Wesel. . Der neue Pfarrer im Willibrordi-Dom lebte mehrere Jahre in der Schweiz, bevor er an den Niederrhein kam. Das bringt einige Umstellungen mit sich.
So ganz angekommen ist Thomas Bergfeld noch nicht. „Mir liegt immer noch das ‘Grüezi’ auf der Zunge“, erklärt er lachend. Mit diesem Gruß würde der Pfarrer im Bezirk Willibrordi-Dom an seinem neuen Dienstort eher erstaunte Blicke ernten. Vor gut zwei Wochen hat der 48-Jährige die Schweizer Berge gegen das niederrheinische Flachland eingetauscht, das ihm gar nicht so fremd ist: Schließlich ist Thomas Bergfeld in Mönchengladbach und Jüchen aufgewachsen.
Die ersten Tage in der neuen Heimat waren geprägt vom Kennenlernen der Menschen in der evangelischen Kirchengemeinde. Und auch wenn der Neu-Niederrheiner versichert, dass sein erster Eindruck der Hansestadt durchaus positiv ist, muss er sich nach viereinhalb Jahren in Klosters, einem kleinem Ort bei Davos, in mancher Hinsicht noch eingewöhnen.
Wichtig ist der Kontakt zu den Menschen
Da sind zum Beispiel die dienstlichen Wege, die in Wesel viel weiter sind als in Graubünden. „Ich muss mir immer gut überlegen: Was brauche ich, was muss ich mitnehmen?“, schildert Thomas Bergfeld. Und die Sache mit den Schlüsseln: „Hier werden die Türen abgeschlossen. In der Schweiz war alles offen“. Oder die sommerlichen Temperaturen: In der Schweiz auf über 1000 Metern Höhe war es deutlich kühler. Der 48-Jährige winkt ab – alles Kleinigkeiten, die sich in einigen Wochen erledigt haben werden.
Wichtig ist ihm, den Kontakt zu den Menschen in Wesel zu finden. Beerdigungen, Hochzeiten, Schulgottesdienst, eine neue Konfirmandengruppe – der Alltag hat für den zweifachen Familienvater in der neuen Gemeinde schon begonnen. Zeit, die niederrheinische Umgebung zu erkunden, fand er noch nicht. „Das mache ich, wenn meine Familie da ist“.
Die Familie kommt im August nach
Thomas Bergfeld lebt vorerst allein in einem Motelappartement, aber für August hat die Familie eine Wohnung in Wesel gefunden. Dann kommen Ehefrau Birgit und die Kinder Lotta (18) und Lasse (16) an den Niederrhein. Birgit Bergfeld ist Lehrerin und wird an der Innenstadtgrundschule arbeiten. Ihr Beruf und auch die hier lebenden Angehörigen waren mit ein Grund dafür, warum die Familie der beliebten Schweizer Ferienregion nun den Rücken kehrt – wenn auch schweren Herzens, wie Thomas Bergfeld zugibt. „Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Man hat dort tolle Möglichkeiten“. Skifahren, Wandern, Mountainbiking – und eine wunderbare Bergwelt. Ein anderes Hobby, das Segeln, kann die Familie, die ein eigenes Boot besitzt, jedoch auch am Niederrhein ausüben.
An den Willibrordi-Dom verschlug Thomas Bergfeld der Zufall: Die erste Stellenanzeige, die er entdeckte, war aus Wesel. Die Kontaktaufnahme sei sehr positiv verlaufen und da der Pfarrer ein halbes Jahr Kündigungsfrist abwarten musste, trat er zum 1. Juli die neue Stelle an. Die Zeit in der Schweiz hat er genossen, so Bergfeld – obwohl es ihm anfangs schwer gefallen ist, den Dialekt zu verstehen.
Die Menschen in der Gemeinde waren den Deutschen gegenüber offen und freundlich, Thomas Bergfeld betreute mit zwei Kollegen rund 2000 Gemeindeglieder. In Deutschland ist ein Pfarrer etwa für 2500 bis 3000 Menschen zuständig. „Die Herausforderung ist, trotzdem persönliche Bindungen zu knüpfen. Die Kirche lebt von den persönlichen Beziehungen“.
Interesse an der Musik
Der Familienvater mag die Arbeit mit jungen Menschen und freut sich, dass zu seinem Bezirk – er ist für den Teil nördlich des Doms zuständig – ein Kindergarten gehört. Er sieht sich dennoch als „Allrounder“, der mit allen Menschen arbeiten möchte und überlegt sich gerne neue Angebote, die – so seine Erfahrung – gerne angenommen werden. Sehr gut gefällt ihm, dass im Dom die Kirchenmusik eine große Rolle spielt. Thomas Bergfeld ist selbst musikalisch, war immer Chorsänger, spielt Gitarre und Klavier. „Ich habe auch immer wieder mal mit Schulkindern Musicals aufgeführt. So etwas würde mich wieder reizen“.
Der Kontakt in die frühere Heimat ist nicht abgerissen. Auf einen Termin freut sich Thomas Bergfeld besonders: Im Oktober wird die neue Kirchenorgel eingeweiht, deren Anschaffung er mit unterstützt hat. Dann darf er in Klosters noch einmal als Gast predigen.