Wesel. . Der Aufsichtsrat wirft dem Bauvereinsvorstand vor, beim Bauprojekt an der Kreuzstraße Dienstliches und Privates nicht getrennt zu haben.

Schon seit Dezember steht fest, dass der Vertrag des Bauvereinsvorstandes Anett Leuchtmann zum 31. Juli auslaufen wird — überzogene Forderungen sollen, wie berichtet, der Grund dafür sein. Nun ist die 53-Jährige jedoch sofort ausgeschieden. Am Dienstag soll ihr diese Entscheidung des Aufsichtsrates nach NRZ-Informationen mitgeteilt worden sein.

Den Beschluss hat der Aufsichtsrat wohl bereits in der vergangenen Woche gefasst. Die fristlose Entlassung soll mit dem Bauprojekt auf dem Areal des ehemaligen Kreiswehrersatzamtes an der Kreuzstraße zusammenhängen. Dort entsteht ein Gebäudekomplex mit Wohnungen und einer Radiologischen Praxis. Der Bauverein ist einer der drei Bauherren.

Nach NRZ-Informationen wird Anett Leuchtmann vorgeworfen, Beschlüsse des Aufsichtsrates nicht umgesetzt zu haben. Konkret geht es um ihre private Beziehung zu dem Architekten Hofmeister. Der Aufsichtsrat wollte, so heißt es, nach dem Bekanntwerden der Beziehung auf den Auftrag verzichten, um nicht den Verdacht einer Vermischung von Privatem und Dienstlichem aufkommen zu lassen. Das soll nicht geschehen sein.

Viele Bewerbungen für Nachfolge des Vorstandes

Dass Vertrauen zwischen dem Aufsichtsrat und Anett Leuchtmann ist jedoch schon seit längerer Zeit gestört. Im Dezember hatte das Gremium entschieden, den Vertrag der seit fast zwölf Jahren für den Bauverein tätigen Annett Leuchtmann nicht zu verlängern. Damals soll es um Forderungen gegangen sein, die die Chefin des Bauvereins gestellt hatte: Mehr Geld, mehr Urlaub, einen höherwertigen Dienstwagen, einen Tag Arbeit von zu Hause aus. Diese Forderungen wollte der Aufsichtsrat nicht erfüllen.

Franz Michelbrink ist inzwischen alleiniger Vorstand des Bauvereins. Die Stellenausschreibung für die Nachfolge von Anett Leuchtmann ist Ende Februar abgelaufen, es sind eine ganze Reihe „interessanter“ Bewerbungen eingegangen, wie Aufsichtratsvorsitzende Ulrike Westkamp bestätigt. Bis eine Entscheidung über die Besetzung des Vorstandspostens bei der städtischen Wohnungsgesellschaft gefallen ist, können noch Wochen vergehen. Einen festen Einstellungstermin gibt es nicht. Er wird davon abhängig gemacht, wann die ausgewählte Person das Amt antreten kann.

Baubeginn voraussichtlich im April

Angesichts der Entwicklungen sind bereits Befürchtungen aufgekommen, ob es bei dem für die Innenstadt wichtigen Bauprojekt zu Verzögerungen kommen kann. Die gibt es tatsächlich, räumt Annemarie Gerlach, nebenberuflicher Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Wesel, ein. Die Wohnungsbaugenossenschaft ist einer der drei Bauherren des Komplexes. Die Verzögerung sei der Witterung geschuldet. Rund drei Wochen sei man im Rückstand, weil Telekom und Stadtwerke wegen des Frosts die Leitungen nicht verlegen konnten. Sie errichtet den mittleren Gebäudeteil mit 28 Wohnungen und hat einen eigenen Architekten, wie Gerlach versichert. Es sei geplant gewesen, dass die Wohnungsbaugenossenschaft zuerst beginnt. „Wir sind unabhängig vom Bauverein“, so Gerlach. Voraussichtlich beginnen die Arbeiten im April.