Wesel. . Auch wenn das historische Bauwerk mit Hanse und Handel gefüllt wird, soll es kein Museum werden. Das betonte die Verwaltung im Ausschuss.

Mittwochs und donnerstags fünf Stunden, freitags und samstags acht Stunden - so soll das 777 Brauprojekt ab April nächsten Jahres am Berliner Tor unter freiem Himmel geöffnet haben. Für die weiteren Planungen ist es nötig, dass die Fördergelder unter dem Titel „Heimat-Zeugnis“ von der Bezirksregierung fließen. Das wurde am Donnerstagnachmittag im Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing deutlich. Sollte die Förderung nicht möglich sein, müsste erneut beraten werden.

Touristische Informationen

Erst einmal ist man im Rathaus und in der Politik aber positiv gestimmt - auch wenn knapp 250.000 Euro an Baukosten fällig werden. Sie wären auch ohne eine derartige Nutzung angefallen, hieß es im Ausschuss. Die Kulturbeauftragte Heike Kemper skizzierte noch einmal kurz den historischen Teil. Es wird einen Blick in die Geschichte und einen in die Gegenwart geben. Zum einen stehen historische Handelswege und -güter im Mittelpunkt, zum anderen ist es die Neue Hanse und die Europäische Union. Während der Öffnungszeiten sollen für Interessierte im Berliner Tor auch touristische Informationen zu haben sein, etwa ein Stadtplan.

Weseler Tuche aus dem Mittelalter

Für Ludwig Maritzen von der Hansegilde, die hier maßgeblich an verschiedenen Wochenenden aktiv werden soll, wenn in der Stadt ohnehin viel los ist, ist das Berliner Tor stets ein wichtiger Anlaufpunkt bei Stadtführungen. Er kann sich an dieser historischen Stelle aber auch Vorträge vorstellen, vor allem für Menschen, die nicht so mobil sind. Der einmal jährlich hier stattfindende Tuchmarkt etwa biete sich geradezu dafür an, den Bezug zu Weseler Tuchen im Mittelalter herzustellen und entsprechende Exponate zu zeigen. Dabei wurde aber auch klar gestellt, dass das Berliner Tor kein Museum, sondern ein Informationszentrum werden soll.

Auch Dr. Barbara Rinn-Kupka, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Städtischen Museums Wesel, freut sich schon darauf, das weitestgehend unter Denkmalschutz stehende einstige Stadttor mit neuem Leben zu füllen. So können dort Exponate gezeigt werden, die bislang im Depot schlummern. Als Beispiele nennt die Fachfrau eine mittelalterliche Truhe und Amphoren (Kannen) aus der selben Zeit.

Konkurrenz befürchtet

„Das ist ein Riesengewinn für unsere Stadt“, schwärmt jetzt schon Marco Cerener (SPD), der sich bereits um eine wirkungsvolle Beschilderung Gedanken macht, während die CDU befürchtet, dass die geplante Reaktivierung des einstigen Paulaners nebenan Konkurrenz fürs Brauprojekt werden könnte.

>>>KUNST FÜR DEN „UNPLATZ“

Die Skulptur Vesalia hospitalis (Gastliches Wesel) von Victoria Bell ist seit Monaten vom Leyens-Platz verschwunden, weil sie nicht mehr verkehrssicher war. Der Fachausschuss hätte aber gern wieder ein Kunstwerk an dieser Stelle. Bis es mögliche Fördergelder für einen Wettbewerb gibt, wird der Bereich aber erst einmal zugepflastert. Für Marie-Paule Neu (sachkundige Einwohnerin) ist der Platz „ein Unplatz“ geworden. Nun wird weiter nach Möglichkeiten gesucht, dort erneut Kunst einen Raum zu bieten.