Wesel. Von Hysterie kann in Wesel keine Rede sein. Der Ansturm auf Mundschutzmasken, wie es ihn anderenorts vielfach gab, blieb hier bislang aus.
Längst wird schon von einer Informations-Endemie gesprochen, die der Coronavirus bewirkt hat. Nicht umsonst wurden mancherorts Apotheken und Baumärkte bestürmt, in der Hoffnung, noch einen Mundschutz zu ergattern. Damit möchten sich diejenigen schützen, die große Angst davor haben, sich mit besagtem, zuerst in China aufgetretenen Virus, zu infizieren.
Auch junge Leute kauften
Michael Jilek, Sprecher der Apotheker in Wesel, muss schmunzeln. „Diese Angst müsste man vor der richtigen Grippe haben“, sagt er, wenngleich auch er schon Mundschutz verkauft hat. Das sei eine typische Reaktion. Allerdings könne es sich auch um einen Jux handeln, zumal auch junge Leute dabei gewesen seien. Karneval würde sich solch ein Mundschutz doch sicher gut machen. Ansonsten findet der Fachmann aus Büderich: „Das ist noch zu weit weg.“ Erst wenn im Ruhrgebiet oder gar in Wesel der Coronavirus auftrete, könnte sich das Verhalten ändern.
Mehr Tote durch Grippe
Für Jilek ist klar, dass die Grippe mehr Tote fordert als der Coronavirus. Bei Letzterem sind es vor allem Menschen mit jeder Menge Vorerkrankungen, die bislang starben. Klar biete ein Mundschutz Schutz vor den Tröpfchen, die ausgestoßen werden, wenn jemand niest oder hustet. Doch für nötig hält er ihn nicht. Die Grippeimpfung nütze im Falle des Coronavirus nichts, wenngleich innerhalb von sieben Tagen eine Immunisierung gegen die echte Grippe hergestellt sei. Einzelne Dosen könnten zurzeit noch bestellt werden. Ansonsten gingen jetzt schon die Vorbestellungen für den September heraus, mehrere hundert Dosen für die hier ansässigen Ärzte.
Auch Marcel Kirsch, Marktleiter beim Baucentrum Stewes, der unter anderem Mundschutz für Menschen verkauft, die auf Baustellen viel Staub ausgesetzt sind, kann noch mit ein paar Exemplaren dienen. Die ganz günstigen Staubschutzmasken - zehn Stück für 2,99 Euro - gibt es allerdings nicht mehr, sondern nur noch die hochwertigen, von denen drei Stück acht Euro kosten. Einige Lieferanten meldeten bereits den Ausverkauf, andere kündigten Verzögerungen bei der Auslieferung an, sagt Kirsch. Um sich damit vor dem Coronavirus zu schützen sei jedoch kaum jemand in den Markt gekommen. Vielmehr handele es sich hier um das ganz normale Geschäft für Baustellen. Das Problem: Viele der Firmen, die Mundschutz herstellen, seien in Fernost ansässig, so dass die Lieferprobleme in der Natur der Sache lägen.
Tipps vom Unternehmerverband
Unterdessen gibt der Unternehmerverband Ruhr-Niederrhein Tipps zu Vorsichtsmaßnahmen am Arbeitsplatz. Um Ansteckungen zu vermeiden, könnten in den Waschräumen Desinfektionsmittel angeboten werden. Generell seien Arbeitgeber für das Thema Coronavirus sensibilisiert. Sie täten sicherlich alles, um die Belegschaft zu schützen. Dabei sei der hustende Kollege im Büro nebenan für so manchen ein größerer Anlass zur Sorge als sonst. Aus Angst vor Ansteckung zu Hause zu bleiben, sei aber keine Option.
Letztlich müssten Erkrankte auch hier keine Angabe zur Diagnose machen. Es sei aber davon auszugehen, dass im Falle einer tatsächlichen Erkrankung mit dem Coronavirus eine Meldung des Gesundheitsamtes an den Arbeitgeber erfolge.