Wesel. 200 Meter hoch mit einem Rotordurchmesser von 129 Meter: Am Menzelener See in Büderich ist eine neue Windenergieanlage beantragt.
Am Nordufer des Menzelener Sees, auf Büdericher Gebiet, soll ein neues Windrad entstehen. Mit dem Projekt befasst sich der Naturschutzbeirat des Kreises Wesel am 4. November. Die Kreisverwaltung schlägt dem Gremium eine naturschutzrechtliche Befreiung unter Auflagen vor.
200 Meter Gesamthöhe
Das ist geplant: Eine Anlage des Typs Enercon. Rotordurchmesser rund 129 Meter, Nabenhöhe 130 Meter, Gesamthöhe etwa 200 Meter. Laut Kreisverwaltung soll das Betonfundament einen Außendurchmesser von 19,40 Meter haben. Das Windrad soll auf intensiv genutzter Ackerfläche entstehen. Um es errichten zu dürfen, müssen etliche Kriterien erfüllt sein.
Angeschlossen werden soll die Windkraftanlage über die K22 und einen bereits existierenden Weg. Von diesem aus soll eine neue, dauerhafte Zuwegung gebaut werden. Windanlage und Zuwegung versiegeln laut Verwaltungsvorlage 1571 Quadratmeter Ackerfläche.
Wie wirkt sich das Windrad auf die Tierwelt aus?
Im Januar ist der Antrag gestellt worden, nun liegt er dem Naturschutzbeirat vor. Der hat ein Wörtchen mitzureden, das Landesnaturschutzgesetz sichert ihm ein Widerspruchsrecht gegen beabsichtigte Befreiungen und wesentliche Ausnahmen von Verboten zu. Der Beirat setzt sich unter anderem aus Vertretern von Naturschutzorganisationen, Jagdverbänden und Bauernverbänden zusammen.
Zum Antrag gehören verschiedene Gutachten, in Auftrag gegeben vom Antragsteller. So sei eine Studie zu dem Resultat gekommen, dass beim „Schutzgut Tiere und Pflanzen“ keine Konflikte zu erwarten seien.
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Das Projekt liegt an der Grenze des europäischen Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein, halte aber den geforderten Mindestabstand ein: Die geringste Entfernung liegt bei 770 Metern, vorgeschrieben sind mindestens 300 Meter. Zur Grenze des Naturschutzgebietes Bislicher Insel ist es rund 1,7 Kilometer weit. Ob dieser Abstand für Seeadler und Schwarzmilan ausreicht, ist noch fraglich.
Wildgänse weichen aus, so der Gutachter
Wildgänse, so das Ergebnis von Gutachten, fliegen in der Regel nicht in den Rotorenbereich. Statt dessen zeigten Gänsetrupps „frühzeitige Ausweichreaktionen“. Weil der Antragsteller bereits drei Windräder in Borth und Büderich betreibt, verfügt er über umfangreiches Datenmaterial über das Verhalten der Wildgänse in diesem Bereich, so die Verwaltung. Ein Ziel des Naturschutzes ist es, dass die Gänse ihre Äsungsflächen in den Vogelschutzgebieten ungestört erreichen können.
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Unsicherheiten gebe es derzeit noch darüber, ob Seeadler und Schwarzmilan von dem Windrad betroffen sind: Die Greifvögel sind auf der Bislicher Insel ansässig und haben einen kilometerweiten Aktionsradius, die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen.
Betriebspausen zum Schutz der Fledermäuse
Fledermäuse kommen im Projektbereich vor und könnten in den Rotor fliegen, vor allem die Arten Großer Abendsegler, Rauhautfledermaus und Breitflügelfledermaus müssen geschützt werden. Daher empfehle der Gutachter eine Betriebszeitenbeschränkung: Die Anlage soll vom 1. Juli bis zum 30. September zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang abgeschaltet sein. Aber nur dann, wenn es nicht regnet, es mehr als zehn Grad warm ist und der Wind nicht zu stark ist.
Weißstörche scheinen den Bereich zu meiden, wie eine Beobachtung von April bis August 2017 gezeigt habe. Eine Kollisionsgefahr für die ansässigen Vögel könne ausgeschlossen werden.
Bauverbot darf nur in Ausnahmefällen aufgehoben werden
Bliebe unter anderem noch der Landschaftsschutz: Das geplante Projekt liegt im Landschaftsschutzgebiet Poll, Ginderichswardt, aber gleichzeitig in einer ausgewiesenen Konzentrationszone der Stadt Wesel. Es gilt dort ein Bauverbot, von dem nur befreit werden kann, was im „überwiegenden öffentlichen Interesse notwendig“ ist. Die Verwaltung kommt zu dem Schluss, dass das Windkraftwerk gebaut werden kann, vorbehaltlich des Schutzes von Seeadler und Schwarzmilan.
Geplantes Windrad ist höher als seine Vorgänger
Die jetzt in Büderich geplante Windkraftanlage ist mit 200 Metern Gesamthöhe 50 Meter höher als die ersten drei Windräder des Antragsstellers.
Am Montag, 4. November, beginnt die nächste Sitzung um 15 Uhr im Kreishaus an der Reeser Landstraße 31, kleiner Sitzungssaal (Raum 007). Sie ist öffentlich, Zuschauer können die Diskussion verfolgen. Das Gremium tagt viermal jährlich.