Wesel. . Am Wochenende erinnert sich Büderich an die Zerstörung durch Napoleon. Führungen durch die mit Flatterband abgesteckten Straßen. 230 Grundschulkinder feierten gesern einen ökumenischen Gottesdienst
„Frieden ist ein schönes Gefühl. Dieses Gefühl sollen alle Menschen haben“, hat sich ein Kind gewünscht. Gestern feierten 230 Jungen und Mädchen der Grundschulen Büderich und Ginderich einen ökumenischen Gottesdienst im Zelt an der alten B58. Da, wo vor 200 Jahren noch Alt-Büderich gestanden hat, bevor Napoleon es zerstören ließ. Frieden war ihr großes Thema, die Fürbitten der Kinder galten auch den Vertriebenen und Heimatlosen, denen es, so stellten sie es sich vor, geht, wie es den alten Büderichern seinerzeit gegangen ist.
Des Bürgermeisters Brauerei
Groß war das Dorf nicht: gerade mal 350 Meter lang und 180 Meter breit und sehr eng
Das Festwochenende
Führungen gibt es Samstag, 14 bis 16 Uhr, und am morgigen Sonntag.
Der Sonntag beginnt um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst im Zelt, gefolgt vom Festakt.
Theater und Bilder steuern Schüler von KDG und AVG bei.
bebaut. Am Wochenende können sich Besucher ansehen, wo früher Straßen waren. Die Goldstraße, beispielsweise, von der man nicht genau weiß, woher sie ihren Namen hatte. „Sicher nicht, weil es hier Gold gegeben hätte“, meinte Herbert Hofacker, der gestern eine erste kleine Führung durch die mit Flatterband markierten Straßen anbot. Fast 250 Pfähle haben die Helfer eingeschlagen, um das etwas andere Dorfmodell umzusetzen. „Die sind geliehen“, sagt Arnold Tepass vom Arbeitskreis, „hoffentlich ist der Boden nicht gefroren, so dass wir sie auch wieder herausbekommen...“
Wo heute die Straße verläuft, stand im alten Büderich die katholische Kirche, im Jahr 1813 immerhin bereits fast 350 Jahre alt. Hochaltar, Marienaltar und Herz-Jesu-Altar, Orgel, Kanzel und Bänke brachten laut Kirchenchronik helfende Hände aus Ginderich und Xanten in Sicherheit, die Glocken konnten sie aus dem Turm retten, während die Stadt bereits zerstört wurde.
Direkt neben der katholischen Kirche stand das evangelische Pfarrhaus. Weiter geht die Führung durch die Bierstraße – hier waren kleine Brauereien ansässig, erläuterte Herbert Hofacker gestern seiner frierenden Gruppe. So oder so ähnlich muss das Wetter gewesen sein, als die Büdericher vor 200 Jahren aus dem Dorf vertrieben wurden. Übrigens gehörte eine der Brauereien dem Bürgermeister.
Ein wenig gespenstisch ist es schon, durch längst verschwundene Straßen zu schlendern, deren Namen zu lesen und der Geschichte zuzuhören. Wer heute oder morgen an einer Führung teilnehmen will, sollte strapazierfähiges Schuhwerk wählen: Matsch und Kuhfladen zeugen von der aktuellen Nutzung als Weide. „Die Ziegelstücke, die man hier findet, stammen alle noch aus Alt-Büderich“, meint einer der „französischen Soldaten“, die für die Grundschulkinder eindrucksvoll mit grimmiger Miene und historischen Kostümen, die Verlesung des napoleonischen Befehls durch den Stadtboten flankierten.
Wer mehr über die Dorfgeschichte erfahren will, findet eine neue Informationstafel am Stein neben der B58, der an Alt-Büderich erinnert. Schulleiter Karl-Wilhelm Schweden enthüllte die Schautafel mit kurzen Texten von Stadtarchivar Dr. Martin Wilhelm Roelen unter den Augen der neugierigen Kinder.