Wesel/Hamminkeln. Die Weseler Politik will möglichst schnell den A 3-Anschluss an der B 70. Die Hamminkelner sind davon alles andere als begeistert.
Seit vielen Jahren ist ein neuer Autobahnanschluss an der A 3 zwischen Hamminkeln und Wesel geplant. Beide Städte haben gemeinsam ein Verkehrsgutachten über die Auswirkungen und mögliche Belastungen in Auftrag gegeben und wollen gemeinsam einen Antrag stellen. In Wesel ist der Ratsbeschluss zum Bau der Anschlussstelle an der B 70 in der vergangenen Woche gefasst worden – was in Hamminkeln zu Unverständnis führt, denn hier gibt noch Diskussionsbedarf. Die Nachbarkommune will einen Anschluss an den Molkereiweg geprüft haben.
Der CDU-Stadtverband kritisierte den Beschluss mit Blick auf die Weseler Parteikollegen: Man habe sich eine gemeinsame Linie gewünscht, erklärte Vorsitzender Norbert Neß. „Qualität geht vor Geschwindigkeit“.
Wesel steht zur B 70-Variante
Aus Weseler Sicht sieht die Sache jedoch anders aus: Dort wurde der Ratsbeschluss bei sechs Gegenstimmen (Grüne/Linke) gefasst. Der neue Anschluss wird gebraucht, um die Schermbecker Landstraße nach dem Bau der Südumgehung zu entlasten. „Die Diskussion ist mindestens 40 Jahre alt“, sagt Wesels SPD-Chef Ludger Hovest zu Plänen der neuen Anschlussstelle. Wesel und Hamminkeln hätten sich auf einen Bau an der B 70 verständigt und nur diese Variante sei auch im Bundesfernstraßeausbauplan vorgesehen: „Wenn etwas anderes gewünscht wird, war lange genug Zeit, es zu beantragen“. Die Variante Molkereiweg bringe weder für die Schermbecker Landstraße noch für die Feldstraße Entlastung, so Hovest.
Jürgen Linz (CDU Wesel) stellt fest, dass seine Fraktion nach der Vorstellung des Gutachtens und der Beratung darüber zu dem Schluss gekommen sei, dass der Anschluss an die B 70 die beste Variante sei. Welche Umgehungsmöglichkeit für Brünen gewählt werde, sei eine Hamminkelner Entscheidung. Auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp wünscht sich, dass es mit dem Thema vorangeht: „Irgendwann muss eine Entscheidung getroffen werden“. Das Gutachten zum Anschluss B 70 sei schließlich von beiden Kommunen in Auftrag gegeben worden, sie hält die Variante für die bessere. Für sie ist der weitere Anschluss auch deshalb wichtig, weil der Abstand zwischen den Abfahrten Hamminkeln und Wesel sehr groß ist.
Hamminkeln sucht andere Lösungen
In Hamminkeln stellt sich die Lage ein wenig komplexer dar. Würde die Abfahrt an der B 70 entstehen, fällt aller Voraussicht nach eine Umgehungsstraße im Westen von Brünen weg. Die Strecke scheint weder ökologisch noch ökonomisch darstellbar, so Bürgermeister Bernd Romanski. Zu lang sei die Streckenführung bis zum Gewerbegebiet Auf dem Stemmingholt, außerdem würden dort Naturschutzgebiete berührt, der Flächenverbrauch sei zu hoch.
Brünen mit einer Nord-Ost-Umgehung vom Schwerlastverkehr zu entlasten, funktioniert laut Verkehrsgutachten nicht. Im Gegenteil: Der Gutachter prognostiziert mehr Verkehr. Viele Unternehmen, so hat es Romanski aus der Wirtschaft vernommen, würden ihre Lkw dann nicht mehr auf die Hamminkelner Auffahrt im Norden der Stadt schicken, sondern nach Brünen. Das bedeute noch mehr Belastungen für die Anwohner als bisher. Bereits im Planungsausschuss hatte Romanski angedeutet, dass es vor allem für die Hamminkelner Straße eine Lösung geben müsse, sonst sehe er eine neue Anschlussstelle eher skeptisch.
Brücke am Molkereiweg ertüchtigen
Nach Hamminkelner Dafürhalten ist eine Auffahrt am Molkereiweg, der später zur Venninghauser Straße wird, die beste Lösung. Dem Argument, man müsse die Kreisstraße dann ertüchtigen, um den Verkehr aufzunehmen, hält er entgegen, dass das auch für die B 70 gilt.
Außerdem, so Romanski, müsse die Brücke am Molkereiweg ertüchtigt werden, wenn mehr Schwerlastverkehr kommt, weil sie nur 16 Tonnen tragen kann. Da kann man seiner Meinung nach gleich eine neue Anschlussstelle planen. Dann könnte der Molkereiweg, der zur Venninghauser Straße wird, von der Brüner Landstraße bis zur Hamminkelner Straße gescheit ausgebaut werden. Hier würde dann auch die Umgehungsstraße westlich durch die Brüner Berge bis zum Gewerbegebiet Sinn machen und für wirkliche Verkehrsentlastung an der Hamminkelner Straße sorgen. Findet zumindest Hamminkeln. Und ohne die Zustimmung der Stadt ist es unwahrscheinlich, dass Wesel eine neue A3-Anschlussstelle bekommt.