Wesel. Helga Benninghoff, Initiatorin der Aktion „Boomerang Bags“, kämpft gegen Kunststoffmüll. Auch Wesels Einzelhändler wollen Plastik reduzieren.
Allein im Jahr 2018 wurden in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes zwei Milliarden Plastiktüten verbraucht. Das sind 24 Taschen pro Einwohner. Zu viel, findet Helga Benninghoff. Um dem Plastikmüll den Kampf anzusagen, startete die Weselerin im vergangenen Jahr die Aktion „Boomerang Bags“ (dt. Bumerang-Taschen).
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Gemeinsam mit einer Gruppe aus ehrenamtlichen Helfern näht Benninghoff Stoffbeutel und verteilt sie an lokale Geschäfte. Kunden, die ihre Tragetasche vergessen haben, können sich die Stoffbeutel ausleihen und beim nächsten Einkauf wieder zurückbringen. So müssen sie nicht zur Plastiktüte greifen.
„Das Projekt entwickelt sich super“, sagt Benninghoff. „Wir haben rund 600 Taschen genäht, 550 sind bereits im Umlauf.“ Einen Haken gebe es jedoch: „Viele Leute bringen die Beutel nicht mehr zurück. Edeka Komp und der real-Markt brauchen ständig Nachschub.“ Benninghoff vermutet, dass einige Kunden nicht wissen, dass sie die Taschen nicht behalten dürfen. Deshalb sollen die Stoffbeutel zukünftig mit dem Schriftzug „Bring mich zurück“ bedruckt werden.
Mit der Tupperdose zur Wursttheke
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Sven Komp, Geschäftsführer der Edeka-Filiale in Lackhausen, ist von der Aktion begeistert. „Wir sind kurz vor Weihnachten mit eingestiegen. Ich fand die Idee von Anfang an richtig klasse.“ Die Bumerang-Taschen seien aber nicht die einzige Maßnahme, um den Plastikverbrauch zu reduzieren. „Unsere Wurst- und Fleischtheke hat Waagen mit Tara-Funktion. Die Kunden können ihre Wurst also bequem in ihrer Tupperdose aufbewahren“, so Komp. Zudem verzichte die Filiale bewusst auf den Verkauf von Einweg-Plastiktüten. „Wir bieten Dauereinkaufstaschen aus Kunststoff an. Die sind sehr robust und halten lange.“
Auch im real-Markt an der Rudolf-Diesel-Straße werden seit Dezember Bumerang-Taschen angeboten. „Ein Mitarbeiter von uns unterstützt die Aktion und hat mich darauf angesprochen“, sagt Geschäftsführer Thomas Helmes. Darüber hinaus verkauft die Filiale Frische-Netze, um Obst und Gemüse zu transportieren. „Die sind zwar aus Kunststoff, aber wenn ich 500-mal damit einkaufe, spart das auch jede Menge Plastik“, so Benninghoff.
Laser-Gravur-Verfahren ersetzt Plastiktüte
Ein weiterer Trend in vielen Supermarktketten ist ein spezielles Laser-Gravurverfahren. Anstatt einzelne Bananen oder Gurken in Folie zu schweißen oder mit einem Etikett zu versehen, werden immer mehr Bio-Produkte mit einer Laser-Gravur gekennzeichnet. „Die Kunden achten darauf, dass die Lebensmittel möglichst unverpackt sind“, sagt Komp. Auch Initiatorin Benninghoff stellt in ihrem Umfeld einen Sinneswandel fest: „Das sehe ich allein schon bei uns in der Kirchengemeinde. Es gibt keine Plastikstrohhalme oder Plastikbesteck mehr. Solche Müllberge müssen einfach nicht sein.“
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Dagmar Meixner-Büscher von der Bäckerei Büscher an der Feldstraße macht unterschiedliche Erfahrungen: „Manche Kunden bringen wieder öfter einen Stoffbeutel mit. Es gibt aber auch viele Leute, die am liebsten für jedes einzelne Brötchen eine eigene Papiertüte hätten.“ Die Bäckerei sei beim Thema Umweltschutz auf die Eigeninitiative ihrer Kunden angewiesen. „Wir können ein Croissant und eine Salzstange nicht zusammen verpacken.“
Auch die Kuchenteilchen müssten weiterhin mit Papier abgedeckt werden. „Da stoßen zwei Sachen aufeinander: Umweltschutz und Hygienevorschriften“, so Meixner-Büscher. Umso erfreulicher sei es, wenn Kunden zum Beispiel ihren eigenen Kaffeebecher mitbringen. „Es reicht ja schon, wenn man auf den Plastikdeckel verzichtet.“ Oder beim nächsten Brötchenkauf einfach zum Stoffbeutel greift.