Wesel.. Viele werden die Mauer nicht kennen, weil sie etwas versteckt liegt. Lediglich Anlieger und Mitarbeiter des Marien-Hospitals sehen sie oft.
Wesel ist reich an Geschichte, doch an vielen Stellen kann dies heute kaum mehr nachvollzogen werden. Zu stark waren die Zerstörungen durch die alliierten Bomber im Februar 1945. Wesel war bekanntlich ähnlich extrem betroffen wie Dresden, die Stadt zu 97 Prozent zerstört. Manches hat dennoch überdauert und will bewahrt werden, wie die Festungsmauer am Südring, von der heute wohl kaum noch jemand etwas weiß. Nur die Mitarbeiter des Marien-Hospitals, die hier ihr Auto parken, sehen die Reste der Bastion Halberstadt, zudem die Anlieger und vielleicht die Besucher des daneben gelegenen Spielplatzes.
Friedrich I. ließ die Bastion bauen
Werner Köhler, der als sachkundiger Bürger für die CDU im Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing sitzt, hat dort auf den schlechten Zustand der Mauer hingewiesen, der Ausschuss für Stadtentwicklung nun einen entsprechenden Beschluss gefasst: Das Bauwerk soll saniert werden, wenn es Geld aus der Denkmalförderung des Landes Nordrhein-Westfalen gibt. Es handelt sich um eine 157 Meter lange und vier Meter hohe Escarpemauer, sprich: eine Mauer um das innere Festungsbauwerk, das der Aufnahme von Erdmassen diente und sie stützte. Gegenüber ist die Contrescarpemauer zu finden, in Originalhöhe von zweieinhalb Metern und einer Länge von 82 Metern. Sie befindet sich in einem deutlich besseren Zustand und muss laut der städtischen Denkmalpflegerin Alexandra Kelemen voraussichtlich erst in mehreren Jahrzehnten saniert werden.
Friedrich I., König von Preußen, war es, der die Bastion Halberstadt als Verbindung zwischen der Stadtfestung und der Zitadelle zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Johann de Corbin bauen ließ. Damit wurde die Esplanade gesichert, die Freifläche zwischen der Zitadelle und der Stadt.
Wurzeln und Efeu
Bei Grünschnittarbeiten des städtischen Betriebs ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) war vor einigen Monaten das ganze Dilemma sichtbar geworden: Der vordere Bereich des Mauerwerks ist an vielen Stellen großflächig ausgebrochen, zudem haben Wurzeln die Steine erobert, und das mit einem Durchmesser von bis zu 25 Zentimetern. Auch Efeu verrichtet hier sein Werk, die Reste dieser Pflanze sollen deshalb ausgebrannt werden. Zudem sind die Fugen zu 70 Prozent schadhaft.
Um die Schäden und Kosten genauer abschätzen zu können, wurde ein Ingenieurbüro beauftragt. Das Ergebnis: Sicherung und Konservierung kosten 152 000 Euro. Wird zusätzlich eine Betonwand saniert und das Geländer erneuert, kommen 36 000 Euro hinzu, sollte eine weitgehend geschlossene Klinkerwand gewünscht werden, sind es weitere 50 000 Euro.
>>>NEUE EINTRÄGE IN DIE DENKMALLISTE
Vor einigen Tagen wurde die Escarpemauer der Bastion Halberstadt in die Denkmalliste eingetragen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass Mittel aus der Denkmalpflege fließen können.
Auch der rechtsrheinische Teil der ehemaligen Eisenbahnbrücke, vom Aussichtspunkt am Rhein bis zur Gaststätte Tante Ju am Flugplatz, steht nun unter Denkmalschutz. Bislang galt dies laut Denkmalpflegerin Alexandra Kelemen nur für den linksrheinischen Bereich.