Wesel. Sechs Hektar sollen aus der Erweiterung des Rhein-Lippe-Hafen gestrichen werden, um die Lippeaue zu schützen, fordert Nabu-Chef Malzbender.
Im Naturschutzgebiet Lippeaue haben viele Tiere und Pflanzen ihre Heimat. Doch das Naturidyll ist großen Belastungen ausgesetzt – sagt der Nabu-Kreisvorsitzende Peter Malzbender. Zum Beispiel durch den geplanten Hafenausbau und durch Menschen, die das Schutzgebiet als Freizeitfläche nutzen. Die NRZ traf sich mit dem Naturschützer vor Ort, um sich umzuschauen und mit ihm über die Situation und die Sorgen des Nabu zu sprechen.
Vor gut einem Monat hat die Politik in Wesel den Bebauungsplan 233 „Rhein-Lippe-Hafen Nord“, beschlossen. Dieser sieht vor, das aktuell 29 Hektar große Hafenareal auf 46 Hektar auszuweiten. Das würde jedoch dazu führen, dass auch ein beträchtlicher Teil des Naturschutzgebietes Lippeaue in Mitleidenschaft gezogen wird, sagt Malzbender. Der Nabu hat dagegen Widerstand angekündigt. „Ein Stück des Auenwaldes soll abgeholzt werden“, berichtet der Nabu-Chef.
Denn im Zuge der Erweiterung soll ein sechs Hektar großes Areal nordwestlich des Hülskens-Radweges um acht Höhenmeter aufgeschüttet werden. Das würde aber auch das Ökosystem in der Lippeaue tangieren, kritisiert Malzbender. „Das Maß ist voll.“ Denn: „Viele Vögel haben in der Lippeaue Brut- und Futterplätze“.
Reiher, Störche, Kiebitze und viele andere Vögel leben in der Lippeaue
Dass der Hafen ein Stück weit erweitert wird, „müssen wir wohl hinnehmen, aber diese sechs Hektar Fläche müssen erhalten bleiben“, fordert Malzbender. Er erklärt, warum das Areal so wertvoll ist: „Das Gebiet des Lippe-Deltas ist 200 Hektar groß. Ein Fluss lebt von der Dynamik und die Lippeaue braucht Hochwasser, da das Schwemmgut den 200 Pflanzen und 50 Brutvogelarten, unter anderem Weißstorch, Flussregenpfeifer und Kiebitz, zu Gute kommt. Teilweise sieht man hier jeweils über 40 Reiher und Störche, ich habe auch schon über 200 Kormorane hier beobachtet“, berichtet Malzbender. Für diese Artenvielfalt müsse es ausreichend Flächen geben, außerdem ermögliche das Lippe-Delta auch Laichplätze für Fische.
Darüber hinaus gebe es immer wieder Menschen, die die Inseln in der Lippeaue nutzen, um einen Grillplatz daraus zu machen. „Das wird natürlich gemeldet und zur Anzeige gebracht“, sagt Malzbender.
Auch Anwohner sehen Hafenerweiterung kritisch
Viele Leute würden die Lippeaue als Naturreservat schätzen und nutzen, um zum Beispiel auf dem dortigen Radweg mit dem Fahrrad zu fahren oder mit dem Hund spazieren zu gehen. „Auch viele Anwohner finden Gefallen an der Lippeaue und sehen die Hafenerweiterung kritisch“, meint der Nabu-Vorsitzende. „Wir müssen jedes Lebewesen schützen, alle haben eine Funktion. Wenn das Gebiet weiter zugebaut wird, fällt vielen Tieren eine Heimstätte weg“, fürchtet der Weseler.
„Der Hafenausbau ist etwas, dass wir in dieser Form auf gar keinen Fall akzeptieren wollen.“ Nach den Sommerferien wird der Nabu daher einen Protestmarsch ausrichten, zu dem rund 100 Leute mobilisiert werden sollen. „Wir haben den Klimawandel und genug Umweltprobleme. So geht es nicht weiter“, so der Nabu-Chef an.