Kreis Wesel. Wesel bleibt als Einkaufsstadt beliebt. Im Kreis kommt hier die meiste Kaufkraft von außen. Auch sonst gibt’s gute Noten vom Handelsverband.

Wesel hat sich ein weiteres Mal als Einkaufsstadt behauptet. Das zeigt die Jahresbilanz des Handelsverbands Niederrhein, die am Dienstag in Moers vorgelegt wurde. Im Kreis Wesel weist die Stadt an Rhein und Lippe mit 109,3 die höchste Zentralitätskennziffer auf. Ein Wert über hundert bedeutet, dass nicht nur die Weseler hier einkaufen, sondern Kaufkraft auch von außen kommt.

Überhaupt hat der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Wilhelm Bommann, lobende Worte für Wesel. So seien die Leerstände im Zentrum unterdurchschnittlich, lediglich in so genannten B- und C-Lagen gebe es Probleme wie überall. Dies sei eine deutliche Botschaft an die lokalen Entscheidungsträger. Die Händler wünschen, dass Einkaufsbereiche attraktiver gestaltet werden müssen und falsche Nutzungsformen, wie Wettbüros und Shisha-Bars, verhindert werden sollten.

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Die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage, die nur zu einem bestimmten Anlass stattfinden dürfen, sei in Wesel völlig in Ordnung. Bis zu achtmal im Jahr können Kommunen dazu ihr Okay geben. Hier appelliert der Handelsverband an die Landesregierung, den Anlassbezug - wie in Wesel das Hansefest - wegfallen zu lassen.

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Immerhin meldeten im Kreis Wesel und in Duisburg 61,8 Prozent der Mitgliedsunternehmen ein leichtes Umsatzplus für 2019. 29,4 Prozent der Betriebe verzeichneten allerdings einen Umsatzrückgang. Dabei seien die Aussichten fürs gerade angelaufene Jahr nicht schlecht. Die niedrigen Zinsen führten dazu, dass so mancher Anschaffungen bei mittel- und langfristigen Konsumgütern plane. Dazu zählen Einrichtungsgegenstände, Elektronik, Textilien, Hausrat und Spielwaren.

Und so sind 63,9 Prozent der befragten Händler verhalten optimistisch. Die Anzahl der pessimistischen Erwartungen ging leicht zurück, auf 11,1 Prozent. Das Problem: „Die Zahl der Einwohner und damit der Kaufkraft ist in den letzten Jahren in der Region deutlich gesunken und wird weiter sinken“, ist sich Bommann sicher. Hinzu kommt, dass viele Umsätze über das Internet abgewickelt werden und der Fachhandel Marktanteile verliert.

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Deshalb müsse jeder Einzelhändler für sich prüfen, inwieweit der Handel über das Internet zur eigenen Ergebnisverbesserung beitragen kann. „E-Commerce ist das Top-Thema im Einzelhandel“, so Bommann weiter. Und der befinde sich im größten Strukturwandel seit Einführung der Selbstbedienung. Deshalb unterstützt der Handelsverband die Kommunen, wo es geht. In Wesel parkt zum Beispiel Anfang Mai das DigitalMobil Handel. Die acht Stationen für interessierte Händler befinden sich dann im Weseler Rathaus.

Ein Teil der Weseler Fußgängerzone.
Ein Teil der Weseler Fußgängerzone. © hans blossey

Besagtes Mobil hat verschiedene Lösungen für Einzelhändler an Bord. Denn es gibt zahlreiche Digitalisierungsmöglichkeiten, nicht nur das Internet. Als Beispiele nennt Bommann das Warenwirtschaftssystem und Marketingkonzepte, auch über die sozialen Medien.

Kaufleute E-Commerce

Der Wandel macht sich zudem bei der Ausbildung bemerkbar. Im Verbandsgebiet gibt es mittlerweile zehn Ausbildungsverträge mit dem neuen Berufsbild Kaufmann/Kauffrau E-Commerce.

In Wesel wird darüber hinaus die fachliche Beratung des Handelsverbands in Anspruch genommen. Zusammen mit Wirtschaftsförderer Johannes Opgen-Rhein und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp habe man zusammengesessen und überlegt, was weiter verbessert werden kann. Da sei es dann unter anderem um die Freundlichkeit der Einzelhandelsmitarbeiter gegangen sowie um ansprechende Schaufenstergestaltung. Auch Serviceangebote würden immer wichtiger, wie etwa ein Bringservice und lokale Apps. So könne die Wettbewerbsfähigkeit vor Ort gestärkt werden.

Die Stärkung der Innenstädte, Stadtteile und Stadtteilzentren habe höchste Priorität. Dabei sei es wichtig, dass die berechtigten Interessen des Einzelhandels in die politischen Entscheidungen einfließen. Es gehöre zur Stärkung des kommunalen Selbstbewusstseins, wenn sich die Kaufmannschaft in die Lokalpolitik einbringe. Das ist etwa auch bei der derzeitigen Überarbeitung des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts in Wesel der Fall. Es biete am Ende Planungssicherheit für investitionswillige Unternehmen und Rechtssicherheit bei der Stadt. Die geplanten Neuerungen im Esplanade-Center trügen zur Stärkung der Innenstadt bei. Schließlich sei eines sicher: Blüht der Handel, blüht die Stadt.

In Zahlen

Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Kopf beträgt in Wesel 7005 Euro, der Einzelhandelsumsatz 6700 Euro. In Hamminkeln sind es 7327 beziehungsweise 4717 Euro, in Schermbeck 7654/4058 Euro und in Hünxe 7910/3351 Euro. Die Einzelhandelszentralität liegt in Wesel bei 109,3, in Hamminkeln bei 73,6, in Schermbeck bei 60,6 und in Hünxe bei 48,4.