Hamminkeln. Bürgermeister Bernd Romanksi will beim Klimanotstand keine Symbolpolitik betreiben und nennt Zahlen: In Hamminkeln gab es 169 Osterfeuer.

Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski hat ein ganz spezielles Alleinstellungsmerkmal. Er ist in NRW der erste Bürgermeister, der konkrete Maßnahmen ergriffen hat, als in der Kommune mit Hilfe der schwarz-grünen Ratsmehrheit der Klimanotstand ausgerufen wurde. Er hat seine Mitarbeiter angewiesen, Osterfeuer und Feuerwerke auf ihre Klimaschädlichkeit beim Genehmigungsverfahren zu prüfen und im Notfall halt nicht zu genehmigen.

Dieses Vorgehen hat ihm in der Stadt nicht nur Freunde eingebracht. Es wird diskutiert in Hamminkeln, mitunter auch unter Zuhilfenahme verbaler Tiefschläge. Dem will der Bürgermeister entgegenwirken und hatte deshalb zu einem Pressegespräch eingeladen. Tenor: Versachlichung der Diskussion.

Stadt als Verlierer vor Gericht wäre „peinlich“

Dass es Romanski nicht nur um Symbolik wie in vielen anderen Städten geht, hatte er bereits in der Diskussion im Vorfeld gesagt und bekräftigte das auch jetzt: „Du kannst keinen Notstand ausrufen und dann sagen, das ist Symbolpolitik.“ Gibt es einen Antrag auf ein Osterfeuer, wird dieser von der Stadt unter anderem auf alle unnötigen CO²-Emissionen geprüft. Aber die Nichterteilung einer Genehmigung müsse rechtssicher sein, denn er habe keine Lust, im Falle einer Klage vor dem Verwaltungsgericht zu verlieren. Das wäre aus seiner Sicht „peinlich“.

Klimaschutz oder Brauchtum?

Klimaschutz contra Brauchtum ist bisher die Diskussionslinie rund um die Osterfeuer. Dazu präsentierte die Verwaltung nun erstmals Zahlen. 2019 hat die Stadt 168 Osterfeuer genehmigt. Nur Xanten mit 262 Osterfeuern sagt noch häufiger „Ja“. Wesel beispielsweise genehmigte in diesem Jahr nur 33. Angesichts der großen Dichte an Osterfeuern , müsse man sich schon die Frage stellen, ob das noch eine Frage des Brauchtums sei.

Da könnten sich ja auch Vereine in den Dörfern zusammentun und gemeinsam ein Osterfeuer anzünden. Die Stadt arbeitet nun an einem Konzept, wie sie strenger prüfen kann. Denn angesichts der 168 Genehmigungen ist der Verdacht, dass Anträge schnell durchgewunken werden, nicht von der Hand zu weisen.

Romanski setzt auf Freiwilligkeit

In der „Klimakrise“, wie Romanski die aktuelle Situation beschreibt, ist es nach seiner Meinung nicht „fünf vor zwölf Uhr, sondern fünf nach“. Aber den Notstand ausrufen, auch daraus machte er am Freitag keinen Hehl, hält er immer noch für falsch. Er setze lieber auf Freiwilligkeit, zumal Hamminkeln im Kreis als Klimavorbild gelte. Das bisher Geleistete aufzuzeigen, motiviere die Menschen mehr für den Klimaschutz vor der eigenen Haustür zu tun.

Thomas Michaelis und Mandy Panoscha als Experten der Stadtverwaltung zählen auf, was Hamminkeln bereits alles für das Klima tut. Ob E-Car-Sharing, Ladesäulen-Infrastruktur, Stadtradeln, drei Bürgerbuslinien, Verkehrskonzept, unabhängige Energieberatung, das neue Förderprogramm der Stadt oder der Versuch, an „Innovation City roll out“ in der zweiten Runde teilzunehmen und, und und. Alles Maßnahmen, die in Hamminkeln laufen und weiter ausgebaut werden sollen.

Mobilstationen für die Hamminkelner Bahnhöfe

So soll die Taktung aller Bürgerbusse so abgestimmt werden, dass die Leute direkt umsteigen können und an den Bahnhöfen ohne lange Wartezeiten die Züge erreichen können. Mobilitätsstationen an allen Bahnhöfen sollen her, um die Menschen dazu zu bewegen, mit dem Rad zum Zug zu fahren. Nahwärmenetze sollen in weiteren Dörfern entstehen, der Umstieg auf LED-Technik forciert werden und, und und. Denn Klimaschutz, so lautet die Botschaft aus dem Rathaus, fängt vor der eigenen Haustür an.