Wesel. Man wollte mit dem Konzert zum Gedenken an die Zerstörung Wesels ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung setzen.

„Verleih uns Frieden“ war das Motto, unter dem am Freitagabend in der Kirche „Zu den Heiligen Engeln“ auf dem Fusternberg die Gedenktage zur Zerstörung Wesels im Zweiten Weltkrieg eröffnet wurden.

Der Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing hatte im Oktober den Entschluss gefaßt, ein Gedenkwochenende unter der Überschrift „Nie wieder Krieg“ zu planen, anlässlich des 75. Jahrestages der Bombardierung Wesels im Februar 1945. Es sollte ein Zeichen gesetzt werden für Frieden und Völkerverständigung.

Auf den Grundmauern des Fort erbaut

Bürgermeisterin Ulrike Westkamp begrüßte die Abgesandten aus den Weseler Partnerstädten. Sie erinnerte noch einmal daran, dass die Stadt nach den Bombennächten zu 97 Prozent zerstört war und die heutige Kirche „Zu den Heiligen Engeln“ auf den Grundmauern des Forts Fusternberg erbaut wurde; in dessen Kellerräumen hatten während der Bombardements viele Menschen – Kreisdechant Stefan Sühling sprach von 200 – Schutz und Zuflucht gefunden und dadurch überlebt. „Kaum eine andere Kirche Wesels repräsentiert so den Übergang vom Krieg in den Frieden wie diese Engelkirche“, so die Bürgermeisterin. Die Castle Singers Emmerich mit ihrer Leiterin Cornelia Burgers hatten ein Programm zusammengestellt, das mit Musik aus sechs Jahrhunderten diesem Anlass gebührend Rechnung trug.

So umrahmten unter anderem Henry Purcells „Beerdigungsmusik“, Carl Maria von Webers „Grablied“, Starling Goodwins „Cornet Voluntary“ und Gabriel Rheinbergers „Um Mitternacht“ das zentrale Stück „Verleih uns Frieden“ von Felix Mendelssohn. Der 2015 gegründete, zwanzigköpfige gemischte Chor meisterte alle Schwierigkeiten mit bemerkenswerter Leichtigkeit und Stimmfülle und behielt auch die Nerven, als zwischendurch kurz der Strom für die Orgel ausfiel.

Diese Bilder zeigen die Zerstörung der Stadt Wesel

Aus den Trümmern ragen Reste des Willibrordi-Doms heraus.
Aus den Trümmern ragen Reste des Willibrordi-Doms heraus. © Stadtarchiv Wesel
Der Große Markt liegt in Trümmern, unter anderem fiel auch das Rathaus mit seiner gotischen Fassade den Bomben zum Opfer.
Der Große Markt liegt in Trümmern, unter anderem fiel auch das Rathaus mit seiner gotischen Fassade den Bomben zum Opfer. © unbekannt | unbekannt
Zehn Jahre vor der Zerstörung, im Jahr 1935, sah der Große Markt noch so aus.
Zehn Jahre vor der Zerstörung, im Jahr 1935, sah der Große Markt noch so aus. © Repro: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool | Repro: Lars Fröhlich
Blick auf den Großen Markt mit der Rathauszeile um 1938, nur wenige Jahre vor seiner Zerstörung.
Blick auf den Großen Markt mit der Rathauszeile um 1938, nur wenige Jahre vor seiner Zerstörung. © Repro: Lars Fröhlich/WAZ Foto Pool | Repro: Lars Fröhlich
Ansicht der Rathauszeile um 1935.
Ansicht der Rathauszeile um 1935. © Repro: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool | Lars Fröhlich
Noch einmal der Blick auf den zerstörten Dom.
Noch einmal der Blick auf den zerstörten Dom. © unbekannt | unbekannt
Im Bereich der Brandstraße sind gerade noch die Reste des Wasserturms zu erkennen.
Im Bereich der Brandstraße sind gerade noch die Reste des Wasserturms zu erkennen. © Hilde Löhr/Stadtarchiv Wesel | Hilde Löhr
In den 1930er-Jahren sah es an der Brandstraße noch so aus.
In den 1930er-Jahren sah es an der Brandstraße noch so aus. © unbekannt | unbekannt
Vor der Zerstörung hatte die Rheinbabenbrücke die rechts- und linksrheinischen Teile von Wesel verbunden.
Vor der Zerstörung hatte die Rheinbabenbrücke die rechts- und linksrheinischen Teile von Wesel verbunden. © Stadtarchiv Wesel
Auch sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Auch sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. © Stadtarchiv Wesel
Noch eine Ansicht der Innenstadt.
Noch eine Ansicht der Innenstadt. © Hilde Löhr/Stadtarchiv Wesel | Hilde Löhr
Trümmer wurden bereits von der Straße geräumt.
Trümmer wurden bereits von der Straße geräumt. © Stadtarchiv Wesel | Stadtarchiv Wesel
Ein weiteres zerstörtes Gebäude.
Ein weiteres zerstörtes Gebäude. © Stadtarchiv Wesel
Auch an der Hohe Straße stand kaum noch ein Stein auf dem anderen.
Auch an der Hohe Straße stand kaum noch ein Stein auf dem anderen. © unbekannt | unbekannt
Die Kleinbahn mit ihrem Schienennetz ging ebenfalls kaputt.
Die Kleinbahn mit ihrem Schienennetz ging ebenfalls kaputt. © Hilde Löhr/Stadtarchiv Wesel | Hilde Löhr
Ein weiteres Bild der Innenstadt in Trümmern. Zu erkennen sind die Reste des Willibrordi-Doms sowie Teile der zerstörten Kirche St. Mariä Himmelfahrt (links). 
Ein weiteres Bild der Innenstadt in Trümmern. Zu erkennen sind die Reste des Willibrordi-Doms sowie Teile der zerstörten Kirche St. Mariä Himmelfahrt (links).  © Stadtarchiv Wesel
Ansicht der Brückstraße, lange bevor der Krieg Wesel zerstörte.
Ansicht der Brückstraße, lange bevor der Krieg Wesel zerstörte. © unbekannt | unbekannt
1951 war in Wesel schon einiges wieder aufgebaut. Hier ein Blick auf den Bereich Viehtor.
1951 war in Wesel schon einiges wieder aufgebaut. Hier ein Blick auf den Bereich Viehtor. © Repro: Markus Joosten/FFS | Repro: Markus Joosten
In mehreren Wellen hatten die Alliierten Bomben auf Wesel geworfen. 
In mehreren Wellen hatten die Alliierten Bomben auf Wesel geworfen.  © Hilde Löhr/Stadtarchiv Wesel | Hilde Löhr
Bei der Bombardierung wurde ein großer Teil der Innenstadt zerstört - 97 Prozent der Stadt lagen danach in Trümmern.
Bei der Bombardierung wurde ein großer Teil der Innenstadt zerstört - 97 Prozent der Stadt lagen danach in Trümmern. © Stadtarchiv Wesel
Es wurden nicht nur Gebäude zerstört, auch starben weit über 1000 Menschen bei der Bombardierung.
Es wurden nicht nur Gebäude zerstört, auch starben weit über 1000 Menschen bei der Bombardierung. © Stadtarchiv Wesel
Auch vor den äußeren Stadtteilen machte der Krieg nicht Halt. Hier ein Blick auf die ebenfalls zerstörte Kirche in Bislich.
Auch vor den äußeren Stadtteilen machte der Krieg nicht Halt. Hier ein Blick auf die ebenfalls zerstörte Kirche in Bislich. © Heimatverein Bislich
In Büderich gab es zwischen April und Juni 1945 ein Kriegsgefangenenlager. Im Hintergrund ist die Solvay zu sehen.
In Büderich gab es zwischen April und Juni 1945 ein Kriegsgefangenenlager. Im Hintergrund ist die Solvay zu sehen. © Stadtarchiv Wesel
In der Wacht am Rhein in Büderich beobachtete Churchill die Lage.
In der Wacht am Rhein in Büderich beobachtete Churchill die Lage. © Repro: Markus Weißenfels/FFS | Repro: Markus Weißenfels
Zwischen Büderich und Orsoy setzten 1945 die Amerikaner über den Rhein.
Zwischen Büderich und Orsoy setzten 1945 die Amerikaner über den Rhein. © unbekannt | unbekannt
Auch 1946 lag noch vieles in Trümmern.
Auch 1946 lag noch vieles in Trümmern. © Stadtarchiv Wesel
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Chorstücke wechselten mit Instrumentalwerken, für die man sich Unterstützung geholt hatte. Die Sänger wurden begleitet durch ein Blechblas-Ensemble aus den Niederlanden und Norbert Voss an Orgel und Klavier.

Lange Proben gingen voraus

Gefragt, wie lange der Chor an diesem durchaus anspruchsvollen Projekt geprobt hat, sagte die Chorleiterin, dass man schon ein gutes halbes bis dreiviertel Jahr einplanen müsse.

Mit einem vierstrophigen Lied aus der Feder des norwegischstämmigen Komponisten Ola Gjeilo, das mit einem Abendgebet schließt, fand das Programm einen versöhnlichen Abschluss. Nach einem langen Schlussapplaus in der fast voll besetzten Engelkirche wurde der Schlusssatz als Zugabe wiederholt.