Hamminkeln. Zurzeit ist Ruhe, aber das Frühjahr naht und damit die Zeit, in der der Eichenprozessionsspinner zum Problem wird. Die Stadt informierte.

Es graut vielen Hamminkelnern vor der warmen Jahreszeit und dieses Grauen hat einen Namen: Eichenprozessionsspinner. So ist wohl auch zu erklären, dass der Ratssaal rappelvoll war bei der Bürgerinformation zu dem Falter, der so viele Menschen in der Region plagt.

Mit dabei war Julian Wendt, Baumpfleger aus dem Münsterland, der seine Bachelorarbeit über den Eichenprozessionsspinner geschrieben hat und in seinem Berufsleben schon viel mit ihm zu hatte und wohl auch künftig haben wird. Denn, dass ein kalter Winter die Plage eindämmen kann, verwies er ins Reich der Fabel. Die Eiergelege, die zurzeit in den Baumkronen ruhen, haben sozusagen ein Frostschutzmittel im Körper und frieren auch bei Minus 15 Grad nicht kaputt. Auch im Larvenstadium 1 könne der Prozessionsspinner bis zu sechs Wochen in Starre verbringen.

Nur eine kurze Zeit

Die Stadt versucht der Plage zumindest in sogenannten Risiko-1-Gebieten - also Bereichen mit viel Publikumsverkehr - Herr zu werden, in dem sie zur Prophylaxe den Bacillus thuringiensis auf die rund 2000 erfassten Eichen sprüht. Doch das funktioniert nur bedingt, weil es nur ein kurzes Zeitfenster gibt, in der die Larven effektiv bekämpft werden können. Dazu müssen auch Wetter und Wind mitspielen. Zwar hat die Stadt ein zweites Sprühgerät angeschafft und Dienstleistungsverträge mit externen Unternehmen geschlossen. Doch für mehr reichen die Kapazitäten nicht.

Auch interessant

Julian Wendt praktiziert keine Prophylaxe. Nicht, weil sie nichts bringt, sondern weil das Gift auch auch andere Tiere tötet. Er setzt auf Ringfallen, bei denen Pheromone die Larven anziehen und diese dann in schwarzen Tüten verenden.

Auch interessant

Dieses Verfahren will die Stadt in diesem Jahr auf einer „Teststrecke“ ausprobieren, ebenso wie sie dort Nistkästen aufhängt, nachdem eine holländische Stadt erste Erfolge mit Meisen zu verzeichnen hat, die die Larven auffressen. In den nächsten Jahren will Hamminkeln auf der „Teststrecke“ auch Schlupfbienen und behandeltes Gießwasser zur Bekämpfung der Plage ausprobieren. Die Ergebnisse fließen dann in das Bekämpfungskonzept für das nächste Jahr ein. Aber alle Maßnahmen werden den Befall nicht verhindern, sondern nur die Auswirkungen, erklärte Thomas Michaelis von der Stadtverwaltung. Viele Hamminkelner wünschen sich mehr Engagement bei der Bekämpfung, auch in den Außenbereichen der Stadt. Doch das wird nicht geschehen. Eine Pflicht, die Plage zu bekämpfen, gibt es übrigens nicht. Weshalb der eingeladene Experte Hamminkeln explizit lobte: „Es gibt Kommunen, die sitzen das Problem einfach aus.“

Julian Wendt warnte eindringlich davor, Flammenwerfer hervorzuholen. Das verwirbele nur die Brennhärchen, die Menschen und Tieren solches Ungemach bereiten, und schade den Bäumen. Auch das Fällen von Eichen sei fachlich nicht zu begründen. Sinnvoller sei es, eine Fachfirma zu holen. Und wenn die Menschen doch selbst aktiv werden wollen, bitte immer mit Schutzkleidung. Sprühkleber, Haarspray oder verdünnter Kleister seien geeignete Mittel, um die Nester zusammenzuhalten. Aber besser sei immer der Profi.

Auch interessant

Menschen sollten den Kontakt mit den Raupen meiden, deren Haare giftig sind und schwere allergische Reaktionen auslösen können.
Von Rita Meesters, Susanne Zimmermann und Johannes Kruck

Neu aufgelegte Faltblätter

Neben der gut besuchten Bürgerinformation zum Eichenprozessionsspinner am Dienstag wird die Stadt in den nächsten Tagen einen neu aufgelegten Flyer an die Haushalte verteilen, in dem sie über Herkunft, Gefährdung, Symptome und Vorbeugung aufklärt.