Wesel. Die Niederrheinhalle ist das Gesprächsthema in Wesel. Viele äußern ihr Bedauern über die Abrisspläne. „Grünes“ Veranstaltungszentrum ist möglich.

Der geplante Abriss der Niederrheinhalle lässt bei vielen Erinnerungen an schöne Zeiten wach werden. An Karneval, an bekannte Künstler und Politiker, an Partys, aber auch an Feiern von Geburtstagen, Hochzeiten, Jubiläen und vielem anderen mehr. Jahr für Jahr hält etwa der Kabarettist Dieter Nuhr seiner Heimatstadt die Treue. Am 13. Dezember ist er wieder da. „Kein Scherz!“, heißt es an diesem Abend in der Nieder-rheinhalle auf dem Fusternberg.

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Die halbe Familie hat dort gearbeitet

Wer Weseler ist, kennt die Halle mit der außergewöhnlichen Adresse An de Tent 1 von Kindesbeinen an und möchte sie offenbar nicht mehr missen, egal wie alt und marode sie ist. Dazu gehört auch Jacqueline Wolf: „Schade, wenn sie wirklich abgerissen wird. Es hängen so viele schöne Erinnerungen daran, allein die Karnevalssitzungen, die wir dort mit dem KVC hatten, die Auftritte, einfach alles. Ich bin quasi dort groß geworden, sie soll bestehen bleiben!!“ „Ich bin auch dort groß geworden, meine halbe Familie hat dort gearbeitet, darunter auch meine Oma und meine Mama“, schreibt Monja Melina Laser auf der NRZ-Facebookseite.

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Und Thomas Keuer, Verdi-Geschäftsführer Duisburg-Niederrhein, sagt: „Wesel ohne Nieder-rheinhalle ist unvorstellbar. Seit Jahrzehnten führt hier der Verdi-Bezirk seine Veranstaltungen, zum Beispiel die Jubilarehrung, durch. Hier stimmt das Preis-Leistungsverhältnis. Im Gegensatz zu den Kosten der Duisburger Mercatorhalle. Dort kann sich kein finanzschwacher Verein die hohen Kosten leisten. Jeder private Investor will zu Lasten der Nutzer Gewinne machen. Deshalb sollte die Halle in städtischem Eigentum bleiben. Weseler, verteidigt eure Niederrheinhalle.“ Laut Keuer teilt der Bezirksvorstand diese Position einstimmig.

Ulrike Lubek (rechts) bei der jüngsten Eselordenverleihung in der Niederrheinhalle am 3. März. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hält die Rede auf sie. Zweimal wird es die Eselordenverleihung auf jeden Fall noch in dieser Halle geben. Schließlich ist die Nutzung bis Ende 2021 gesichert.
Ulrike Lubek (rechts) bei der jüngsten Eselordenverleihung in der Niederrheinhalle am 3. März. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hält die Rede auf sie. Zweimal wird es die Eselordenverleihung auf jeden Fall noch in dieser Halle geben. Schließlich ist die Nutzung bis Ende 2021 gesichert. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Erlebnisorientierung und Nachhaltigkeit

Doch die Stadt Wesel setzt offenbar auf den Neubau eines Hotels inklusive Veranstaltungsstätte, auch vor dem Hintergrund, dass hier eine moderne Standortentwicklung und zukunftsfähige Positionierung für nötig gehalten wird. Erlebnisorientierung, Nachhaltigkeit und Instagrammability (Inhalt, der gut für Instagram geeignet ist) seien in zunehmendem Maße für eine Buchungsentscheidung ausschlaggebend, wird in den Unterlagen zur Sitzung des Ausschusses für Gebäudeservice geschrieben, der am Dienstag, 9. Juli, ab 16.30 Uhr im Ratssaal unter anderem dieses Thema berät. So hätte ein innovatives „grünes“ Veranstaltungszentrum viele Alleinstellungsmerkmale. Das Thema soll deshalb näher unter die Lupe genommen werden, wären Gäste doch schnell im Grünen an Wohlfühlorten mit hohem Erholungswert. Eine Zertifizierung, etwa durch den Green Globe, wird ins Auge gefasst. Dabei handelt es sich um ein weltweites Programm, das für die Reise- und Tourismusbranche entwickelt wurde. Eine Veranstaltungsstätte steigere die Attraktivität der Stadt für Gäste und Bürger. Sie sei Teil der städtischen Visitenkarte.

Mehr Gäste führten zudem dazu, dass Gastronomie und Handel sowie der öffentliche Personennahverkehr profitierten. Schon jetzt werden jährlich rund 190.000 Übernachtungen in Wesel verzeichnet - ohne die Ferienwohnungen und den Anteil der Dauercamper auf der Grav-Insel. Bei den Kreisen Wesel, Kleve, Viersen und Heinsberg führt die Kreisstadt damit die Statistik an.

Die benachbarte Rundsporthalle wird im Herbst saniert

Auch die benachbarte Rundsporthalle ist in die Jahre gekommen. 180.000 Euro kostet die umfangreiche Sanierung der Betonfassade, die für den Herbst vorgesehen ist. Hinzu kommen kleinere Maßnahmen wie die Instandsetzung von Elektroeinrichtungen, die Erneuerung von Schraubverbindungen und die Entfernung von nicht mehr benötigten Lüftungsteilen. Einige der Mängel wurden bereits behoben oder sind in Auftrag gegeben.

Im Mai wurden zudem die Sporthallen Ost und Nord sowie die Turnhalle Hansaring von der Dekra untersucht. Die Ergebnisse stehen noch aus.