Kreis Wesel. Die Seeadler auf der Bislicher Insel in Xanten sind einzigartig in NRW. Das neue Windrad darf sie nicht gefährden. Der Betreiber hat da eine Idee.
Mit einigen Bauchschmerzen – und vier Enthaltungen – hat der Naturschutzbeirat des Kreises Wesel gestern empfohlen, für das von der Firma SL Windenergie in Büderich geplante Windrad eine naturschutzrechtliche Befreiung zu erteilen.
Das Unternehmen hatte nach der Diskussion um die Sicherheit der Seeadler auf der Bislicher Insel, die einen weiten Flugradius haben, reagiert und nach einer gemeinsamen Sitzung von Kreis, LANUV und Landesumweltministerium lediglich einen Nachtbetrieb beantragt.
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Angesichts der Tatsache, dass das Adlerpaar das einzige seiner Art in NRW ist, hätte ein Tagbetrieb wenig Chancen auf Genehmigung gehabt.
Weder Seeadler, noch der ebenfalls in der Region beheimatete Schwarzmilan sind nachts unterwegs, bei Fledermauswetter schaltet die Anlage ohnehin ab.
Hoffnung auf künstliche Intelligenz, um die Vögel zu schützen
Doch SL Windenergie hat noch Hoffnung, auch tagsüber Windenergie erzeugen zu dürfen. Das Unternehmen plant, die Anlage mit einem System namens „IdentiFlight“ aus den USA auszustatten: Acht Kameras und eine zusätzliche, hochauflösende Stereokamera können einen großen Vogel beim Anflug auf das Windrad bereits aus gut 1000 Meter Entfernung identifizieren – beispielsweise als Seeadler.
Das System rechnet Flugbahnen voraus, erkennt Höhe und Geschwindigkeit, schalte sich bei Kollisionsgefahr innerhalb von Sekunden aus, drehe aus dem Wind und stehe nach zwei bis drei ‘Trudelumdrehungen’ still.
Sollte dieses aktuell nur in den USA zugelassene System in Deutschland zertifiziert werden, darf SL Windenergie wohl auch in den Tagbetrieb gehen, diese Option umfasst die Befreiung. Die Idee, Vögel per künstlicher Intelligenz zu erkennen und zu schützen, brachte die Naturschützer auf den Gedanken, auch andere Großvögel als schützenswert einzuprogrammieren, Weißstörche und Greifvögel beispielsweise. In der Hoffnung, dass klimafreundliche Energie und Naturschutz keine Gegensätze mehr sein müssten.
Für die bereits in Betrieb befindlichen Windenergieanlagen in Büderich soll ein Fachgutachten klären, ob sie eine Gefahr für die Adler sind. Die Betreiber müssen dann mit Einschränkungen rechnen.