Kreis Wesel stellt den Entwurf des Rettungsdienstbedarfsplanes vor. Bürgermeister der ländlichen Kommunen klagen: Die Retter brauchen zu lange

Kreis Wesel. Zu langsam, nicht transparent: Die Kreisverwaltung musste zum Thema Rettungsdienstbedarfsplan auch in ihrer Infoveranstaltung im Kreishausfoyer Schelte einstecken.

Bürgermeister kritisieren Informationspolitik des Kreises Wesel

Eigentlich müsse der Kreis nur die Zustimmung der Krankenkassen und der Städte mit eigener Rettungswache – Moers, Dinslaken und Wesel – einholen, erläuterte Gutachter Jens-Christian Petri vom Büro Orgakom in Waldbronn.

Frank Tatzel, Bürgermeister Rheinbergs, kritisierte, dass er über die Zeitung vom Beschluss erfahren habe, den nächtlichen Notarztdienst in Rheinberg und Xanten zunächst zu erhalten – das Problem ist um ein Jahr vertagt.

Xantens Bürgermeister: Kommunikation war eine Vollkatastrophe

Eine „verfehlte Kommunikation“ nannte er das. Drastischer wurde Xantens Bürgermeister Thomas Görtz, der die Kommunikation als „Vollkatastrophe“ bezeichnete. Landrat Ansgar Müller führte die vielen Verfahrensbeteiligten als Grund an. „Ich räume aber gerne ein, dass wir als Kreis in der Kommunikation nicht alles richtig gemacht haben.“

Kreis weicht an einigen Punkten von den Vorschlägen des Gutachters ab

*** vl, Klaus Peter Roelvink, Dr. Lars Rentmeister, Landrat Dr. Ansgar Müller, Frank Brändel und Jens-Christian Petri während der Vorstellung des Rettungsdienstbedarfsplans am Montag, den 24.06.2019 im Kreishaus, Wesel. Foto: Heiko Kempken / FUNKE Foto Services
*** vl, Klaus Peter Roelvink, Dr. Lars Rentmeister, Landrat Dr. Ansgar Müller, Frank Brändel und Jens-Christian Petri während der Vorstellung des Rettungsdienstbedarfsplans am Montag, den 24.06.2019 im Kreishaus, Wesel. Foto: Heiko Kempken / FUNKE Foto Services © Heiko Kempken / FUNKE Foto Services | Heiko Kempken

Nicht in allen Punkten hat sich der Kreis in seinem Entwurf an die gutachterlichen Vorschläge gehalten (die NRZ berichtete), so soll der nächtliche Notarztdienst in Rheinberg und Xanten vorerst bleiben.

Der Entwurf enthalte ein Plus von knapp einem Viertel mehr Personal und Fahrzeugen, so Petri. Insgesamt soll es im Rettungsdienst 300 Vollzeitstellen geben, 65 davon im Krankentransport aktiv.

Ausrückdauer soll kürzer werden, jede Minute zählt

Ein Ziel sei es, die Ausrückedauer zu senken: Der Zeitraum vom Alarm bis zum Losfahren. Häufig sorgten ungünstige Gebäude für Verzögerungen.

Jede gesparte Minute erhöhe den Radius um einen Kilometer innerhalb der gewünschten Hilfsfrist von zwölf Minuten. Der Schwerpunkt liegt bei den RTW, denn künftig sollen weniger Notarzteinsätze anfallen: Die RTW sind mit besser ausgebildeten Notfallsanitätern besetzt.

Hilfsfrist wird nicht Kommunen-scharf berechnet

Zwölf Minuten sollen die Retter zum Einsatzort brauchen. Bei knapp 90 Prozent der Einsätze im Kreis gelingt das – im Durchschnitt.

Das Problem: Es wird nicht die einzelne Kommune, sondern das gesamte Kreisgebiet gerechnet. In den Städten geht es schneller als auf dem Land.

Der Bereich zwischen Hamminkeln und Schermbeck ist schlecht versorgt, Sonsbeck ebenso wie der Norden von Xanten. Generell Gebiete, die an den Kreisgrenzen liegen und dünn besiedelt sind.

Ländliche Kommunen fühlen sich vernachlässigt

So kritisierte Xantens Bürgermeister Thomas Görtz die Grundlage für die Planung. Auf dem Land erreichten nur 60 Prozent der Einsätze die zwölf Minuten. „Das ist, als hätten Sie den Kopf im Backofen und den Fuß im Kühlschrank. Die Mitteltemperatur ist in Ordnung, aber es geht mir trotzdem nicht gut...“

Heiko Schmidt, Bürgermeister von Sonsbeck, stimmte dem Kollegen zu und nannte den Ortsteil Hamm mit 800 Einwohnern, in dem die Hilfsfrist nur in 30 Prozent der Fälle eingehalten worden sei. „Mit den ländlichen Kommunen wird nicht gut umgegangen.