Wesel. . Rund 500.000 Euro jährlich soll eine städtische Stromnetzgesellschaft ab 2020 erwirtschaften. Die Gewinne sind für das neue Kombibad gedacht.

Der Plan für die Gründung einer kommunalen Stromnetzgesellschaft, in der die Stadt die deutliche Mehrheit besitzt, steht: Mit Unterstützung einer Wirtschaftsberatungsgesellschaft hat Kämmerer Klaus Schütz nun die Kaufverträge für das Stromnetz ausgehandelt. Der Rat soll am Dienstag dem Kauf zustimmen. Die Stadt übernimmt demnach von Innogy 75 Prozent der Anteile am Stromnetz und zahlt dafür eine Summe von zehn Millionen Euro. Im Gegenzug fließen unterm Strich jährlich rund 500.000 Euro an die Stadt, die damit die Planung und den Bau des Kombibades am Rhein finanzieren will.

CDU und SPD hatten sich für den Kauf des Stromnetzes und die Gründung der Strom-Stadtwerke als Schwesterunternehmen der Stadtwerke Wesel stark gemacht. Die Fraktionschefs Jürgen Linz (CDU) und Ludger Hovest (SPD) loben die Verträge „als Gewinn für alle Seiten“. Die Netzgesellschaft verdient durch die Einnahmen aus den Durchleitungsentgelten, die Westnetz als Pächter des Stromnetzes zahlen wird. Die Höhe der Entgelte wird durch die Regulierungsbehörde festgelegt und verändert sich durch den Kauf nicht, betont Linz mit Blick auf die Befürchtung, durch den Deal könnten die Strompreise steigen. Das werde nicht passieren.

Stromnetzgesellschaft in Wesel erhält zwei Geschäftsführer

Zum 1. Januar 2020 soll die neue Gesellschaft gegründet werden, die Vertragslaufzeit geht bis 2033. Der Kauf wird durch einen Kredit finanziert. Die Stromnetzgesellschaft wird von zwei Geschäftsführern geleitet: Einen stellt Innogy, der andere wird der Geschäftsführer der Stadtwerke sein – also Rainer Hegmann, der zum 1. Oktober von Innogy auf diesen Posten wechselt. Weitere Mitarbeiter gibt es nicht.

Stolz sind Jürgen Linz und Ludger Hovest darauf, dass in den Verträgen zusätzlich einige Garantien für örtliche Unternehmen eingebaut sind: So sei festgelegt, dass Innogy in Wesel alle drei Standorte (Reeser Landstraße, Technikzentrum Brüner Landstraße und Umspannwerk Obrighoven) mit mehreren hundert Arbeitsplätzen behält. Außerdem sollen die Stadtwerke künftig Dienstleister auch für Stromanschlüsse werden und der ASG die Pflege der Grünflächen von Innogy übernehmen.

SPD und CDU: Risiko beim Kauf des Stromnetzes gleich null

Die Netzgesellschaft wird eine Tochter der Bädergesellschaft. Dass Wesel mit dem Kauf des Stromnetzes nur gewinnen kann, ist für Linz und Hovest sicher. „Das Risiko geht gegen null“, sagt Linz. Das Betriebsrisiko für das Stromnetz trage komplett der Pächter Westnetz. Auch für den Fall, dass der Miteigentümer Innogy außerhalb des Unternehmens Eon verkauft werden sollte, sei vorgesorgt worden, so die Fraktionschefs: Eine Rechtsnachfolge sei nur einvernehmlich möglich.