Wesel. . Die Fichten am Schwarzen Wasser in Wesel müssen weichen. Die Förster hoffen, dass die Borkenkäfer nicht Geschmack an anderen Baumarten finden.

Schwere Maschinen und Fällarbeiten im Naturschutzgebiet Schwarzes Wasser – die Förster haben den Kampf gegen den Borkenkäfer aufgenommen. Einen, den die Fichten bereits verloren haben. „Die Bäume haben unter der Trockenheit 2018 gelitten“, erläutert Förster Christoph Beemelmans.

Deshalb habe der Harzfluss nicht früh genug eingesetzt, Schadinsekten riechen das. „Sie haben sich massenhaft vermehrt, es sind jetzt Abermillionen.“ Försterkollege Ulrich Körschgen habe jüngst in einer einzigen Falle mehr als 40.000 Borkenkäfer gefunden.

Es dauert nur wenige Tage, um einen Baum zu töten

Auch Laien können die enorme Zerstörung mit bloßem Auge erkennen, die Buchdrucker und Kupferstecher, die beiden Borkenkäferarten, anrichten: Die Fichten sind innerhalb weniger Tage tot, ihre Rinde fällt ab, braune Spuren darunter sind das Bohrmehl, das die zerstörerischen Tierchen hinterlassen.

Die Weibchen durchstechen die Rinde und legen ihre Eier ab. Geschlüpfte

Braunes Bohrmehl und die Brutgänge der Borkenkäferlarven: Diese Fichte ist tot.
Braunes Bohrmehl und die Brutgänge der Borkenkäferlarven: Diese Fichte ist tot. © Erwin Pottgiesser

Larven erledigen den Baum dann endgültig, ein Blick auf die abgefallene Rinde zeigt ihre Brutgänge. „Ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagt Beemelmans. Immer mal wieder habe man einen befallenen Baum entfernt. Aber jetzt? „Im Moment ist das nichts anderes als Leichen entsorgen.“ Jeder Baum sei für den Wald ein Verlust.

Waldbesitzer verabschieden sich von der Fichte

„Alle Waldbesitzer in NRW sind sich klar darüber, dass sie sich von den Fichten verabschieden müssen“, erläutert Beemelmans. Für die Förster ist das traurig – zumal sie fürchten, dass die Schädlinge Geschmack an anderen Bäumen finden könnten. Aktuell werden fünf Prozent des Baumbestands entsorgt, Fichten im Alter von 60 bis 65 Jahren, die Förster vor drei Generationen gesetzt haben. Das Holz ist kaum zu gebrauchen – somit ist die Krabbelinvasion für alle Waldbesitzer ein herber Verlust, denn Fichten sind sehr wirtschaftliche Bäume und im Baugewerbe nachgefragt.

Auch Laien erkennen mit bloßem Auge den Schaden. Derzeit werden die befallenen Fichten mit schwerem Gerät gerodet.
Auch Laien erkennen mit bloßem Auge den Schaden. Derzeit werden die befallenen Fichten mit schwerem Gerät gerodet. © Erwin Pottgiesser

Findet der gefräßige Schädling mangels Fichten dann Geschmack an Kiefern, geht es bereits um 90 Prozent des Bestandes, es ginge ans Eingemachte. Das wäre der übelste Fall, doch Beemelmans und seine Kollegen hoffen, dass es nicht so weit kommen wird. Derzeit entziehen sie dem Borkenkäfer das Futter um den Wald zu schützen.

Ein Eichenbestand soll nachfolgen

Eigentlich, so Beemelmans, mögen Förster und Naturschützer fließende Übergänge. Früher oder später sollte der Wald am Schwarzen Wasser auf Eichenmischwald umgestellt werden. Jetzt wird es eher früher dazu kommen, dass Eichensetzlinge, Birken, Vogelbeeren und Buchen die frei gewordenen Flächen bedecken. Doch auch die jungen Eichen aus dem vergangenen Jahr haben unter der Trockenheit gelitten. Nicht nur sie, auch sehr alte Eichen sind abgestorben.

Um die Fichten zu fällen, beauftragt der RVR Privatfirmen. Seit Sturmtief Bernd Stoffers fällt die befallenen Bäume. Erwin Pottgiesser right Friederike im Januar 2018 sind die pausenlos im Einsatz und völlig überlastet. Bei dem rasanten Tempo, die der Borkenkäfer an den Tag legt, verdoppeln Wartezeiten nicht selten den Schaden. Glücklich seien auch die Unternehmen damit nicht: „Um die Arbeitsplätze zu halten, benötigen sie Kontinuität.“ Nachhaltigkeit hilft da allen.

Maschinen im Naturschutzgebiet sorgen in der Regel für Proteste. Brutvögel und Jungtiere seien nicht beeinträchtigt, sagt Beemelmans. Und: Die Arbeiten seien absolut nötig um den Wald zu retten. Er wirbt um Verständnis. Sie sollen in zwei bis drei Wochen beendet werden.