäger Nimphius ein Stückchen Rinde an. Darunter ist eine Menge los,
zahlreiche Insekten und Kleintiere haben den Baum zu ihrem Zuhause gemacht. Deshalb mögen die Jäger „aufgeräumte“ Wälder gar nicht: Totholz lebt.
Wer Insekten nicht ganz so spannend findet, kann die Spuren anderer Tiere sehen. Werner Schulte weiß: In seinem Revier gibt es einen Dachs.
Das „Bett“ des Rehs entdeckt
Der wiederum sei, anders als andere Wildtiere, nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Mit seinen spitzen Klauen hat er hier und dort ein Loch gegraben, fast sieht es aus, als hätte jemand mit einer kleinen Schüppe gearbeitet. „Der Dachs sucht nach Mäusen und Würmern“, erläutert Schulte.
Plötzlich ruft Nimphius „hier hat ein Reh gelegen!“ Zum Schlafen schieben Rehe Laub ein wenig zur Seite, eine sanfte Kuhle entsteht, Laub und Äste an einer Seite. Dieses Reh hat direkt neben dem Weg übernachtet. Und weil Frühjahr ist, sind zahlreiche Haare aus seinem Fell im „Bett“ zurück geblieben. Dann finden die Jäger den Dachsbau, das große Tier hat, wie die Füchsin es auch tut, ein vorhandenes Loch „umgebaut“. Erstaunlich, was sich so alles unter den hohen Bäumen tummelt.