Schermbeck. Schermbecker Pfadfinder im Zeltlager am Rhein in Rheinland Pfalz: Sie erleben Entschleunigung, aber auch spannende Aufgaben.

Morgens um 8.15 Uhr auf dem Jugendzeltplatz in Rhens, dem kleinen Ort direkt am Rhein in Rheinland-Pfalz. Stille liegt über dem Zeltlager der Schermbecker Pfadfinder. Nur leichter Kaffeeduft strömt aus dem Küchenzelt. 55 Kinder und Jugendliche, sowie 20 feste Betreuer erleben hier eine totale Entschleunigung.

Die Kids merken dabei, dass es auch ein abwechslungsreiches Leben jenseits von Handy und elektronischem Spielzeug gibt. Langeweile sieht anders aus. Um 8.30 Uhr ertönt die Glocke. Langsam aber sicher kommen die Pfadis, die um 8 Uhr geweckt wurden, aus ihren Zelten – teilweise mit ganz kleinen Augen.

Grünzeug zum Frühstück – das mögen die Kinder

Sie treffen sich zur Morgenrunde, um sich einen schönen gemeinsamen Tag zu wünschen und kurz dafür Gottes Segen zu erbitten. Dann gibt es Frühstück. Jede Gruppe in ihrer selbst gebauten Essgruppe. Die Abwechslung auf den Tabletts ist ganz nett. Müsli, Brot, Wurst, Käse, Schokocreme, sowie Paprika, Tomate und Gurke.

„Das Grünzeug wollten die Kinder gern“, erzählt Frank Gaede, der seit vielen Jahren im Ferienlager den Kochlöffel schwingt und gern auf Wünsche eingeht – seit zwei Jahren gemeinsam mit Markus Hindricksen. Beide sind seit mehr als 30 Jahren Pfadfinder, mittlerweile sind auch die eigenen Kinder in der Organisation.

Umweltbesusst und fair gehandelt

Sie lassen niemanden hungern: Die beiden „Küchenchefs“ Frank Gaede (links) Markus Hindricksen bereiten hier Leberkäse vor.
Sie lassen niemanden hungern: Die beiden „Küchenchefs“ Frank Gaede (links) Markus Hindricksen bereiten hier Leberkäse vor. © NRZ | Gaby Eggert

Möglichst umweltbewusst geht’s übrigens in der Küche zu: Nach Möglichkeit werden die Lebensmittel frisch im Ort eingekauft und auf eingeschweißte und folierte Produkte verzichtet. Der Kaffee, Schokocreme und Bananen sind aus dem Fairtrade-Handel.

Auch Markus Kirstein lässt seit 30 Jahren nach Möglichkeit kein Ferienlager aus – ist Pfadfinder aus Leidenschaft: Genau wie die anderen 20 Besucher, die im Laufe der Ferientage ihre Kluft wieder anziehen und für einen oder zwei Tage nach Rhens reisen, um hier Lagerluft zu schnuppern oder aber Gitarrenmusik und Lagerfeuer zu genießen. Nach dem Frühstück haben die Jungen und Mädchen „Freizeit“, gehen duschen und – manche Eltern wird’s freuen – das ganz freiwillig.

Völlig losgelöst im Waschhaus

Und offensichtlich auch gut gelaunt, Denn aus dem Waschhaus singt ein junger Mann lautstark und in Endlosschleife Peter Schillings Hit aus den 80er Jahren „Völlig losgelöst“.

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Das Ferienlager hat keine Einbußen durch die Turbulenzen um die ehemalige Stammesleiterin erfahren, berichtet Stammesleiter Manuel Schmidt: „Wir sind offen mit der Problematik umgegangen und haben einiges verändert.“

Die Barkasse wurde mittlerweile abgeschafft – ein Kassierer ist nun für die Finanzen zuständig, die im Vier-Augen-Prinzip kontrolliert werden. Auch einen Revisor, der immer wieder auf die Zahlen schaut, gibt es jetzt. Die Veränderungen im Zeltlagerleben, die eingeführt werden, nennt er normal. „Stillstand ist Rückschritt“ lautet die Devise.

Basteln für das Ritterspiel am Abend

Gegen 11 Uhr steht wieder das gruppenweise gemeinsame Basteln fürs Ritterspiel, welches sich wie ein roter Faden durchs Lagerleben zieht, auf dem Programm. Um 13 Uhr gibt es Mittagessen. Vorher findet ein Gottesdienst mit Pfarrer Klaus Honermann statt, der am Freitag das Lager besuchte.

Bis 15 Uhr haben die Ferienlagermitglieder wieder Freizeit – dann wird zum Ritterspiel gerufen. Gegen 21.30 Uhr sollte dann so etwas wie Bettzeit sein und Ruhe im Lager einkehren. Theroretisch zumindest. Am Samstagabend erlebten die Pfadis im Rahmen der Nachtwanderung den „Rhein in Flammen“ und dann naht auch schon der Höhepunkt des Lagerlebens der „Haik“, der altersgemäß durchgeführt wird.

Orientierungslauf – die Ältesten müssen den Weg allein finden

Dafür schnüren die Pfadis ihre Wanderschuhe, packen ihren Rucksack und gehen von Montag bis Dienstagnachmittag auf ihren Orientierungslauf. Die Rover – also die ältesten ab 16 Jahren – müssen dabei ihren Weg allein finden. „Meist endet der Lauf für die Rover noch mit einer Spaßaktion“, erklärt Schmidt. Am Samstag ist die schöne Zeit dann auch schon wieder zu Ende, dann geht’s mit einem Rucksack voll toller Erlebnisse wieder heim.