Wesel. Für Büdericher, aber auch für Touristen sind die 3D-Rekonstruktionen gedacht, die bis Ende 2021 entstehen werden. 50.000 Euro fließen dafür.

Die Zeitreise Wesel, vor drei Jahren zum 775. Geburtstag der Hansestadt kreiert, begeistert heute noch. Automatisch wird der Betrachter in andere Zeiten mitgenommen und fühlt sich sofort mittendrin. Ähnliches plant nun auch die kleine Schwester der Kreisstadt auf der anderen Rheinseite: Büderich. Der heutige Weseler Ortsteil muss sich in seiner Blütezeit im 16. Jahrhundert nicht vor Wesel verstecken. Büderich war wohlhabend, hatte zwei Klöster, zwei mächtige Stadttore - Rhein- und Feldtor -, verfügte über ein städtisches Armenhaus sowie ein städtisches allgemeines Armengasthaus und vieles andere mehr - Münz, Markt- und Zollrecht inklusive.

50.000 Euro vom Landschaftsverband

Daran soll unter anderem erinnert werden, wenn die Idee des Bürgervereins Büderich zusammen mit Dr. Frank Dießenbacher aufgegriffen wird. Sie entstand im Zusammenhang mit dem Dorfinnenentwicklungskonzept.

Zunächst geht es an eine 3D-Rekonstruktion, später dann auch an einen Film. 50.000 Euro hat die Landschaftsversammlung Rheinland jetzt für das Projekt zur Verfügung gestellt, jeweils 25.000 Euro für die Jahre 2020 und 2021, erläutert dessen Mitglied aus Büderich, Michael Nabbefeld (CDU). Ende 2021 sollen alle Alt- und Neubüderich in einer Zeitreise erfahren können.

Bis dahin gibt es jede Menge Arbeit für den Vereinsvorsitzenden Marcus Abram und seinen Stellvertreter Rainer Gellings. Zusammen mit Frank Dießenbacher von Dießenbacher Informationsmedien, dem Stadtarchiv Wesel und der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort erarbeitet man das, was in unterschiedlichen Darstellungen zu sehen ist. Auch Dr. Veit Veltzke vom LVR-Niederrheinmuseum wird das Projekt unterstützen.

Marcus Abram, Michael Nabbefeld und Rainer Gellings, alle vom Bürgerverein Büderich, und Dr. Frank Dießenbacher (von links) stehen hinter dem historischen Projekt.
Marcus Abram, Michael Nabbefeld und Rainer Gellings, alle vom Bürgerverein Büderich, und Dr. Frank Dießenbacher (von links) stehen hinter dem historischen Projekt. © FUNKEFoto Services | Markus Weissenfels

Exakte Maße und Grundrisse fehlen vor allem von Alt-Büderich, das 1813 von Napoleon dem Erdboden gleichgemacht wurde. Heute handelt es sich hier um die einzige mittelalterliche Stadtwüstung des Rheinlandes. Diese außergewöhnliche Geschichte ist es, die bewahrt werden soll, sowohl für die Büdericher als auch für Touristen.

Etwa 1000 Menschen lebten einst nah am Rhein. Noch heute erinnert die unebene Fläche auf den Wiesen an das Dorf, in dem mitten durch die Kirche St. Peter eine Wand gezogen war, die Katholiken und Protestanten trennte. Im Inneren wurden die Menschen damals noch beerdigt, weiß Marcus Abram, der in der Büdericher Geschichte zu Hause ist und vieles dazu zusammengetragen hat.

Die herzogliche Residenzstadt verfügte sogar über das Markt-, Münz- und Zollrecht, was den Büderichern zugute kam. Im Film soll es um den wirtschaftlichen Aufschwung bis ins 16. Jahrhundert gehen, die Zeit der Reformation und der Glaubenskriege wird eine Rolle spielen, genauso, wie die Zeit der Neuordnung Europas im 19. Jahrhundert.

Die besondere Architektur Neu-Büderichs, das ab 1816 an der heutigen Stelle entstand und wo 1821 St. Peter sowie ein Jahr später die evangelische Kirche eingeweiht wurde, soll ein weiterer Themenschwerpunkt sein. Landesbauinspektor Otto von Gloeden war für den Aufbau zuständig. Damals präsentierten sich die Gebäude noch durchweg im klassizistischen Baustil.

So manches werden die Organisatoren auch in dem von Stadtarchivar Dr. Martin Wilhelm Roelen und Margret Wensky geschriebenen Buch „des vorigen florisanten Status beraubt - Büderich im 18. Jahrhundert“ entdecken. Hier gibt es zum Beispiel eine Karte mit Hausnummerierungen, die auf dem Feuersozietätskataster von 1706 basiert. Neben der Rheinstraße gab es auch die Ritterstraße, den Eiermarkt und die Dreckstege. Direkt am Rheintor lag die katholische Schule und schräg gegenüber die imposante Wind- und Rossmühle.

Jede Menge Jubiläen

200 Jahre nach der Einweihung von St. Peter - 2021 - könnte eine erste Präsentation des Erarbeiteten erfolgen, eine Filmvorführung dann 2024, wenn die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft 600 Jahre alt wird sowie 2025 zum 575. Geburtstag der St. Petri-Junggesellenschützenbruderschaft. Noch sind die Planungen ziemlich am Anfang. Man kann sich beispielsweise aber auch vorstellen, dass der Film in einem Schaufenster läuft, um möglichst viele Menschen damit zu erreichen.