Kreis Wesel. Seit Mai gilt die Katzenschutzverordnung im Kreis Wesel, jetzt will der Kreis Ernst machen. Wer sich nicht daran hält, zahlt bis zu 1000 Euro.

Freilaufende Katzen, die sich ungebremst vermehren, sind ein Problem. Auch im Kreis Wesel, egal ob städtischer oder ländlicher Bereich. Viele Tiere sind krank, sie leiden, verenden mitunter qualvoll.

Seit 1. Mai ist deshalb die Katzenschutzverordnung in Kraft: Freigängerkatzen müssen gekennzeichnet, registriert und kastriert sein. Nun, sechs Monate nach der Einführung, will der Kreis Wesel nachdrücklicher auf die Einhaltung achten als bislang.

„Wir fahren jetzt nicht die Krallen aus“, sagt Kreisdirektor Ralf Berensmeier, „gehen aber aktiv mit dem Thema der Freigängerkatzen um, weil wir jetzt erstmals die rechtliche Möglichkeit dazu haben.“

Fangen, kastrieren, aussetzen

Es gibt zu viele Katzenkinder, die niemand haben will. Kreisvetrerinär Dr. Antonius Dicke, Tierheimleiterin Gabi Wettläufer und Kreisdirektor Ralf Berensmeier (v.l.) wollen daher die Kastrationspflicht im Kreis Wesel durchsetzen.
Es gibt zu viele Katzenkinder, die niemand haben will. Kreisvetrerinär Dr. Antonius Dicke, Tierheimleiterin Gabi Wettläufer und Kreisdirektor Ralf Berensmeier (v.l.) wollen daher die Kastrationspflicht im Kreis Wesel durchsetzen. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

Was bedeutet das? Bis zu 1000 Euro kann es kosten, eine unkastrierte Katze oder einen Kater frei laufen zu lassen, eine teure Ordnungswidrigkeit. Der Kreis, erläutern Berensmeier und Kreisveterinär Dr. Antonius Dicke in einem Pressegespräch, kann nun Streuner einfangen und kastrieren lassen, auch Tierschutzvereine können das jetzt auf rechtlich sicherer Seite tun.

Wilde Katzen werden danach wieder an der Stelle, an der sie gefangen wurden, ausgesetzt. „Sie bekommen eine Kerbe ins Ohr, damit wir ohne sie einzufangen erkennen können, dass sie kastriert sind“, erläutert Dicke, „Eartipping nennt man das“.

Findet sich aber ein Halter, muss er für die Kosten aufkommen und im Zweifel die Buße zahlen. Doch bei fast allen Katzen, die derzeit im Tierheim Wesel untergebracht sind, sind die Halter nicht identifizierbar.

Mancher will dieser Tage seine unkastrierte Katze los werden

Inzwischen macht sich die Verordnung auch hier bemerkbar, zunächst mal negativ. „Wir haben im vergangenen Monat rund 40 Katzen kastriert“, sagt Chefin Gabi Wettläufer. Mancher gibt seine Katze als Fundtier ab, um die Kosten zu sparen – mehr als 100 Euro werden für die Kastration einer Katze fällig, die Behandlung der Kater ist etwas preiswerter.

Obwohl das Tierheim 220 Euro pro Fundtier erhält und der Haustierarzt nur den einfachen Satz nimmt, ist das eine enorme Belastung, denn Futter, Medikamente, Heizung und Personal werden auch von dieser Summe bezahlt. 5000 Euro gab es auch vom Land, doch das Geld ist aufgebraucht.

Rund 60 Kätzchen im Alter von bis zu einem halben Jahr leben derzeit im Tierheim. Sie sind so wild, dass kaum jemand sie haben möchte. Wettläufer arbeitet mit den Landwirten zusammen, die sich einen kastrierten und geimpften Mäusefänger gratis auf den Hof holen können, wenn sie ihn angemessen versorgen.

Wilde Katzen sind kaum zu vermitteln

Kein guter Start: Ausgesetzt, krank und im Tierheim.
Kein guter Start: Ausgesetzt, krank und im Tierheim. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

„Etliche dieser Katzen könnten auch in Familien leben. Doch es ist unendlich viel Geduld nötig, sie lassen sich nicht anfassen, beißen und kratzen anfangs. Sie würden sich verstecken“, sagt Wettläufer. Aber: „Im Prinzip will sie keiner.“

Und weil keine Katze das Tierheim unkastriert verlassen soll, müssen viele von ihnen noch ein halbes Jahr bleiben, vorher ist die Operation nicht empfehlenswert. Für einige ist die Gefangenschaft eine Qual, sie werden deshalb frühkastriert. Für das Tierheim ist das ein enormer Kostenfaktor.

Population stabil und gesund halten ist das Ziel

Jahrelang hat Wettläufer für eine Kastrationspflicht gekämpft. Zwar erschwert die ihr aktuell das Leben, doch auf lange Sicht kann sie nur gut sein, denn die jungen, kranken und nicht vermittelbaren Katzen bringen das Heim an den Rand seiner Kapazität. „Unser Ziel ist es, die Population wild lebender Katzen stabil und gesund zu halten“, erläutert Dr. Antonius Dicke.

Laternenfest im Tierheim am 16. und 17. November

Futter, Medikamente und Tierarzt kosten Geld. Und das Tierheim arbeitet zusammen mit Ehrenamtlichen hart daran, Mittel zu beschaffen. Zum ersten Mal in diesem Jahr gibt es am 16. und 17. November ein Laternenfest an der Lackfabrik.

Samstags gibt es um 17 Uhr einen Laternenumzug für Familien. An beiden Tagen wird es im Tierheim - jeweils von 12 bis 18 Uhr – gesellig. Mit Kaffee und Kuchen, Verkaufsständen, Tombola, Informationen und etlichen Überraschungen.