Wesel. Fünf Apotheken haben in den letzten Jahren allein in Wesel geschlossen – es werden nicht die letzten sein, so Apotheker-Sprecher Michael Jilek.

Vor Weihnachten hat die Schwanen Apotheke an der Brückstraße geschlossen, seit September ist schon die Bahnhof-Apotheke an der Wilhelmstraße dicht. Sie sind nicht die einzigen, die aufgeben: In den vergangenen Jahren haben acht Apotheken im Raum Wesel ihre Türen für immer geschlossen, bestätigt Michael Jilek, Sprecher der Apotheker in Wesel – damit liegt die Region im bundesweiten Trend. Für die Kunden bedeutet das: Weitere Wege, besonders am Wochenende zum Notdienst.

„Bundesweit schließt alle 39 Stunden eine Apotheke“, hat Jilek ausgerechnet. Die Situation für die Kollegen werde immer schwieriger: Der tägliche Aufwand mit den 27.000 Rabattverträgen für Arzneimittel mit den Krankenkassen und die andauernden Medikamentenengpässe sind ein Grund dafür, sagt der.

Medikamentenbeschaffung wird zum „Lotteriespiel“ für Apotheken

Allein die Recherche und die Mühe mit der Beschaffung der richtigen Medizin für die Patienten mache inzwischen 20 Stunden Mehrarbeit pro Woche aus. Medikamentenbeschaffung sei „ein Lotteriespiel“ geworden. Der gestiegene Verwaltungsaufwand sorgt auch für höhere Personalkosten: Der Anteil sei von 37 Prozent im Jahr 2003 auf jetzt 45 Prozent gestiegen. Die Medikamentenpreise sind im Gegenzug in den vergangenen Jahren gesunken.

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Dazu kommt die Konkurrenz durch den Online-Medikamenten-Handel. Diese können Preise bieten, die hiesige Apotheken mit ihren gut qualifizierten Fachkräften - die vom Staat übrigens vorgeschrieben werden – nicht mithalten können, erklärt Jilek.

Es werden wohl weitere Apotheken in Wesel schließen

So werde die Suche nach Nachfolger für diejenigen, die sich zur Ruhe setzen wollen, schwierig. 16 Apotheken gibt es noch in Wesel, fünf haben allein in den letzten Jahren geschlossen – und es waren nicht die letzten, da ist sich der Büdericher Apotheker sicher. Die Folgen für die Kunden sind längere Wege. Beim jüngsten Notdienst, berichtet Michael Jilek, bediente er in seiner Büdericher Apotheke Kunden aus Voerde. Die nächsten diensthabenden Apotheken wären in Rees, Hamminkeln oder Dinslaken zu finden gewesen. Besonders für nicht mobile Menschen eine weite Strecke.

Die Bonpflicht verursacht Zusatzkosten

Seit Jahresbeginn hat die Bürokratie noch einmal zugenommen: Auf die neue Bonpflichtsind auch die Apotheker nicht gut zu sprechen. Viele Kunden brauchen die Zettel gar nicht, weil sie Kundenkarten haben – so wandern sie direkt in den Müll. Den Sinn der Regelung versteht Michael Jilek nicht: „Unsere Kassen sind längst manipulationssicher“. 400 bis 500 Euro, schätzt er, könnte der zusätzliche Papierverbrauch seinen Betrieb kosten.

Und der Thermopapier-Abfall könnte jede Woche zwei gelbe Säcke füllen. „Ganz unverständlich wird es, wenn man bedenkt, dass so ziemlich alle auf dem Markt befindlichen Bondrucker mit chemisch behandeltem Thermopapier arbeiten. Diese Bons dürfen also nicht im Papiermüll entsorgt werden“.

Appell des Apothekers an die Kunden

Das erklärt Michael Jilek seinen Kunden in einem Aushang – verbunden mit der Bitte: „Vielleicht wären Sie so freundlich, Ihre Bons trotzdem mitzunehmen und zu Hause zu sammeln. Wenn Sie dann auf die Idee kommen, bei einem Abendspaziergang die gesammelten Bons im Briefkasten des Finanzamtes zu entsorgen… dann könnten die sich mit dem Sondermüll beschäftigen, die ihn auch in Auftrag gegeben haben!“