Wesel. Alle drei Jahre feiern die St. Petri Junggesellen ihr Schützenfest im Polderdorf. Dann steht der ganze Ort Kopf. Jetzt ist es wieder soweit
Der Beginn des im Turnus von drei Jahren stattfindenden Schützenfestes der Büdericher St. Petri Junggesellenschützenbruderschaft erwies sich am Samstagabend als ein wahrer Publikumsmagnet. Über 400 Zuschauer versammelten sich rund um den Marktplatz und bestaunten das Sammeln der Schützenbrüder, das Antreten und den Zapfenstreich, der natürlich von viel Musik begleitet wurde. Gute Feierstimmung war eindeutig zu vernehmen, denn die Junggesellenschützen ließen immer wieder laute Freudenrufe erklingen und schwenkten dazu ihre schwarzen Zylinder.
Traditionell gekleidet – schwarzer Anzug, weißes Hemd, weiße Fliege und Zylinderhut – fehlte an den Revers der Schützenbrüder auch nicht das Büdericher Wappen und die Kompanie-Erkennungsblume. In diesem Jahr war es eine gelbe Rose für die 1. Kompanie und eine rote Nelke für die 2. Kompanie. In welcher man Mitglied ist, bestimmt der Wohnort im Polderdorf Büderich, der nach der Tradition mit einem Blick vom Rheindeich bis zum Marktplatz leicht festgestellt werden kann. Ein Haus rechts dieser Blickachse verleiht dem Junggesellen die Zugehörigkeit zur 2. Kompanie, wohnt man jedoch links davon, ist man in der 1. Kompanie, erklärte Schriftführer Simon Hoffacker die Statuten.
Verein ist fest im Dorf verwurzelt
Die Eröffnung des Schützenfestes mit dem Antreten und dem Zapfenstreich auf dem Marktplatz markiert den Beginn der viertägigen Schützenfestzeit, für die sich der Ort mit hunderten Maien am Straßenrand, blau-gelben St. Petri-Flaggen und vielen Fähnchengirlanden auf und über den Straßen geschmückt hat. Der Gesamteindruck im Ort drückt auch die Bedeutung der 1450 gegründeten St. Petri Junggesellenschützenbruderschaft und ihre Verwurzelung bei den Büderichern aus.
Auch heute noch, nach 569 Jahren, ist der Familienstand Junggeselle zwingend für die Mitgliedschaft. Mit 16 Jahren dürfen die Mitglieder eintreten, was seit dem letzten Schützenfest im Jahr 2016 von 15 jungen Männern in die Tat umgesetzt wurde. Frauen können nicht Mitglied werden.
Alle haben „Angst“ vor dem „Hohen Gericht“
Das Kommando bei der Eröffnungszeremonie hatte als Oberleutnant Maximilian Ridder, der sein Debüt, mit blauer Schärpe geschmückt, erfolgreich absolvierte. „Man kann euch sehr gut ansehen“, rief er seinen rund 80 angetretenen Brüdern zu und begrüßte auch den noch amtierenden König Matthias Kuhlmann mit seiner Königin Shirin Hoppmann. Es folgte die Verkündung der Verhaltensstatuten für die Junggesellen. Erwartet werden zum Beispiel allzeit gutes Benehmen, pünktliches Antreten, aufgetragene Dienste gewissenhaft zu verrichten und noch viele weitere Kodex-Inhalte, die falls nötig auch vor dem „Hohen Gericht“ geahndet werden, mahnt der Oberleutnant, lacht dabei und ruft: „Rechts um! Im Gleichschritt Marsch!“
Das Büdericher Tambourkorps und das Blasorchester Bislich führten den Zug durchs Dorf an. Nach drei donnernden Salutschüssen, die durch Mark und Bein gingen, bewiesen Blasorchester und Tambourkorps ihr musikalisches Können. Bei der Nationalhymne sangen die Schützenbrüder und das Publikum laut und vernehmbar mit. Am Samstagabend stand dann noch der Eröffnungsball, im großen Festzelt am Sportplatz, auf dem Programm. Ob das große Fest der Büdericher St. Petri Junggesellenschützenbruderschaft von 1450 auch heute noch als probater Kennenlern- und Heiratsmarkt fungiert, zeigt sich an der Entwicklung der Mitgliederzahlen bis zur nächsten Auflage im Jahr 2022, denn mit der Heirat geht der Austritt zwingend einher.