Wesel. Stadtplaner Martin Prior und Gottfried Brandenburg von der Bauleitplanung über aktuelle Projekte sowie die Entwicklungen am Rhein und Auesee.

Die Nähe zum Rhein, zwei große Wälder, eine breit aufgestellte Wirtschaft und eine angenehme Verkehrssituation – das alles seien Punkte, die laut Stadtplaner Martin Prior eindeutig für den Standort Wesel sprechen. „Deswegen kann ich das gute Ergebnis des Bürgerbarometers absolut nachvollziehen“, so Prior (siehe Text unten). „Wenn man sich ein Luftbild anschaut, muss man schon sagen, ist Wesel eine sehr grüne und attraktive Stadt.“

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Aber in welchen Bereichen muss Wesel nachlegen, um auch in Zukunft für seine Bürger lebenswert zu sein? Nachholbedarf sieht Prior – ähnlich wie Bürgermeisterin Ulrike Westkamp – bei der Erschließung neuer Gewerbegebiete. „Da sind wir in sehr engem Austausch mit dem Regionalverband Ruhr und wünschen uns weitere Alternativen.“

Neuer Autobahnanschluss an der B 70

Deutlich besser sei die aktuelle Verkehrssituation: „Ein richtiges Problem haben wir in Wesel nicht, auch wenn natürlich niemand auf dem Weg zur Arbeit gerne im Stau steht“, sagt Prior. Trotzdem würden große Infrastrukturprojekte wie Betuwe oder die Südumgehung auch Neuregelungen im Straßenverkehr erfordern, so Gottfried Brandenburg von der Weseler Bauleitplanung.

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„Durch die Südumgehung wird beispielsweise auch die Schermbecker Landstraße stärker genutzt werden. Da ist der Verkehr jetzt schon stark frequentiert“, so Prior. Für Entlastung könnte die geplante Autobahnabfahrt an der B 70 sorgen. „Wir befinden uns bereits in Absprache mit der Stadt Hamminkeln“, ergänzt Brandenburg. Die Planungen sorgen jedoch noch für Diskussionen.

Ein weiterer Vorteil von Wesel sei laut Prior der hohe Anteil an Radfahrern. „Die machen fast 30 Prozent des Verkehrs aus.“ Die Stadt bemühe sich deshalb darum, dass der Radschnellweg, der unter anderem die Ruhrgebietsstädte Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund miteinander verbinden soll, zukünftig auch durch Wesel führt. „Entsprechende Pläne für einen Anschluss wurden bereits in den Regionalplan aufgenommen“, so Brandenburg.

Das gute Radverkehrsnetz dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadt Wesel vor allem beim Öffentlichen Nahverkehr keine gute Figur mache. „Natürlich hängt das damit zusammen, dass wir auch einige Ortsteile drumherum haben, in denen die Anbindung manchmal schwierig ist“, erklärt Prior. Da sei es kaum verwunderlich, dass die Bürger lieber aufs Auto umsteigen würden. „Hier gibt es eindeutig Verbesserungspotenzial.“

Rheinpromenade: Pläne liegen auf Eis

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Auch auf dem Wasser sei Wesel stadtplanerisch aktiv. Dass das Unternehmen Viking River Cruises den Steiger an der Rheinpromenade gekauft hat und ab März 2020 regelmäßig Kreuzfahrtschiffe mit ausländischen Touristen die Hansestadt ansteuern werden, sei laut Brandenburg ein „ganz wichtiges“ Projekt. Eine weitere zentrale Aufgabe werde in den kommenden Monaten die Planung des Kombibad-Neubaus sein.

Auf Eis ruhen hingegen nach wie vor die planerisch und finanziell aufwendigeren Maßnahmen an der Rheinpromenade. Bereits 2013 hatte der Rat der Stadt Wesel ein Planungskonzept mit insgesamt 15 Einzelpunkten beschlossen – darunter der Bau einer „großzügigen Treppenanlage“ im Bereich Welcome Hotel und eines weiteren barrierefreien Zugangs zur unteren Promenade. Die SPD- und CDU-Fraktion hatten im August und September 2019 in Anträgen an entsprechende Pläne der Stadt erinnert. „Da sind uns finanziell leider die Hände gebunden“, sagt Prior. „Wir suchen weiterhin nach Fördermitteln.“

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Etwas mehr Bewegung kommt in die Aufwertung des Auesees. Ein erster grober Entwurf liegt bereits vor. Nun gehe es darum, mit den einzelnen Nutzergruppen Details zu klären. So sei zum Beispiel der geplante Tauchereinstieg im östlichen Teil des Sees umstritten, weil das Wasser dort zu flach sei, um von Tauchern genutzt zu werden. „Der Steg soll aber auch dazu dienen, mobilitätseingeschränkte Personen näher ans Wasser heranzuführen“, erklärt Brandenburg. „Wie wir das geregelt kriegen, müssen wir sehen.“ Bislang habe es aber noch kein Projekt gegeben, bei dem die Beteiligten nach intensiven Gesprächen zu keiner Lösung gekommen wären.