Wesel. 1969 vermietete Wolfgang Seibt 50 Zeltplätze. Bis heute ist der Campingplatz zu einer kleinen Stadt mit gut 2500 Parzellen herangewachsen.

Auf der Grav-Insel herrscht Hochsaison. Selbst auf dem Kurzzeitcampingplatz direkt am alten Rheinarm ist kaum ein Platz frei – gut 10.000 Menschen verbringen derzeit ihren Urlaub auf der Insel zwischen Flüren und Bislich, am Wochenende sind es gut 12.000, erklärt Betreiber Frank Seibt. Kaum zu glauben, dass es vor genau 50 Jahren einmal mit ein paar Zelten angefangen hat. Am 1. Februar 1969 verpachtete sein Vater Wolfgang Seibt die ersten 50 Parzellen, im Sommer rückten die ersten Urlauber an und zelteten buchstäblich auf der grünen Wiese. Bis heute hat sich daraus mit etwa 2500 Parzellen der größte Campingplatz in Deutschland entwickelt.

Erstaunlicherweise liegt er nicht in einer Touristenhochburg am Meer, sondern am ruhigen Niederrhein. Doch es ist gerade der kurze Anfahrtsweg für urlaubsreife Menschen aus dem Ruhrgebiet, der den Platz so groß gemacht hat, ist der Betreiber überzeugt: „Es geht den Leuten einfach um das Campingplatz-Feeling. Sie sagen immer, schon wenn sie über die Zufahrt fahren, fühlen sie sich wie im Urlaub“.

Gäste schätzen „Urlaub um die Ecke“ in Wesel

Die Ferien direkt um die Ecke schätzen vor allem die rund 7000 Stammcamper, die hier ein Mobilheim oder einen Wohnwagen stehen haben. Nur noch fünf Camper sind von Anfang an dabei, ein Generationswechsel hat längst stattgefunden. Doch es sind immer noch viele Familien, die in Flüren ihre Ferien verbringen. Oft sogar die kompletten sechs Wochen, wie Frank Seibt weiß. Die Eltern können auch von der Grav-Insel aus zur Arbeit fahren.

Campingplatz Grav-insel GmbH & Co KG, 2000 Stellplätze und größter Campingplatz Deutschlands in Wesel in NRW. Wesel, Rheinland, Hansestadt, Niederrhein, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
     
Campingplatz Grav-insel GmbH & Co KG, 2000 Stellplätze und größter Campingplatz Deutschlands in Wesel in NRW. Wesel, Rheinland, Hansestadt, Niederrhein, Nordrhein-Westfalen, Deutschland © www.blossey.eu - Hans Blossey

Viele kommen aus dem Ruhrgebiet oder sogar vom Niederrhein. Einige Gäste reisen auch aus München, Frankfurt, Brüssel, Amsterdam oder Rotterdam an. „In Holland kostet der Platz eben das Dreifache“, sagt Seibt (56), der den Platz 2009 von seinem Vater übernommen hat. Der habe 1968 bei einem Ausflug auf die Insel eine „Vision“ von einem Campingplatz gehabt – und in die Tat umgesetzt, erklärt der Betreiber.

Campingplatz Grav-Insel wuchs durch Mundpropaganda

Schon 1970, ein Jahr nach der Eröffnung, waren 250 Parzellen vermietet. In den 70er und 80er Jahren wichen die Zelte immer mehr den komfortableren Wohnwagen. Vor allem durch Mundpropaganda kamen immer neue Gäste. Seibt: „Jeder, der kommt, hat mindestens einen Bekannten hier“. 2000 feste Parzellen mit Wohnwagen und Mobilheimen und 500 Plätze für Kurzzeitgäste gibt es heute auf der zwischen dem alten Rheinarm und dem Strom gelegenen Insel.

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Der Rhein setzte dem Leben auf dem Platz lange Zeit Grenzen. Bis 1993 mussten die Wohnwagen noch jedes Jahr im Winter weggezogen und auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei geparkt werden. 1992 begannen die Betreiber dann, in Eigenleistung einen Deich zu bauen. 1995 war das 3,2 Kilometer lange Bauwerk fertig. „Seitdem sind wir sicher vor Hochwasser“, sagt Seibt.

 So sah die Grav-Insel im Jahr 1972 aus.
 So sah die Grav-Insel im Jahr 1972 aus. © Seibt

In den 80er Jahren war der Platz mehrfach überschwemmt worden – zurück blieb eine Menge Schlamm und jede Menge Treibgut, alles musste wieder aufgeräumt werden. Diese Zeiten sind nun vorbei. Jedoch kommt es auch heute noch vor, dass die Zufahrtsstraße unter dem Wasser verschwindet.

Auf dem Campingplatz gibt’s viele Angebote

So konnte der Platz zu einer kleinen Urlaubs-Stadt mit der dazugehörigen Infrastruktur heranwachsen: Neben Supermarkt, Bäcker, Restaurant und Veranstaltungshalle gibt ein Kinderprogramm und eine Camping-Kirche, einen Indoor-Spielplatz, einen Streichelzoo sowie eigene Vereine wie Angel- und Bootsverein oder einen Futsal-Verein. Auch Auszubildende sind auf dem Platz beschäftigt, als Bürokaufleute etwa, als Elektriker oder Installateur.

Wachsen wird der Platz künftig nicht mehr, sagt Frank Seibt, lediglich die Infrastruktur müsse immer wieder angepasst werden. Die Nachfolge innerhalb der Familie ist auch bereits gesichert: Michael Seibt (22) hat seine Ausbildung im Büro auf der Grav-Insel absolviert und arbeitet auf dem Platz mit.

Im Jahr 1992 begannen die Campingplatzbetreiber und Camper  damit, um die Grav-Insel in Eigenregie einen Deich zu bauen.     
Im Jahr 1992 begannen die Campingplatzbetreiber und Camper damit, um die Grav-Insel in Eigenregie einen Deich zu bauen.      © Seibt

Längst fühlen sich die Camper auch nicht nur im Sommer auf der Insel wohl: Selbst im Winter sind einige hundert Bewohner auf dem Platz, Weihnachten und Silvester sind es sogar 3000 bis 4000 Menschen, die auf dem platten niederrheinischen Land ihre Ruhe suchen.

Weiter Information rund um den Campingplatz gibt’s im Internet unter www.grav-insel.com

>> Fest auf der Grav-Insel am 10. August

Am Samstag, 10. August, wird der 50. Geburtstag ab 12 Uhr auf der Grav-Insel gefeiert. Es gibt viele Spielangebote für Kinder, dazu einen Quad- und einen Go-Kart-Parcours. Für die Erwachsenen ist Musik und gegen 22 Uhr eine Feuershow im Angebot. Auch für Essen vom Grill ist gesorgt.

Zum Jubiläumsfest wird auch Bischof Laurent Djalwana Lompo aus dem Niger erwartet. Mit ihm arbeitet die Familie Seibt, die 2009 eine eigene Stiftung gegründet hat, schon seit 18 Jahren zusammen. Mit Unterstützung aus Deutschland konnten zum Beispiel 45 Brunnen gebaut werden, die mehr als 1,3 Millionen Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen.