Wesel. Laut einer Umfrage der NRZ kaufen viele Weseler gerne hier ein. Was den Standort stark macht, erklärt der Chef des Handelsverbands Niederrhein.

Einkaufen in Wesel - das wird je nach Altersgruppe unterschiedlich beurteilt. Doch die meisten sind ganz zufrieden mit dem, was die Stadt an Rhein und Lippe an Geschäften zu bieten hat. Dass Wesel in der Tat nicht schlecht dasteht, was den Einzelhandel angeht, bestätigt Wilhelm Bommann.

Der Geschäftsführer des Handelsverbands Niederrhein mit Sitz in Moers muss es wissen. Für ihn ist klar: „Wesel hat sich als sehr stabiler Einkaufsstandort erwiesen.“ Das zeige unter anderem auch die so genannte Zentralitätsquote. Liegt sie über 1, kommt auch Kaufkraft von außen hinzu, was längst nicht überall der Fall ist. Die Hansestadt habe eine Quote von 1,1, Dinslaken zum Beispiel sei darunter, Bocholt dagegen bei 1,4. Während sich bei Dinslaken die Nähe zum Ruhrgebiet bemerkbar mache, profitiere Bocholt von einem großflächigen Umland ohne Konkurrenz.

Wesel hat auch inhabergeführte Läden

Dass es in Wesel auch einige Leerstände gibt, dazu viele Handyläden und Friseure, unterscheidet den Standort nicht von anderen. Dennoch sei hier ein gesunder Branchenmix vorhanden, sagt Experte Bommann. Es seien sowohl kleine als auch große Läden, dazu Filialisten und so manches inhabergeführte Geschäft da.

Wesel könne sich zudem glücklich schätzen, ein funktionsfähiges Warenhaus wie den Kaufhof zu haben. Das gebe es kaum noch in einem Mittelzentrum. Auch große Textilhäuser suche man dort häufig vergeblich, so Bommann weiter, der damit auf das Modehaus Mensing am Berliner Tor anspielt. Hinzu kommen New Yorker, C&A sowie H&M, so dass für jede Zielgruppe etwas dabei sei.

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Zudem verfüge Wesel über einen Top-Schuh-Einzelhandel sowie gute Schmuckläden - und das alles in einer neu und attraktiv gestalteten Fußgängerzone mit Ruhezonen und Spielpunkten, die den Einkauf noch attraktiver machen. „Das ist doch was“, sagt Bommann. Eine mit etwa 700 Metern lange und bis zu 20 Meter breite Fußgängerzone dieser Art können nur wenige Städte vorweisen. Originell ist dabei auch das in die Pflasterung eingelassene Hanseband mit allen Hansestädten.

Bitter für die Kreisstadt Wesel

Dass Möbelgeschäfte in Wesel vermisst werden, hänge mit dem Strukturwandel dieser Branche zusammen, so Bommann. Innerstädtische Standorte, wie es sie auch einmal in Wesel gab, seien nicht mehr zu halten: „Ikea lässt grüßen“. Und während in anderen Städten große Unterhaltungselektronikgeschäfte verkleinert werden, wurde in Wesel Saturn gleich komplett geschlossen.

Das sei bitter für die Kreisstadt, wenngleich man im innerstädtischen Bereich nach Alternativen suchen könne, damit der Elektronikkonzern vielleicht wieder zurückkehre. Immerhin gebe es ja noch ein großes Geschäft dieser Art. Vieles werde allerdings längst online gekauft, da mache auch Saturn mit einem Anteil von bis zu 28 Prozent keine Ausnahme, so Bommann abschließend.