Schermbeck. Fünf Bürgermeister und viele wichtige Entscheidungen hat Rainer Gardemann in den 30 Jahren miterlebt – zum Beispiel die Gründung der Gesamtschule.
Rainer Gardemann ist seit 30 Jahren ehrenamtlich für die CDU im Interesse der Bürger tätig und auch das dienstälteste Mitglied im Rat der Gemeinde Schermbeck. Grund genug also, um sich mit ihm zu einem Spaziergang zu treffen und ein wenig über diese Zeit zu plaudern. Was ihn an der Aufgabe fasziniert? Ganz spontan antwortet der 59-Jährige: „Ich kann das Gemeindeleben aktiv mitgestalten und das Schöne daran ist, dass ich direkt eine Rückmeldung von den Bürgern erhalte.“ Positiv wie negativ.
Politiker müssten ihre Entscheidungen sorgsam abwägen, denn sie müssten in ihrem Dorf mit den Ergebnissen leben, so Gardemann. Bei EU-Politikern sei das anders, diese seien ja weit genug weg. Schon mit 17 Jahren interessierte er sich für das politische Geschehen in der Gemeinde, zunächst eher der Gemeinschaft wegen. „Aber man wächst da herein, ich hatte bald den Wunsch politische Themen im Ort mitzugestalten“, sagt er.
Mit 24 Jahren als Sachkundiger Bürger gestartet
Schon früh sei er der Jungen Union beigetreten, deren Vorsitzender er von 1979 bis 1991 war. Auch war er CDU-Ortsverbandsverbandsvorsitzender und ist Kreistagsmitglied. Mit 24 Jahren nahm er als Sachkundiger Bürger am Sport- und Kulturausschuss teil. „Damals tagten wir noch im Alten Rathaus, dort wo jetzt das Trauzimmer ist.“ Dort habe er gelernt, wie eine Fraktion funktioniert und auch, wie man mit einer Wortmeldung in die Zeitung kommt.
Damals ging es um die Skulpturen, die im Ort aufgestellt werden sollten. Vor der Sparkasse war zunächst der Heilige Kilian vorgesehen. Gardemann habe damals kommentiert: „Son Männeken auf einem Sockel passt nicht nach Schermbeck“ – und damit für Lacher gesorgt. Despektierlich habe er das natürlich nicht gemeint.
Rainer Gardemann, eher ein Mann der leisen Töne, absolvierte eine Ausbildung zum Polizisten. Er wechselte nach einer kurzen Zeit im Personen- Objektschutzdienst in Bonn nach Gelsenkirchen und gehörte dort der Reiterstaffel an.
Lange Spaziergänge mit dem Hund
Denn das Reiten war neben geschichtsträchtigen Themen sein Hobby. In jungen Jahren war er sogar recht erfolgreich, nahm an Landes und auch Europaentscheidungen teil. „Ich bin auch schon in Gahlen gestartet“, erinnert er sich. Aber das ist längst Vergangenheit.
Die geschichtsträchtigen Themen sind geblieben, aber das Tier an seiner Seite ist kleiner geworden. Hund Carlos – ein kraftvoller Labrador – ist jetzt sein Hobby. Der vierbeinige Begleiter unternimmt mit seinem Herrchen gern lange Spaziergänge. Ein Pott Kaffee bei schönem Wetter draußen bei Ännekens Tenne ist für ihn ein perfekter Abschluss eines Spazierganges, der oft am Mühlenteich vorbeiführt.
Die Entscheidung, politisch stärker mitmischen zu wollen, fiel zur Kommunalwahl 1989. Der Titel des Wahlkampfes lautete damals „Mit unseren Erfolgen weiter in die 90er Jahre“. Gardemann übernahm von Bernhard Redeker den Wahlbezirk 8, holte 37 Prozent der Stimmen. Damals trat die UWG erstmalig an und nahm allen Parteien Stimmen weg.
Spektakuläre Bürgermeisterwahl im Café
Spektakulär sei die Bürgermeisterwahl im ehemaligen Café Schulte-Drevenack gewesen. „Das war der Knaller, damit hat niemand gerechnet“ so Rainer Gardemann. Die CDU hatte keine Ratsmehrheit erhalten und trotzdem wurde ihr Kandidat Bernard Redeker vor Wilhelm Cappell gewählt. Als im Jahr 1994 dann der hauptamtliche Bürgermeister eingeführt wurde, erhielt Cappell die Stimmenmehrheit. Hier gibt es mehr aus Wesel, Hamminkeln und Schermbeck
Viele interessante Menschen habe er während der vergangenen 30 Jahre Tätigkeit im Gemeinderat kennen gelernt und erlebt, darunter fünf Bürgermeister. Die Zusammenarbeit mit Ratsmitgliedern anderer Parteien sei ihm immer wichtig gewesen. „In der Kommunalpolitik geht es nicht darum, mit Biegen und Brechen eine Mehrheit durchzusetzen“, so Gardemann. Viele Projekte seien durch die Zusammenarbeit aller Parteien verwirklicht worden.
Schermbeck setzte die Gründung der Gesamtschule durch
Er erinnerte an die Gesamtschule Schermbeck, die damals vom Land verpönt gewesen sei und die die Gemeinde aller Unkenrufen zum Trotz durchgesetzt habe. „Damals hat man auf Landesebene alles dafür getan, uns davon abzubringen“, erinnert er sich. Auch die Entscheidung des Grundschulstandortes hätten in diesem Jahr ja fast alle Mitglieder des Rates mitgetragen.
Die Arbeit im Rat und den Ausschüssen habe sich verändert. „Es wird verbissener diskutiert und Einzelinteressen werden höher bewertet“, stellt er fest. Aber: „Meine jahrelange Erfahrung hat mich gelehrt, gelassener mit den Dingen umzugehen.“ Respektvoller Umgang mit allen sei ihm wichtig.
Arbeit im Planungs- und Bauausschuss ist sein Ding
Die Arbeit im Planungs- und im Bauausschuss sei „sein Ding“, denn: „Das Planungsrecht gestaltet den Ort.“ Ob er mal den Wunsch hatte Bürgermeister zu werden? Das verneint er. Und wie lange er dem Rat noch treu bleiben werde, hänge davon ab, ob die Bürger ihm weiterhin das Vertrauen aussprechen – und ob die CDU ihn weiter aufstellen wolle.