Kreis Wesel. . Neben Fichten sind nun auch viele Laubbäume von Schädlingen und Trockenheit bedroht. Die Waldbrandgefahr steigt.

„Wer jetzt noch am Klimawandel zweifelt, soll im Wald spazieren gehen“ – Förster Michael Herbrecht sorgt sich um die Zukunft der grünen Lunge. Wieder ist es zu trocken – auch die jüngsten Niederschläge helfen kaum. „Der Unterboden ist so trocken, es müssten hunderte Liter herunterkommen“, sagt der Revierförster. Schon Stunden nach dem Schauer hat der Wind den Boden wieder getrocknet. Dabei leiden die Bäume noch an den Folgen des Sommers 2018. „Ich habe so eklatante Schäden in meiner Dienstzeit noch nicht erlebt“, sagt Her-brecht. Er ist 34 Jahre dabei. Nicht nur der Borkenkäfer, der die Fichte auszurotten droht, bereitet Kopfschmerzen. „Es ist eine Ballung unterschiedlicher Schädlinge, die uns zu schaffen macht. Das betrifft den ganzen Wald.“

Am Montag war Herbrecht in den Hünxer Kaninchenbergen unterwegs, umsturzgefährdete Bäume an den Wegen fällen. Kiefern, die den Sturm 2018 überlebt haben, werden jetzt braun und fallen um. „Ich kann ja nicht alle Waldwege sperren...“ Eschen sind betroffen, der Ahorn leidet unter der Rußrindenkrankheit – ein staubfeiner Pilz, der bei empfindlichen Menschen eine Lungenentzündung verursachen kann.

Selbst riesige Buchen sterben ab

Selbst riesige Buchen sterben an Wassermangel. Gibt es künftig keinen Wald mehr? „Es wird ein anderer Wald sein. Wir hoffen, dass die Wissenschaft uns Baumarten nennt, die widerstandsfähig sind“, so der Förster. Douglasien sind es offenbar, Küstentannen auch.

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Aber was ist mit den Laubbäumen? Zum klimastabilen Wald der Zukunft gehören für Jochen Peerenboom, Leiter der Freiherr von Nagell’schen Forstverwaltung, die rund 1000 Hektar Wald zwischen Hünxe und Gahlen bewirtschaftet, Baumarten wie Esskastanie und Amerikanische Roteiche. Mit ihnen gebe es jahrzehntelange Erfahrungen. „Wir müssen Arten aus submediterranen Gebieten und aus Übersee mit heimischen mischen“, erläutert Peerenboom. Monokulturen seien tabu.

Förster üben das Löschen.
Förster üben das Löschen. © Michael Herbecht

Reinhard Krebber, Vorsitzender der Waldbauernschaft im Kreis Wesel und Waldbauer – unter anderem gehören im große Teile des Aaper Buschs – ist ebenfalls alarmiert. Die Eichen werden erst vom Eichenprozessionsspinner und dann vom Eichenwickler traktiert. Birken, wasserliebende Bäume, sterben ab. Zwar ist das vom Borkenkäfer befallene Fichtenholz noch als Bauholz zu gebrauchen, allerdings müsste es gelagert werden. „Das Land muss Lager zur Verfügung stellen“, fordert Krebber. Zudem sei es ein Problem, das Holz aus dem Wald zu holen: „Friederike liegt noch in den Wäldern, jetzt haben die Fichten Vorrang. Die Unternehmen kommen nicht mehr nach.“

Die Feuergefahr ist hoch

Die Trockenheit hat einen weiteren Effekt: Waldbrandgefahr. Förster und Feuerwehren versuchen, sich darauf einzustellen: 40 Förster haben in der vergangenen Woche in der Schwarzen Heide in Hünxe eine Übung absolviert. Schnell stellte sich heraus: Die üblichen C-Rohre, von der Feuerwehr bei Bränden eingesetzt, sind im Wald sperrig und schwer zu bewegen, obwohl mit einer Leistung von 100 Litern pro Minute leistungsstärker als die D-Rohre (25 Liter/Minute). Letztere lassen sich besser durch Brombeergestrüpp und Sträucher ziehen, wie die Übungsteilnehmer feststellten. Inzwischen gibt es den Waldbrandkorb NRW mit D-Schläuchen, damit die Feuerwehren einsatzbereit sind.

Feuer durch weggeworfene Zigarettenkippen

Förster legen in den Wäldern Rettungspunkte und freigeschnittene Wege an, damit besser gelöscht werden kann, erläutert Revierförster Michael Herbrecht. Allein in seinem Zuständigbereich hat es in diesem Jahr vier Mal gebrannt: Geschnippte Kippen waren die Ursache. „Wir gehen rigoros vor“, kündigt er an.