Wesel. Samstag treffen sich Parteien und Gruppen zur Mahnwache. Anlass ist eine Rede von Stephan Brandner. Der Hotelier erteilt dem AfD-Mann Hausverbot.

Als die SPD ihren Antrag zum Thema „Haltung zeigen in Wesel“ gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit plante, konnte sie nicht ahnen, wie aktuell das Thema plötzlich wird. Der für Samstag, 29. Februar, um 12 Uhr angekündigte Vortrag des umstrittenen AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner im Hotel Kaiserhof wird von einer Mahnwache begleitet, die zwar von der SPD organisiert, aber von vielen Parteien und Gruppen mitgetragen wird.

Die AfD habe intern angekündigt, dass Brandner trotz eines Hausverbots durch den Inhaber des Kaiserhofes kommen werde, berichtet Hovest bei einer Pressekonferenz, die sich eigentlich um das Anliegen der SPD „Haltung zeigen in Wesel“ drehen sollte.

Mahnwache zur AfD-Veranstaltung mit Brandner am Samstag um 11.45 Uhr

Seit am Donnerstag bekannt wurde, dass der dem völkisch-nationalistischen Flügel um Björn Höcke zugehörige Brandner beim Treffen des AfD-Kreisverbandes in Wesel sprechen möchte, formiert sich der Protest. Die SPD hat eine Mahnwache angemeldet, die um 11.45 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz stattfinden wird – nicht vor dem Kaiserhof. Denn wie Hotelleiter Andrew Jovic der SPD mitteilte, habe man nicht gewusst, wer bei der AfD-Veranstaltung reden soll und am Donnerstagabend ein Hausverbot für Brandner erteilt. Vorher war Ludger Hovest im Kaiserhof erschienen und hatte darum gebeten, die Veranstaltung abzusagen.

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„Der Kaiserhof ist nicht unser Feind“, erklärt Hovest am Freitag. Brandner, „einen Rechtsradikalen, der faschistische Thesen vertritt“, wolle man dagegen nicht in Wesel sehen. Er sei ein „geistiger Brandstifter“, stimmt auch Rainer Keller von SPD-Ortsverband Mitte-Büderich zu. „Wir wollen keine rechte Hetze“.

Parteien und Gruppen unterstützen die Mahnwache in Wesel

Viel Unterstützung erhält die Mahnwache von anderen Parteien und Gruppen. Cihan Sarica, Vorsitzender von Anadolu Spor Wesel und Mitglied in der Moscheegemeinde, ist Unterstützer des Antrags „Haltung zeigen in Wesel“.

Er hat in seinem Umfeld für die Mahnwache geworben und viele Zusagen erhalten, berichtet er. „Wir sind in der vierten und fünften Generation in Deutschland und fühlen uns als Weseler.“ Auch er werde zum Bahnhof kommen, um gegen die Gedankenwelt der AfD zu demonstrieren – gerade nach dem Anschlag in Hanau sei es wichtig, Zivilcourage zu zeigen.

Weseler Ratsparteien verfassen vor AfD-Veranstaltung ein Statement

Die Weseler Ratsparteien (CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und WfW) und werden vor Ort sein und das Wort ergreifen, ebenso wie Ulrike Westkamp – jedoch nicht als Bürgermeisterin, sondern als SPD-Mitglied. Am Freitag haben sich die Fraktionsvorsitzenden getroffen, um ein Statement zu verfassen und zur Teilnahme am Bahnhof aufzurufen. Sie beziehen sich darin auf die Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Zerstörung Wesels, die auch Anlass waren, Hass und Hetze zu verurteilen, und erklären: „Wir wollen weiterhin friedlich auf Augenhöhe mit anderen Nationalitäten leben. Rechtsextremes Gedankengut, Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung haben bei uns keinen Platz.“

Rainer Keller und Ludger Hovest  von der SPD gehören zu den Organisatoren  des Protests gegen die AfD-Veranstaltung in Wesel.
Rainer Keller und Ludger Hovest von der SPD gehören zu den Organisatoren des Protests gegen die AfD-Veranstaltung in Wesel. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Polizei wird die Veranstaltung begleiten, erklärt ein Pressesprecher auf Anfrage. Wie viele Personen an dem Protest teilnehmen werden, konnte die Polizei nicht sagen. Abzuwarten bleibt, ob Brandner nach dem Hausverbot überhaupt in Wesel auftaucht...

>> SPD will Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime einladen

Die SPD beantragt, unter dem Motto „Haltung zeigen in Wesel“ eine Veranstaltung im Ratssaal gegen Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz, Hass und rechtem Terror durchzuführen und dazu den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, als Referent einzuladen. Außerdem wünscht sich die SPD, dass die Vorsitzenden der Weseler Vereine sowie die diversen Religionsgemeinschaften beteiligt werden. Nach den Anschlägen von Hanau sei es Zeit zu handeln, heißt es.