Hamminkeln. Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther und Gero Hocker trafen sich zum Austausch mit Bauern. Sie kritisieren Politiker und Umweltorganisationen.

Rund 50 Gäste begrüßte der FDP-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther zu der Podiumsdiskussion „Die Ungleichbehandlung der Landwirtschaft in der EU“. Dr. Gero Hocker, Sprecher für Ernährung und Landwirtschaft der FDP-Bundestagsfraktion, diskutierte mit Johannes Leuchtenberg, dem Vorsitzenden der Kreisbauernschaft Wesel, und Georg Biedemann, Pressesprecher von „Land schafft Verbindung NRW“.

„Gravierende Fehler der Politik“

„Die Politik hat in den vergangenen Jahren gravierende Fehler begangen“, erklärte Agrar-Politiker Hocker zur Einführung. Sie habe sich beeinflussen lassen von Umweltorganisationen, die keine Fachkenntnis besäßen, von Lobbyisten und nichtstaatlichen Organisationen. Er fordere eine Politik, die sich nach wissenschaftlichen Grundlagen richte. Es sei falsch, sich bei Verboten an der gesellschaftlichen Stimmung zu orientieren.

Ein imposantes Bild: Die Bauern-Demo auf der Rheinbrücke in Wesel. Die Landwirte wollten mit dieser Aktion ein Signal setzen und aufrütteln.
Ein imposantes Bild: Die Bauern-Demo auf der Rheinbrücke in Wesel. Die Landwirte wollten mit dieser Aktion ein Signal setzen und aufrütteln. © FFS | Erwin Pottgiesser

Als Beispiel nannte Hocker die Entscheidung zum Umgang mit Pestiziden. Diese sehe er an der Wissenschaft vorbei getroffen, denn es sei nicht bewiesen, das Glyphosat für Krebskrankheiten verantwortlich sei.

Er fände es schlau, wenn landwirtschaftliche Themen auch von der Landwirtschaft und nicht im Bundestag besprochen werden. Zudem sei es problematisch, dass auch der Verbraucher in Bezug auf Lebensmittel die „Geiz ist geil“-Mentalität anwende. „Das muss sich ändern“, so Hocker. Die Wertschätzung der Lebensmittel nähme ab.

Biedemann forderte eine Gleichbehandlung der Landwirte auf EU-Ebene: „Entweder die Standards in anderen Ländern werden mit uns gleichgestellt – oder wir müssen unsere senken.“

Dass die Landwirte übergangen werden, dass man nicht mit ihnen, sondern im Bundestag über sie spricht, kritisieren Leuchtenberg und Biedemann, doch das ändere sich gerade. Biedemann betonte, dass sich die Landwirte viel mehr politisch einbringen müssen.

Ist die Bauernmillarde sinnvoll?

Das sei eine große Zukunftsaufgabe. So habe die „größte Bauerndemo der Nachkriegszeit“ Erfolge gezeigt.

Die Frage von Bernd Reuther, ob die sogenannte „Bauernmilliarde“ der richtige Weg sei, beantwortete Biedemann so: „ Wir hätten das Geld gern, die Begrifflichkeit ist allerdings nicht glücklich gewählt“. Aber er betonte auch, dass die Probleme in der Landwirtschaft nicht allein mit Geld zu lösen sind.

Johannes Lechtenberg forderte eine weitsichtige Agrarpolitik und eine gerechte Marktstrategie auf EU-Ebene, damit die Landwirte mit Freude am Tun von ihrer Hände Arbeit leben können. Ihre ganze Hoffnung legen die Landwirte in das „Borchert-Papier“. „Das ist keine Lösung, aber es könnte einen Weg für uns bedeuten“. Das Papier sei von der Landwirtschaft gemacht.

Zukunftsängste hätten Lechtenberg und Biedemann nicht. Lechtenberg habe festgestellt, dass nicht zuletzt wegen der „Fridays for Future“-Bewegung derzeit eine Veränderung der Gesellschaft stattfände. „Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern positiv denken“, laute die Devise.