Wesel. Zumindest darin waren die die 150 Teilnehmer des Kies-Dialogs einig: Man muss miteinander reden, um zu vernünftigen Lösungen zu kommen.

Eigentlich hieß das Thema des Diskussionsabends, zu dem die Initiative der Kiesunternehmen „Zukunft Niederrhein“ eingeladen hatte, „Kiesbedarf unter der Lupe“. Hauptsächlich diskutieren Experten und rund 150 Gäste aber über die Ausweisung von Auskiesungsflächen. Dr. Alexandra Renz vom NRW-Wirtschaftsministerium brachte es auf den Punkt: „Unser Lebensstil geht einher mit einem hohen Rohstoffbedarf bei Kiesen und Sanden.“ Gastgeber Christian Strunk ergänzte dazu: „Wir wollen verantwortungsvoll wirtschaften. Wir wecken keine Bedarfe, wir decken sie. Wir versorgen nur das, was die Baustoff- und Bauindustrie, Verkehrswege usw. benötigen – im Moment haben wir einen großen Bedarf an Wohnraum und Infrastrukturmaßnahmen. Das geht ohne Beton praktisch nicht.“

Draußen vor der Niederrheinhalle hatten Kieskritiker Alexandra Renz abgefangen, die für deren Sorgen und auch andere Kritik durchaus Verständnis zeigt: „Erschüttert haben mich schon Eingaben, in denen steht: ‘Helfen Sie uns! Wir wollen nicht, dass unsere Heimat abgebaggert wird.’ Luftbilder sind erschreckende Zeichen, so dass klar ist, hier ist ein echter Konflikt.“ Diesen könne sie nur noch als Optimierungsaufgabe begreifen, „weil die Räume endlich sind“, so Renz. Nur in Veranstaltungen wie „Kies im Dialog“ könne eine für beide Seiten verträgliche Lösung geführt werden – dem stimmten alle Beteiligten zu.

Die Experten auf dem Podium (von links) : Ingo Schäfer, Dr. Alexandra Renz, Norbert Meesters, Detlef Kempf und Michael Hüging-Holemans.
Die Experten auf dem Podium (von links) : Ingo Schäfer, Dr. Alexandra Renz, Norbert Meesters, Detlef Kempf und Michael Hüging-Holemans. © Zukunft Niederrhein | Eugen Aaldering

Der Weseler SPD-Ratsherr Norbert Meesters fasste es so zusammen: „Dialog ist der Schlüsselbegriff.“

Sein Parteikollege Ludger Hovest verdeutlichte in der späteren Diskussion, wie es eben nicht laufen solle und greift dabei Martin Tönnes, den Chefplaner des RVR, scharf an: „Wir sind die Gebeutelten des RVR, denn Tönnes wird mit uns vor Gericht landen, weil er keine Stadtgespräche geführt hat. Er weist Auskiesung in Obrighoven und Lackhausen mit völlig unverletzten Gebieten aus, um die Bevölkerung gegen die die Kiesindustrie und gegen die Politik aufzubringen.“

Der Sozialdemokrat präsentierte direkt einen konkreten Gegenvorschlag: „Dort, wo es möglich ist, in Vahnum und Pettenkaul, weist der Plan nichts aus. Wir betrachten die Kiesindustrie im wohlverstanden Sinne der Bürger in Wesel als Stadtentwicklung – dort wollen wir die Auskiesung. Das ist in in Wesel völlig unstrittig und die Lösung!“ Auch Meesters schimpfte über den RVR, dem er „Verhinderungsplanung vorwirft: „Das kann ja keine Dummheit sein, da kann ich nur eine Methode hinter sehen.“

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Kiesunternehmer Michael Hüging-Holemans betonte: „In den letzten Jahren schließt sich die Schere zwischen Gewinnung- und Aufbereitungskapazität auf der einen Seite und die Nachfrage auf der anderen Seite.“

Sein Wunsch wäre eine Regionalplanung, die es ermögliche, die heimische Bauindustrie mit Rohstoffen zu versorgen. „Solange so gebaut wird wie heute, haben wir auch diesen Bedarf. Und so lange wir diesen Bedarf decken, machen wir Landschaftsveränderung und die ist konfliktbehaftet.“ Auch er kommt zu dem Schluss: „Deshalb müssen und wollen wir miteinander reden.“


>>> LANDESREGIERUNG ORDNET ABGRABUNGSKONFERENZEN AN:

Die NRW-Koalition aus CDU und FDP hat Vorgaben für künftige Auskiesungsprojekte formuliert. Die drei Christdemokraten Charlotte Quik (Kreis Wesel), Margret Voßeler-Deppe und Dr. Günther Bergmann (Kreis Kleve) sowie Stephan Haupt (FDP, Kreis Kleve) verweisen auf den angenommenen Antrag im Landtag.
In diesem werden obligatorische Abgrabungskonferenzen, höhere Recyclingquoten, verbessertes Monitoring in Bezug auf Altflächen, Vorkommen, Bedarf und Verbrauch sowie Prüfung von Möglichkeiten zusätzlicher Kiesgewinnung im Deichvorland angekündigt. Es sei der erste richtige Schritt, den RVR zum Dialog zu „verpflichten“, lobt auch Norbert Meesters (SPD). Man müsse dem RVR sagen: „Wenn du es selber nicht machen willst, müssen wir dich zwingen, ins Gespräch zu kommen, um zu vernünftigen Lösungen in den einzelnen Kommunen zu kommen.“