Wesel. Wesels Dompfarrer Thomas Bergfeld predigt in Zeiten des Coronavirus nun über das Internet. Am Freitag wurden die Predigt aufgezeichnet.
Wenige Minuten vor der ersten Aufnahme läuft Thomas Bergfeld etwas nervös durch den leeren Willibrordi-Dom. Von dem 50-jährigen Pastor werden hier gleich mehrere Beiträge zum Thema „Trost und Mut“ aufgezeichnet, die dann zum Sonntag unter anderem über die Internetseite der Kirchengemeinde abrufbar sein sollen. „Das ist für uns natürlich auch Neuland“, sagt Bergfeld während der letzten Vorbereitungen für den Video-Dreh.
Ganz ähnlich sieht dies der Superintendent des Kirchenkreises Wesel, Thomas Brödenfeld: „Wir gehen jetzt ganz neue Wege, doch daraus ergeben sich auch neue Perspektiven: Ein Kollege berichtete mir jetzt, dass zu seinem letzten Gottesdienst rund 50 Leute kommen sind – sein Videostream verzeichnete aber schon 1000 Klicks. Er hat also damit 20mal mehr Leute erreicht als sonst in der Kirche.“
Ein Licht für die Menschen
Zurück in den Willibrordi-Dom: Thomas Bergfeld steht jetzt in der Alyschlägerkapelle am Lichterbaum und bespricht mit dem Aufnahmeteam kurz seine Laufwege. Dann ist er „auf Sendung“: Jetzt spricht er statt direkt zu den Gläubigen in eine Kamera: „Herzlich Willkommen hier im Willibrordi-Dom in Wesel. Viele Menschen, die sonst hier hereinkommen und ein Licht anzünden, können im Moment nicht kommen. Stellvertretend für viele, die ein Anliegen haben, möchte ich heute hier ein Licht anzünden.“ Dann nimmt er ein Streichholz, Sekunden später leuchtet die Kerze, die er auf dem Lichterbaum abstellt, der zuvor noch leer war.
Dann spricht er ein Gebet und lädt die Betrachter der Video-Botschaft ein, mit ihm zu beten. Er beginnt so: „Du Gott des Lebens, betroffen von der Coronakrise kommen wir zu Dir.“ Er hat diese Ansprache vorbereitet, wie sonst bei einem Gottesdienst – doch diesmal sind die Kirchenbänke leer.
Gebete um Kraft und Schutz in Zeiten von Corona
Wenig später betet er: „Von ganzen Herzen bitten wir, dass die Epidemie abschwillt und dass die medizinischen Einrichtungen und Ressourcen den Anforderungen gerecht werden können.“ Er bittet: „Guter Gott, sei Du in dieser schweren Zeit unsere Kraftquelle und unser Schutz.“
Fünf Beiträge hat Pastor Bergfeld vorbereitet, die an diesem Vormittag mitgeschnitten werden sollen. Unter anderem möchte er auch zum Glockenspiel gehen und es für die Betrachter der Videos erklingen lassen. Ansgar Schlei sorgt für die musikalische Begleitung der Aufnahmen – der Kreiskantor möchte zudem über einen weiteren digitalen Kanal die Dommusik zu den Menschen bringen.
Weitere Projekte sind in Arbeit, der Pastor hat viele Ideen
Thomas Bergfeld hat ebenfalls noch weitere Pläne für die kommenden Tage: „Vielleicht ein Zwiegespräch mit ermutigenden Erfahrungen oder auch einen Kindergottesdienst.“ Er berichtet, dass Katrin Wientges, die Jugendleiterin der Gradenkirche, mit jungen Leuten über Instagram in Kontakt tritt und dort eine „geistige Schnitzeljagd“ anbietet.
Thomas Bergfeld meistert seine erste Video-Andacht mit Bravour. „Wie ein Profi“, lobt Kameramann Frank Dießenbacher. „Ist ja ein Teil meines Berufs“, entgegnet Bergfeld zufrieden. Zurzeit ist dies sogar ein ganz wichtiger Teil.
Unter www.kirche-wesel.de werden die Beiträge von Thomas Bergfeld aus dem Dom zu sehen sein. Schon am Samstag soll die Predigt vom Pfarrer der Friedenskirche, Dr. Christoph Kock, abrufbar sein – Kolummnen und Kurz-Gottesdienste wurden aufgenommen. Das Pfarrteam vermittelt damit die Botschaft, „dass die Hoffnung im Blick bleibt“.
Auch die Christuskirche wird zum Filmstudio
Ausgelöst durch die Coronavirus-Pandemie hat das Presbyterium die Evangelische Kirchengemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren die Christuskirche zum Filmstudio umgestaltet. Hier werden die gottesdienstlichen Feiern aufgezeichnet, die über einen Link auf der Internetseite der Kirchengemeinde ( ev-kirche-am-rhein.de) ab Sonntag zu sehen sind.