Wesel. Die alte Festungsmauer zwischen dem Weseler Südring und der Breslauer Straße bröckelt. Zudem ragen Wurzeln hervor. Nun beginnt die Sanierung.

Die meisten Weseler werden sie gar nicht kennen, die so genannte Escarpemauer der ehemaligen Bastion Halberstadt am Rande von Wesel. Sie liegt zwar parallel zum Südring und zur Breslauer Straße, doch hierhin kommen neben den unmittelbaren Anliegern nur einige Beschäftigte des Marien-Hospitals, die vor der Mauer ihr Auto abstellen. Seit Montag ist die Festungsmauer Baustelle, sie wird saniert, wie Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zusammen mit Fachleuten der Stadt, Martin Arnemann vom Ingenieurbüro A&W sowie Gerhard Schlauch von der bauausführenden Firma Schleiff Bauflächentechnik aus Erkelenz erläuterte.

Aus der Nähe betrachtet wird deutlich, wie es um diesen Teil der Festung Halberstadt bestellt ist.
Aus der Nähe betrachtet wird deutlich, wie es um diesen Teil der Festung Halberstadt bestellt ist. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Wie es um die gemauerte innere Stützwand des Grabens steht, wurde Anfang 2017 deutlich, als der städtische Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) hier Grünschnittarbeiten erledigte. Nicht nur, dass ein Teil des Mauerwerks herausgebrochen ist, auch Wurzeln haben hier ganze Arbeit geleistet, sind von oben durch die Wand gelangt. Das ist nun an vielen Stellen sichtbar.

157 Meter lang, vier Meter breit

Im Mai vor zwei Jahren unterstrich auch der sachkundige Bürger der CDU, Werner Köhler, den dringenden Handlungsbedarf am Baudenkmal mit der Nummer 144, so dass der Ausschuss für Stadtentwicklung im August 2017 die Sanierung beschloss, so denn Fördergelder fließen (siehe Box).

Montagvormittag wurde erst einmal auf einer Länge von rund 41 Metern das zum Arbeiten notwendige Gerüst aufgestellt. Denn die Sanierung, die voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein wird, wenn es keine große Überraschungen gibt, erfolgt in vier Bauabschnitten, damit jeweils nur 15 Parkplätze betroffen sind. Für die Mitarbeiter des Marien-Hospitals wurde eine Ausweichfläche in der Nähe gesucht.

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Es war Johann de Corbin, der die Zitadelle baute, wobei die Bastion Halberstadt dazu gehörte. Friedrich I., König von Preußen, ließ diesen Festungsbereich Anfang des 18. Jahrhunderts errichten. Die Escarpemauer verband die Zitadelle mit der Stadtbefestigung. Sie ist 157 Meter lang, vier Meter hoch und wurde aus Feldbrandsteinen gemauert. Die gegenüberliegende Contreescarpemauer nahe des Südrings existiert ebenfalls noch, misst aber nur 82 Meter, ragt lediglich 2,50 Meter in die Höhe und befindet sich in einem besseren Zustand als ihr Gegenüber.

Ist die Baustelle komplett eingerichtet, geht es Stück für Stück ans Mauerwerk. Dann werden lose Fugen und Steine ersetzt, wenn irgendwie möglich verbleiben die alten Feldbrandsteine in dem Gemäuer. Außerdem wird der noch vorhandene Bewuchs entfernt. An manchen Stellen ragen Wurzeln aus den Steinen, die einen Durchmesser von 25 Zentimetern haben. Einige Flächen werden mit Mörtel geschlossen und das Mauerwerk wird gereinigt.

Geschichtlicher Wert

Sowohl die Escarpe- als auch die Contreescarpemauer der Bastion Halberstadt werden von den Fachleuten als „wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der Weseler Festung“ bezeichnet, die als einzigartige und exemplarische Anlage eines selten erhaltenen Festungstyps in der gesamten Region einen wichtigen Aspekt der Militärarchitektur und der geschichtlichen Wertigkeit dokumentiert. Alles in allem handelt es sich um ein seltenes Zeitzeugnis der Architektur dieses Bautyps.

Außerdem wird hier deutlich, wie die Festungsanlage den Grundriss und das Stadtbild Wesels bestimmte. Sowohl aus wissenschaftlichen als auch aus architektur- und ortsgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen ist das Mauerwerk erhaltenswert.

Am Ende können sich auch die Anlieger freuen, die auf der Mauer ihre Grünflächen haben. Denn das rostige Geländer wird bei den Sanierungsarbeiten gleich mit erneuert.

Das kostet es

407.000 Euro kostet die Sanierung der Escarpemauer am Stadtrand insgesamt, davon sind 17.000 Euro Planungs-, der Rest Baukosten. Aus dem Denkmalförderungsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen fließen 140.000 Euro, der städtische Eigenanteil beträgt somit 267.000 Euro. Das betreuende Ingenieurbüro A&W hat seinen Sitz in Wesel.