Wesel. Ehrenamtliche der Kirche am Lauerhaas schneidern aus Stoffresten Beutel, die an Geschäfte verteilt werden. Die Idee stammt aus Australien.

Schon auf der Treppe des Gemeindezentrums am Lauerhaas ist das Rattern der Nähmaschinen zu hören. Im Obergeschoss des Hauses sind sechs Frauen und ein Mann beschäftigt, sie nähen, schneiden oder bügeln. Keine normale Handarbeitsrunde trifft sich hier seit vier Wochen: Es ist ist Boomerang Bag-Gruppe – das sind Ehrenamtler, die Einkaufstaschen nähen und an Geschäfte verteilen, damit Kunden auf Plastiktüten verzichten.

Die Idee stammt aus Australien und hat seit wenigen Monaten auch in Deutschland Fuß gefasst. Initiatorin Helga Benninghoff ist stolz darauf, dass die Weseler Gruppe eine der ersten im Land ist, die sich der Bewegung angeschlossen hat.

Eine der ersten Boomerang Bag-Gruppe in Deutschland

Es braucht nur wenige Dinge, um etwas Gutes für den Umweltschutz zu bewirken: Gespendete Stoffreste und Nähmaschinen, ein wenig Zeit und Lust sich zu engagieren. Helga Benninghoff war sofort Feuer und Flamme, als sie einen Beitrag im Fernsehen über die erste deutsche Boomerang Bag-Gruppe in Krefeld gesehen hat. „Das fand ich so toll, dass ich gedacht habe: Das können wir auch machen.“

Jeden Donnerstag trifft sich die Gruppe zum gemeinsamen Nähen.
Jeden Donnerstag trifft sich die Gruppe zum gemeinsamen Nähen. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Sie nahm Kontakt mit den Krefeldern auf, um zu erfahren, wie’s funktionieren kann. Im Bezirksausschuss der Kirchengemeinde brachte sie ihre Idee auf den Tisch und stieß auf Interesse in der Gemeinde.

Auch ein Mann ist in der Handarbeits-Runde

Durch Mundpropaganda kamen Stoffspenden und sechs Nähmaschinen sowie freiwillige Helfer zusammen. Jetzt trifft sich die Gruppe immer donnerstags im Gemeindezentrum an der Birkenstraße zum Nähen. Joel Steckling, der einzige Mann in der Runde und zugleich mit 20 Jahren der Jüngste, stempelt am Ende die fertigen Stoffbeutel gut sichtbar mit dem „Boomerang Bag“-Label und nummeriert sie.

Das Label wird gut sichtbar auf die Taschen genäht.
Das Label wird gut sichtbar auf die Taschen genäht. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Denn die Taschen sollen wie ein Boomerang immer wieder an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren. So funktioniert das System: Die bunten Beutel werden in einem Supermarkt deponiert. Die Weseler Gruppe hat bisher Edeka Komp, die Tannenapotheke, die Bäckerei Büscher und den Eine-Welt-Laden beliefert. Dazu gibt’s gut sichtbar für Kunden auch eine kurze Erklärung zum Gebrauch der Boomerang Bags. Die Kunden können die Taschen für ihren Einkauf mitnehmen und später zurückbringen.

Aus Stoffresten werden bunte Boomerang-Beutel

Denn oft, so weiß es Helga Benninghoff aus eigener Erfahrung, steht man im Supermarkt und hat den Korb vergessen oder zuviel eingekauft. Die Beutel sind dann die Alternative zur Plastiktüte.

160 Taschen in verschiedenen Größen und Farben haben die Frauen schon aus gespendeten Bettlaken, Tischdecken oder Vorhängen geschneidert. Die Nähnachmittage sind ganz nebenbei auch ein geselliges Treffen: „Wir sind eine schöne, altersgemischte Gruppe“, sagt Helga Benninghoff. Sogar vier Schneiderinnen sind dabei – ein Glücksfall.

>> Helfer und Stoffspenden sind willkommen

Die Boomerang Bag-Gruppe ist mit viel Elan in das Projekt gestartet und sogar bei Facebook und Instagram präsent. Damit noch weitere Geschäfte mit den Boomerang Bags ausgestattet werden können, sind weitere helfende Hände sowie Stoff- und Nähmaschinen-Spenden jederzeit willkommen.

Auch Händler, die Taschen anbieten wollen, können sich melden. Der Kontakt zur Gruppe ist über Helga Benninghoff 0281/ 64646 möglich oder per E-Mail unter boomerang-bags@ehrenamt-wesel.de. Bei Facebook und Instagram ist die Gruppe unter Boomerang Bags - Wesel zu finden. Informationen sind auch auf der Internetseite der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel zu finden.